1645 - Blutsturm
hell genug.
»Also? Wie viel?«
Basil kicherte. Er hatte sich vor dem Eingang aufgebaut und deckte ihn zur Gänze ab. Dann sprach er den entscheidenden Satz.
»Ich will kein Geld.«
»Ach. Was dann?«
»Da kannst in Naturalien bezahlen.«
Basil rechnete mit einer Gegenfrage oder auch mit einem Wutausbruch und ängstlichen Reaktionen, wie auch immer. In diesem Fall wurden seine Erfahrungen auf den Kopf gestellt, denn die Hellblonde sagte nichts. Sie schaute ihn nur an, und das gefiel ihm nicht.
Basil zählte zwar nicht zu den sensiblen Menschen, aber er besaß einen gewissen Instinkt, und der hatte sich bei ihm in den letzten Sekunden gemeldet.
Diese Person war anders als die Frauen, die er sonst auf sein Boot gelockt hatte.
Sie machte ihm einen zu selbstsicheren Eindruck. Und es kam noch etwas hinzu, das er sich nicht erklären konnte. Er hatte sie eigentlich nicht atmen gesehen. Sie war völlig gleich geblieben, eigentlich emotionslos, und auch jetzt zeigte sie zunächst keine Reaktion auf seinen Vorschlag.
Bis sie fragte: »Was bedeutet das?«
Basil fand seine Selbstsicherheit zurück. »Das ist ganz einfach. Wir beide werden es uns hier gemütlich machen. Eine wie dich lasse ich doch nicht laufen. Du machst Männer geil, und das werde ich dir zeigen.«
»Meinst du?«
»Klar.« Einen Moment später bereute er seine Antwort bereits, denn sie hatte ihm einen Blick zugeworfen, der an Kälte nicht mehr zu überbieten war.
Basil spürte so etwas wie Warninstinkte in sich aufsteigen. An einen Rückzieher dachte er nicht. Wenn sie nicht wollte, musste er eben zu anderen Mitteln greifen.
»Kannst du dir vorstellen, dass ich daran kein Interesse habe?«
»Na ja…« Wieder musste er lachen. »Das haben schon einige vor dir gesagt. Später waren sie dann happy, mich kennengelernt zu haben.«
»Noch mal. Ich zahle dir einen guten Preis.«
»Du bist der beste Preis.«
Justine blieb gelassen. »Es ist ein Fehler, was du hier versuchst, glaub es mir.«
Normalerweise hätte er über eine derartige Antwort gelacht. In dieser Situation jedoch blieb ihm das Lachen in der Kehle stecken. Er fragte sich, woher diese Person die Sicherheit nahm, und in seinem Kopf klingelten die ersten Alarmglocken.
Nur konnte er keinen Rückzieher mehr machen. Das ließ sein Ego nicht zu. Wenn sie nicht wollte, würde er Gewalt anwenden. Sie war nicht aus dem Ort, kam auch nicht aus der Umgebung, sie war fremd, allein, und niemand würde sich um sie kümmern.
»Ich weiß, was ich will!«
»Ich auch!«
Und dann wusste Basil nicht mehr, wie ihm geschah. Die Blonde vor ihm schien sich aufzulösen. Jedenfalls bewegte sie sich so schnell, dass sie ihm wie ein Schatten vorkam.
Den Fuß sah er nicht. Er bekam nur den Tritt mit, der ihn im Gesicht erwischte.
Ein Pferdehuf hätte ihn nicht härter treffen können.
Die enge Welt um ihn herum zerplatzte. Basil glaubte, ins Bodenlose katapultiert zu werden, und dann packte ihn eine Schwärze, die alle Schmerzen in seinem Kopf überdeckte und ihn in die tiefe Bewusstlosigkeit riss…
***
Justine Cavallo schüttelte den Kopf. Sie blickte auf den Körper des Mannes nieder, der vor der schmalen Tür lag und so schnell nicht wieder aufwachen würde.
Sie hatte ihn gewarnt, er hatte nicht gehört, und jetzt würde er ihr als die perfekte Nahrung dienen. Sein Pech, ihr Glück.
Vorbereitet hatte er alles. Justine musste nur das Boot losbinden.
Sie stieg über die leblose Gestalt hinweg, ging an Deck und löste das Boot aus seiner Halterung.
Um den Mann kümmerte sie sich nicht. Justine kannte die Wucht ihrer Treffer.
Eine Drehung des Schlüssels reichte aus. Dann sprang der Motor an.
Der Schiffspropeller wühlte das Hafenwasser auf, und Sekunden später war die Vampirin unterwegs.
Sie hatte nicht darauf geachtet, ob sie beobachtet worden war. Es spielte für sie keine Rolle, denn es war nicht ihr Part, Rücksicht zu nehmen. Sie dachte nur an das Ziel, das vor ihr lag. Hätte man sie mit einem menschlichen Attribut beschreiben sollen, dann wäre der Ausdruck gesetzlos passend gewesen. Sie interessierte sich nur für ein Ziel, und Regeln missachtete sie.
Es war kein hochseetüchtiges Boot. Mehr ein schneller Flitzer, mit dem man sich im Küstenbereich bewegte, was Justine auch vorhatte, denn ihr Anlaufpunkt, die Insel, lag nicht weit entfernt. Bei normaler Fahrt würde sie in einer halben Stunde dort sein.
Bei klarem Wetter hätte sie die Insel bereits sehen können. An diesem Tag war das
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