1644 - Angriff der Halbvampire
hinschauten, sahen sie dort die Lichter blinken. Nebel hatte sich nicht gebildet. Es war auch keiner angesagt worden.
Rita Wells kniete auf den Planken. Sie hatte ihrem Kollegen den Rücken zugedreht und blickte nach vorn. Sie schien es kaum erwarten zu können, so schnell wie möglich wieder an Land zu kommen.
Wellen spielten mit dem Boot. Mal hoben sie es an, dann drückten sie es wieder zurück. Der Motor war jedoch stark genug, um auch gegen Unbilden der See anzukämpfen.
Als sie den Bereich der Felsen hinter sich gelassen hatten, ging es besser.
Auch Barry Cain wollten die schrecklichen Bilder nicht aus dem Kopf. Immer wieder sah er die beiden Leichen in seiner Nähe liegen. Eine ohne Kopf, die andere ohne Herz. Das war schlimm und war kaum zu verkraften.
Er schaute zum Himmel. Als hätte er sich mit seiner Kollegin abgesprochen, reagierte sie ebenso wie er. Und beide sahen sie etwas, das nicht dorthin gehörte.
Es war ein großer dunkler Schatten, der sie zuerst an einen riesigen Vogel erinnerte.
Rita drehte ihren Kopf zu Barry hin. Dabei deutete sie nach oben.
»Siehst du das?«
»Ja.«
»Was ist das?«
»Keine Ahnung.«
Plötzlich änderte das Wesen seine Flugrichtung. Es kippte nach vorn weg und steuerte auf die Wasserfläche zu. Wenn es so weiterflog, würde es die beiden und das Boot erreichen, aber dann änderte es seinen Kurs und stieg wieder hoch.
In diesem Augenblick sahen sie etwas Rotes zwischen den Schwingen leuchten. Düster wie Blut, und sie glaubten, sogar einen Buchstaben zu erkennen. Ein großes D. Einen Augenblick später jagte das Wesen mit den gezackten Schwingen wieder hoch und war aus ihren Blicken verschwunden.
»Meine Güte, was war das, Barry? Hast du das gesehen?«
»Ja.« Er hob die Schultern. »Jedenfalls war es kein Vogel. Das hat mir eher so ausgesehen wie eine Fledermaus.«
»Aber so groß«, staunte Rita.
Darauf konnte ihr Barry keine Antwort geben.
Ihm kam nur der Gedanke, dass Vampire mit Fledermäusen in einen Zusammenhang gebracht wurden, und das machte ihn nicht eben froher…
***
Es ist alles andere als eine gute Zeit!, dachte Jane Collins, als sie die Tür zu ihrem Haus in Mayfair auf schloss.
Zuvor hatte sie sich umgeschaut, weil sie herausfinden wollte, ob man sie beobachtete, aber gesehen hatte sie nichts. Trotzdem war sie nicht beruhigt. In ihrem Leben lief nichts glatt. Da musste sie immer mit bösen Überraschungen rechnen.
Das Haus hatte ihr Lady Sarah Goldwyn, die Horror-Oma, vererbt. Jane hatte schon zuvor darin gelebt, zusammen mit Sarah, und sie hätte viel darum gegeben, es noch zu können, was leider nicht mehr möglich war, denn Sarah Goldwyn lebte nicht mehr.
Jane hatte dagegen nichts unternehmen können, ebenso wenig wie gegen die neue Besetzung des Hauses durch Justine Cavallo, die Blutsaugerin. Sie hatte sich förmlich eingenistet und würde freiwillig nicht verschwinden.
Man konnte nicht sagen, dass sich Jane an diese Mieterin gewöhnt hätte. Sie nahm es einfach hin, weil es nicht zu ändern war. Freiwillig würde Justine das Haus nicht verlassen. Sie und Jane hatten sich darauf geeinigt, nebeneinander her zu leben. Ein Kontakt kam nur dann zustande, wenn es sein musste. Manches Mal, das musste die Detektivin zugeben, hatte es auch seine Vorteile.
Sie betrat das Haus und schloss die Tür.
Nach zwei Schritten blieb sie stehen und lauschte in die Stille. Sie wollte herausfinden, ob nicht doch ein Geräusch zu hören war. Es gab zudem Momente, da war die Anwesenheit einer anderen Person zu spüren, aber dieses Mal musste Jane Collins passen.
Es war nichts zu hören und auch nichts zu spüren. Sie war allein, und trotzdem drehten sich die Gedanken um ihre Mitbewohnerin, die sie nicht ohne Grund gewarnt hatte. Jane empfand das, was ihr Justine mitgeteilt hatte, als Warnung.
Es war noch nicht so spät, als dass ihr Bett gerufen hätte. Außerdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass Justine noch in dieser Nacht zurückkehren würde.
Wo sie sich herumgetrieben hatte, war Jane unklar. Diesmal ging sie davon aus, dass ihr Justine nach ihrer Rückkehr die Augen öffnen würde.
Sie stieg die Treppe hoch in die erste Etage, wo ihre Räume lagen. Eine Miniküche gab es dort ebenfalls, so musste sie nicht ihren Kaffee unten in der großen Küche kochen. Eine entsprechende Maschine und auch eine Mikrowelle standen in der ersten Etage bereit.
Sie schaute auch in Justines Zimmer nach. Es war leer.
Ein dunkler Raum mit entsprechend
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