1644 - Angriff der Halbvampire
wieder voll dabei ist.«
»Das weißt du genau?«
»Ja, sonst säße ich nicht hier.«
»Und welche Pläne verfolgt er?«
Die Cavallo legte ihren Kopf zurück und gab ein lautes Lachen von sich.
»Diesmal hat er es besonders raffiniert angestellt. Denk daran, welche Helfer er früher gehabt hat.«
»Vampire, wen sonst?«
»Ja, alles klar. Sie waren auch als solche zu erkennen, mochten sie auch noch so unterschiedlich gewesen sein. Da denke ich nur an die blutleeren Gestalten in seiner Vampirwelt. Aber die Zeiten sind für Mallmann endgültig vorbei.«
Jane konnte kaum glauben, was sie da zu hören bekam. Sie schüttelte den Kopf, und die Frage, die ihr auf der Zunge lag, musste einfach raus.
»Sag jetzt nicht, dass er aufgegeben hat. Nein, das ist nicht möglich. So etwas macht ein Will Mallmann nicht. Er existiert noch, und ich denke nicht, dass er aufgeben wird. Das kannst du mir nicht erzählen, Justine.«
»Das hatte ich auch nicht vor.«
»Was ist dann los?«
Die Vampirin beugte sich ein wenig vor.
»Ich habe dir doch gesagt, dass Mallmann sehr kreativ ist. Er sucht stets nach neuen Wegen. Er will seine Zeichen setzen. Das hat er geschafft, denn er ist wieder im Spiel.«
Jane wusste, dass Justine die Wahrheit sagte. Wäre das nicht der Fall, hätte sie gar nicht erst herzukommen brauchen. Also musste sie etwas loswerden.
»Dann mach endlich deinen Mund auf!«
»Gern. Ich kann dir sagen, dass ich bereits zwei seiner neuen Verbündeten erledigt habe.«
Jane nickte. »Vampire, denke ich.«
»Nein!«
Die Antwort überraschte Jane Collins. Sie musste erst mal schlucken.
»Ahm, nicht?«
»So ist es.« Die Cavallo hob die Schultern. »Es sind weder Vampire noch Menschen. Verstehst du?«
Im Moment stand Jane auf dem Schlauch. »Sorry, aber da bin ich wohl überfragt.«
Die nächsten Worte klangen spöttisch. »Sei offen für das Neue, heißt es doch - oder?«
»Kann sein.«
»Und hier gibt es etwas Neues.« Justine nickte. »Es sind weder Menschen noch Vampire. Es ist eine Mischung aus beiden. Man kann dazu Halbvampire sagen.«
Jetzt war es heraus, und Jane Collins saß in ihrem Sessel, ohne etwas zu sagen. Sie hatte das Gefühl, auf den Arm genommen zu werden. Ein Blick in das glatte Gesicht ihres Gegenübers bewies jedoch das Gegenteil. Da entstand kein Grinsen, da war der Blick nicht spöttisch, sondern kalt und ernst.
»Und das ist neu?«, flüsterte Jane.
»In diesem Fall schon.«
»Zählst du dich nicht auch dazu?«
»Nein, Jane Collins, auf keinen Fall. Ich bin eine Ausnahme. Aber zurück zu den Halbvampiren. Mallmann hat von ihrem Blut getrunken. Nicht viel, aber es reicht aus, um sie zu einer anderen Person zu machen. Zu einem Halbvampir eben.« Sie beugte sich wieder vor. »Der Keim ist gelegt. Die Sucht nach Blut ist da, nur eines fehlt ihnen noch…«
»Was denn?«
»Das Zeichen, Jane.«
»Du sprichst von den Blutzähnen?«
»Genau erfasst. Sie sind nicht vorhanden. Aber, und jetzt hör genau zu: Die Gier nach Blut steckt trotzdem in ihnen. Sie wollen es trinken, sie müssen es trinken, um weiterhin existieren zu können.«
Jane Collins überlegte. Sie war in Moment nicht in der Lage, etwas zu sagen. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken und schufen eine ganz neue Welt, in der der Schrecken regierte.
»Hast du es begriffen?«
»Ich fürchte, ja.«
»Das ist gut.«
Jane hatte ihre Gedanken gesammelt und sprach sie leise aus.
»Wenn das so ist, wie du es gesagt hast, dann - dann - werden sie sich ihre Nahrung holen.«
»Exakt. Soll ich dir sagen, wie sie das tun?«
»Ich kann es mir vorstellen. Sie verletzen Menschen und trinken das Blut aus deren Wunden.«
»Genau, Jane. Genau das tun sie. Und jetzt kannst du darüber nachdenken, ob Halbvampire nicht schlimmer sind als normale Blutsauger. Deren Opfer gleiten in eine neue Existenz, die anderen aber sterben, wobei es darauf ankommt, wie schlimm die Verletzungen sind. Das also ist seine neue Masche.«
Jane saß in ihrem Sessel und umklammerte mit ihren Fingern hart die beiden Lehnen.
Was sie da gehört hatte, war einfach ungeheuerlich.
Justine konnte im Prinzip recht haben. Die Menschen, die in die Gewalt der Halbvampire gerieten, wurden nicht ebenfalls zu Vampiren. Sie blieben entweder schwer verletzt zurück oder starben.
Als sie ihre Gedanken beendet hatte, da rann ein Schauer über ihren Rücken. Sie war wie vor den Kopf geschlagen.
Dann hörte sie Justines Stimme. »Damit hast du nicht gerechnet oder?«
»Ja,
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