1645 - Blutsturm
Schuppen locken zu können.
»Weshalb bist du hier?«
»Ich suche ein Boot.«
»He, das ist stark. Du willst eine Tour machen?«
»Sicher.«
»Wohin?«
»Das geht dich nichts an. Ich brauche das Boot. Außerdem bin ich nicht zum ersten Mal hier. Aber der Mann, bei dem ich mir ein Boot geliehen habe, ist nicht mehr da. Jetzt frage ich dich, wo ich ein Boot bekommen kann.«
»Leihen?«
»Klar, nicht kaufen.«
Basil grinste. »Hm, da könnte ich dir helfen.« Er verengte die Augen.
»Ich besitze ein Boot. Damit kannst du sogar über das Meer fahren. Und weil du es bist, könnte ich es dir leihweise überlassen.«
»Hört sich gut an.« Justine reckte ihr Kinn vor. »Ich brauche es allerdings jetzt.«
»Kein Problem. Du kommst nicht von hier - oder?«
»Stimmt. Ich bin aus den Wolken gefallen.«
»Mit dem Auto, wie?«
»So ungefähr.« Justine wollte nicht länger herumreden. »Was ist jetzt mit dem Boot?«
»Ich leihe es dir.«
»Gut. Wie viel kostet es?«
Basils Blick wurde tückisch und leicht verhangen. Er hob die Schultern und meinte: »Das weiß ich noch nicht. Es ist am besten, wenn du dir den Flitzer mal anschaust.«
»Kein Problem.«
Basil hätte sich vor Freude fast die Hände gerieben. Das lief ja perfekt.
Wenn er erst mal mit ihr auf dem Boot war, hatte er alle Vorteile auf seiner Seite.
»Komm mit.«
»Wie weit ist es?«
»Nur ein paar Meter. Du kannst deinen Wagen bei den Bäumen stehen lassen.«
»Okay.«
Sie machten sich auf den Weg.
Justine schlenderte neben dem Mann her, der sie im Geiste bereits auszog. In der kleinen Kajüte war Platz genug für beide, und sie wäre nicht die Erste gewesen, die er an Bord geschleppt hätte.
Er stellte ihr noch einige Fragen, weil er neugierig war, erhielt aber keine Antworten, bis er plötzlich die Insel ansprach.
»Willst du zu dieser Insel?«
Justine blieb stehen. »Wie kommst du darauf?«
»Weil sie irgendwie in der letzten Zeit in geworden ist, wenn du verstehst.«
»Weiß ich nicht.«
»Da sind schon mehrere Personen hingefahren, habe ich mir sagen lassen. Irgendwas ist los mit ihr. Ich wette, dass auch du dorthin willst.«
»Kann sein.«
»Was willst du denn dort finden?«
Justine schlenderte über den Kai und ließ die Blicke über die dort dümpelnden Boote gleiten, die der Sprühregen mit einer feuchten Schicht bedeckt hatte.
»Ich habe dich was gefragt.«
»Ich weiß, bin nicht taub. Du sollst mir nur das Boot leihen, das ist alles. Wer zu viele Fragen stellt, der kann durchaus mal Ärger bekommen.«
Basil hatte die Antwort gehört. Er nahm sie nur nicht ernst. Seine Zeit würde kommen, wenn sie an Bord waren.
Beide gerieten in den zweiten Teil des kleinen Hafens, wo die Motorboote lagen. Die wenigsten gehörten Einheimischen. Die meisten der Liegeplätze waren von Fremden gemietet worden.
Viele Boote waren mit einer Persenning abgedeckt, aber nicht das von Basil.
»Da ist das Schätzchen.« Er deutete auf einen schwarz lackierten Flitzer mit einer recht langen Schnauze. Es gab einen Unterstand an Deck und sogar eine Kabine, die durch einen Holzaufbau vor Wind und Wetter geschützt wurde.
»Na, gefällt es dir?«
»Nicht schlecht.«
»Dann schauen wir es uns doch mal aus der Nähe an.« Basil wollte die Fremde unbedingt an Deck bekommen und dann seine großen Trümpfe ausspielen. Darin war er ein wahrer Meister.
Es gab keine Probleme. Sie betraten das Boot und ließen ihre Blicke über das Wasser gleiten, das vom scharfen Wind aufgepeitscht wurde, sodass die Boote ins Schaukeln gerieten.
»Bist du seefest?«
»Ich denke schon.«
Basil lachte und stellte sich neben das Steuer. Er hielt den Starterschlüssel in der Hand.
»Der ist noch wichtig. Bei modernen Booten braucht man ihn nicht mehr. Da genügt ein Chip. Hier schon. Ich stecke ihn schon mal rein«, sagte er in einem anzüglichen Tonfall.
Die Cavallo nickte.
»Und, wie gefällt es dir?«
»Ich bin zufrieden.«
»Dann schauen wir uns mal die Kabine an und reden dort über den Preis. Okay?«
»Ja.«
Basil triumphierte innerlich. Die Frauen machten es ihm manchmal sehr leicht. Er war wirklich ein Glückspilz. Die Sache hier würde laufen wie geschmiert.
Er schob sich als Erster in die Kabine hinein. Sie war so niedrig, dass jeder normale Erwachsene den Kopf einziehen musste. Es gab eine mit Kunstleder gepolsterte Bank, einen Tisch und einen schmalen Einbauschrank mit zwei Türhälften. Licht spendeten Leuchten an den Wänden. Im Moment war es noch
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