1645 - Operation Draco
der anderen Hand durch die kurzen, braunen Haare und zog die Augenbrauen zu faltigen Wülsten zusammen. „Es wird allerdings problematisch, von diesem Punkt an weiterzuarbeiten. Die Frage ist: Wie kommen wir nahe genug an die Fremden heran?"
„Wir schicken ein einzelnes Schiff vor", entgegnete Bull mit absoluter Entschiedenheit. „Einen anderen Weg gibt es nicht.
Und ich wollte dich bitten, Tiff, das Kommando über dieses Schiff zu übernehmen."
„Die PERSEUS?" Tifflor schüttelte den Kopf. „Ich halte das nicht für eine glückliche Idee. Es gibt Schiffe, die besser geeignet sind."
„Das weiß ich. Du hast mich mißverstanden; Ich habe nicht an die PERSEUS gedacht. Ich möchte, daß du vorübergehend das Kommando über die ANSON ARGYRIS übernimmst. Unser bestes Spezialschiff für diese Zwecke, denke ich. Arnim Possag ist ein hochtalentierter Kommandant. Aber bei dieser hochsensiblen Mission hätte ich es lieber, wenn einer von uns dabei ist."
Einer von uns, damit meinte Bull die Unsterblichen. Jene Gruppe von inzwischen nur noch zwölf Personen, die alle teilweise mehr als 2000 Jahre überstanden hatten und über einen entsprechenden Erfahrungsschatz verfügten. Vierzehn Unsterblichkeitschips waren es, die noch existierten. Den ersten hatte ES in einem Anfall von Wahn an den Ennox Philip verliehen, den zweiten an Paunaro, zehn weitere hatte ES an sie verteilt: Bull, Rhodan, Gucky, Atlan - und die anderen, so auch ihn selbst.
Zwei Geräte hielt ES nach wie vor zurück. Und die zwei Spiegelgeborenen, für die das ewige Leben angeblich bestimmt war, stellten 4as größte Geheimnis der bekannten Milchstraße dar. „Träumst du, Tiff?" Übergangslos fand er in die Realität zurück. Mit einem Schluck Tee vertrieb er den pelzigen Belag, der sich allzu schnell auf seiner Zunge gebildet hatte. „In der Tat... Aber ich wüßte gern, Bully, warum du die Sache nicht selbst übernimmst."
Der rothaarige Mann sah plötzlich aus, als habe er in eine saure Frucht gebissen. „Weil ich genug damit zu tun habe, gemeinsam mit Myles auf Paunaro aufzupassen. Also mach's gut, Tiff, und seid vorsichtig."
Mit einem schnellen Beiboot setzte Tifflor zur ANSON ARGYRIS über.
Es handelte sich um ein 16 Jahre altes Schiff, das von den Springern im Rusuma-System erbaut worden war. Die ganze Zeit hatte es dem Galaktikum zur Verfügung gestanden, bis die Besatzung im Jahre 1199 durch Plophoser ersetzt wurde.
Seitdem fand das Schiff in der astrophysikalischen Forschung keinen Einsatz. Insiderkreise rühmten die gelungene Konstruktion, die für den aktuellen Zweck geradezu ideal war.
Die ANSON ARGYRIS barg mindestens ebensoviel Ortungsgerät wie die FORNAX, das zweite Spezialschiff, eignete sich aber weit besser zur verdeckten Ermittlung.
Die Länge des Körpers betrug 405 Meter, der Durchmesser an den dicksten Stellen 240, an der dünnsten 180 Meter. Das Schiff sah aus wie ein altertümliches Projektil mit verjüngtem Bug und Heck, dazu mit einer schmalen Mittelpartie, die an die Taille eines Menschen erinnerte. In Flugrichtung ragten Antennen aus dem Rumpf, die beiden Enden waren jeweils abgeflacht und stumpf. Als das Boot auf die ANSON ARGYRIS zutrieb, wirkte der Eindruck von Größe überwältigend. Im freien Raum verlor man das Gefühl für Proportionen. Ob man sich einem 400-Meter-Schiff näherte oder einem altertümlichen Ultraschlachtschiff, das erkannte auch ein geschulter Beobachter oft erst im letzten Augenblick.
Tifflor steuerte das geöffnete Luk an.
Er fand sich innerhalb eines kleinen Hangars wieder, in den mit großer Geschwindigkeit Atemluft strömte. Sekunden später klappte er die Kanzel hoch, stieg hinaus und trat dem Mann gegenüber, der ihn erwartet hatte. Es war ein wettergegerbter Kerl von etwas über einsneunzig Größe, mit breiten Schultern und einem Gang, der in seiner Leichtigkeit auf tägliches Körpertraining schließen ließ. Ein echtes Kraftpaket stand ihm gegenüber. „Mein Name ist Arnim Possag. Ich begrüße dich an Bord meines Schiffes, Julian."
Meines Schiffes. Tifflor lächelte freundlich und streckte dem Kommandanten die Hand hin. Possag hatte darauf nicht umsonst verwiesen. Der dezente Hinweis besagte nicht mehr als: Es ist meine Welt hier. Bringe sie nicht durcheinander.
Aber Tifflor hatte nicht die Absicht, in Possags Befugnisse mehr als notwendig einzugreifen. Dem durchdringenden Blick dieser dunklen Augen hielt er ohne Schwierigkeiten stand, aber er ärgerte sich etwas darüber,
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