1644 - Angriff der Halbvampire
gestrichenen Wänden, in denen sich kein normaler Mensch wohl fühlen konnte. Es sei denn, er liebte schwarze Kammern.
Jane bereitete sich einen Kaffee zu. Draußen lag der Herbst mit seinen kühlen Tagen und Nächten, sodass Jane sich entschied, für später eine Flasche Rotwein zu öffnen. Sie wollte noch so lange genießen wie möglich, die Zeiten, die auf sie zukamen, waren hart genug.
Sie ließ sich in den Sessel fallen und streckte die Beine aus. Es war eine entspannte Haltung, wobei sie sich innerlich nicht eben entspannt fühlte.
Da spürte sie schon ein leichtes Vibrieren. An Schlaf hätte sie nicht denken können.
Die Glotze ließ sie ausgeschaltet, hörte dafür aber Musik. Leise Melodien.
Evergreens, gespielt von einem Broadway-Orchester, und Erinnerungen an Frank Sinatra und Dean Martin schwirrten durch ihren Kopf. Jane mochte die Musik, sie sorgte bei ihr für eine Entspannung, aber ihre Gedanken wollten nicht fliehen. Es lag etwas in der Luft. Davon konnte sie sich nicht freimachen, und sie dachte sogar daran, John Sinclair anzurufen.
Den Gedanken ließ sie wieder fallen. Es war noch nichts passiert, das hoffte sie zumindest.
Die Zeit verstrich. Jane wartete.
Sie trank den Wein, hörte die Musik und ließ es zu, dass ihr hin und wieder die Augen zufielen. Aber sie schreckte auch rasch wieder hoch, war dann voll da, verließ das Zimmer und schaute bei Justine Cavallo nach.
Die Vampirin war noch nicht zurück.
Es ging auf Mitternacht zu, und Jane dachte daran, dass diese hellblonde Person, die so perfekt aussah wie eine Schaufensterpuppe, auch Menschenblut trinken musste, um zu überleben.
Darüber wollte Jane nicht nachdenken, auch wenn Justine Cavallo dafür sorgte, dass es keine Vampire gab, denn diejenigen, die im Werden waren, tötete sie. Und sie sah zu, dass es nur bestimmte Menschen waren, die dieses Schicksal erlitten. Leute, die anderen ein Leid angetan hatten und die es ihrer Meinung nach nicht wert waren, weiterhin zu existieren.
Das verachtete Jane. Das verachteten auch andere Personen, und trotzdem konnten sie Justine nicht aus der Welt schaffen, denn sie profitierten auch von ihr, denn die Vampirin war die Todfeindin eines Blutsaugers, der sich Dracula II nannte und mit dem normalen Namen Will Mallmann hieß.
Er war nicht nur das große Problem der Justine Cavallo. Auch Jane Collins und ihre Freunde wünschten seine Vernichtung.
Bisher war es dazu noch nicht gekommen. Ihm waren zwar immer wieder Niederlagen beigebracht worden, aber er hatte es jedes Mal geschafft, neue Akzente zu setzen. Doch in der letzten Zeit hatte Mallmann durch den Verlust seiner Vampirwelt eine schwere Niederlage erlitten, die er sicher nicht so schnell verkraftete.
Und wieder wäre Jane Collins beinahe eingeschlafen. Aber sie zuckte hoch, weil sie ein Geräusch gehört hatte.
Die Tür wurde geöffnet.
Auf der Schwelle stand die Person, auf die Jane Collins gewartet hatte.
Justine sah aus wie immer. Superblond die Haare, faltenlos und glatt das perfekte Puppengesicht und mit einem dünnen Leder-Outfit bekleidet, dessen Oberteil einen schon jugendgefährdenden Ausschnitt aufwies.
Sie trug diese Kleidung zu allen Jahreszeiten, denn als Wiedergängerin war sie gegen Hitze und Kälte unempfindlich.
Jetzt streckte sie ihre Arme aus und drückte die Hände gegen die Türpfosten.
»Ich sehe, dass du auf mich gewartet hast, liebe Jane.«
»Wie kommst du darauf? Ich mache mir nur einen gemütlichen Abend, das ist alles.«
»Ach, ich kenne dich besser. Hör auf damit.«
»Möglich.«
Justine löste sich von der Schwelle. Sie trat ins Zimmer und griff nach der Weinflasche.
»Das ist kein Blut«, sagte Jane.
»Ich weiß. Aber es schmeckt mir.«
»Ja, das sehe ich.«
Nach einem kräftigen Schluck stellte Justine die Flasche wieder weg und fläzte sich in einen zweiten Sessel, wobei sie Jane Collins nicht aus den Augen ließ.
»Du platzt bald vor Ungeduld«, stellte sie fest.
»Ach ja?«
»Das sehe ich dir an. Und ich will dir sagen, dass ich sehr erfolgreich gewesen bin.«
»Wobei?«
»Du weißt doch, dass es gegen Mallmann geht. Wir alle hassen ihn und wir wollen seine Vernichtung.«
»Du sagst es.«
»Und ich bin nicht mit dem zufrieden, was bisher geschehen ist. Seine Welt ist zwar zerstört, ist durch den Spuk vernichtet worden, aber ihn gibt es noch. Und Dracula II denkt nicht daran, aufzugeben. Er sucht nach neuen Wegen. Er ist dabei ungeheuer kreativ, und ich sage dir jetzt, dass er
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