1644 - Angriff der Halbvampire
weitergekommen?«
»Nein, aber das werden wir. Jane hat recht. Diese Insel ist so etwas wie eine zweite Vampirwelt. Wenn wir Mallmann eine Niederlage beibringen können, dann nur dort.«
Aus dem Nebenzimmer war nichts mehr zu hören. Suko musste sein Gespräch beendet haben. Als ich eintrat, winkte er mir zur Begrüßung müde zu.
»Was ist?«, fragte ich.
»Wir können uns freuen.«
»Warum?«
»Weil ich mit Sir James telefoniert habe. Er hat uns freie Hand gelassen.«
Ich verzog säuerlich die Lippen. »Wie toll, aber das bringt uns auch nicht weiter.«
Ich hatte den Satz kaum ausgesprochen, als das Telefon anschlug.
Ohne auf die Namensanzeige zu schielen hob ich ab und meldete mich nicht eben mit forscher Stimme.
Was ich aber dann zu hören bekam, hätte auch einen Scheintoten aus seinem Zustand wecken können…
***
Bill war verschwunden und hatte seine Frau im Wohnzimmer allein gelassen. Sie wäre auch gern gegangen, doch irgendjemand musste Dracula II im Auge behalten, der im Garten blieb und in seiner dunklen Kleidung an eine Vogelscheuche erinnerte.
Sheila wusste, dass sie jetzt stark sein musste. Dass sie das konnte, hatte sie oft genug in ihrem Leben in den verschiedensten Situationen bewiesen.
Zwar drohte ihr jetzt keine direkte Gefahr, aber Dracula II zusehen zu müssen, wie er durch ihren Garten ging, mal vor, mal hin und her, und sich dabei immer mehr der großen Fensterscheibe näherte, das machte sie schon nervös.
Mallmann ließ sich Zeit. Er war an einem Punkt angelangt, an dem er nicht mehr seine Diener schickte. Seine wirklichen Feinde wollte er persönlich erledigen, und er wollte sie schmoren lassen, um ihre Angst zu steigern.
Sheila atmete hektisch. Sie gab auch nicht so leicht auf, in diesem Fall aber wusste sie nicht, was sie unternehmen sollte. Bill würde bald zurückkommen und versuchen, Mallmann auszuschalten. Auch das brauchte seine Zeit, und sie wollte etwas tun und nicht einfach wie erstarrt auf dem Fleck stehen bleiben.
Die Station mit dem Telefon stand so nahe, dass sie nur den Arm ausstrecken musste, um den Apparat zu erreichen. Sie tat es, ohne dass sie groß nachdachte. Dabei behielt sie Mallmann im Auge, der sich in diesem Moment abgewendet hatte und mal nicht ins Zimmer hereinschaute. Diese Gelegenheit nutzte Sheila aus. Sie huschte hinter die schmale Seite eines Biedermeierschranks, sodass Mallmann den Eindruck haben musste, sie hätte den Raum verlassen, weil er diese Stelle nicht einsehen konnte.
Die Nummer vom Yard war gespeichert. Jetzt hoffte Sheila nur, dass sie den Freund erwischte.
Ja, er meldete sich.
Und dann sprach sie so schnell, als sollte das eine Wort das andere einholen…
***
Ja, ich stand unter Strom und hörte Sheila zu, die mit hektischer Stimme redete. Ich kam nicht dazu, etwas zu sagen, aber ich ließ sie reden. In meinem Ohr hörte sich ihr Flüstern an wie eine laute Stimme.
»Hast du mich verstanden, John?«
»Ja, habe ich.«
»Und?«
»Wir sind schon auf dem Weg!«
Ich legte das Telefon wieder weg und sprang in die Höhe.
Suko, der nicht mitgehört hatte, schüttelte den Kopf. »Sag mal, was ist denn los?«
»Komm!«
»Und wohin?«
Ich war schon an der Tür und drehte den Kopf. Die Haut in meinem Gesicht brannte, so sehr hatte mich der Stress im Griff. »Wir müssen so schnell wie möglich zu den Conollys. Am besten pappen wir uns Flügel an und fliegen.«
»Und warum hast du es so eilig?«
Die Antwort rief ich quer durch das Vorzimmer, in dem Glenda Perkins stand und nicht wusste, was passiert war.
»Weil Dracula II bei den Conollys im Garten steht…«
ENDE des ersten Teils
[1] Siehe John Sinclair Nr. 1643 »Die Templer-Katakombe«
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