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1648 - Die Spiegelgeborenen

Titel: 1648 - Die Spiegelgeborenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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muffigen Dunkelwolke. Hinaus ins weite All!"
    Nadja war mit der Schwester an der Hand vom Stuhl gesprungen und vollführte mit ihr einen Freudentanz. „Ich fasse es nicht", sagte Saira unter Freudentränen. „Es macht euch nichts aus, die Provcon-Faust zu verlassen?"
    „Wie kommst du denn darauf, daß uns hier etwas halten sollte?" rief Mila in gespielter Empörung. „Es gibt nichts, was uns hier hält."
    „Ich habe nur gedacht, daß ...", begann Saira mit erstickter Stimme. Sie mußte sich räuspern, bevor sie fortfahren konnte, und während sie das tat, trat sie zu den beiden Mädchen und drückte sie herzhaft. „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie glücklich mich das macht. Jetzt beginnt ein neues Leben."
    „Haben wir dich damit wirklich glücklich gemacht, Ma?" fragte Mila. „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie!" Saira mußte sich fortwährend schneuzen. „Ich treffe mich heute mit Cadfael und werde ihm sagen, daß alles klargeht. Er soll sofort drei Plätze für uns reservieren."
    „Wer ist Cadfael?" fragte Nadja. „Dein neuer Freund?"
    „Cadfael Benek", erklärte Saira leicht reserviert. „Er hat ein Raumschiff organisiert und sucht Siedler, die bereit sind, eine neue Welt zu erschließen. Gar nicht so weit von hier, in einem Gebiet, das Yolschor-Sektor heißt, soll es noch jede Menge unbewohnte Sauerstoffwelten geben, auf denen man sein Glück machen kann. Dorthin wandern wir aus."
    Nadjas - und auch Milas - Begeisterung wurde durch die Aussicht, ein Leben von Pionieren führen zu müssen, stark gebremst. „Was ist?" erkundigte sich Saira bange. „Gefällt euch diese Idee etwa doch nicht so gut?"
    „Nein, ist schon in Ordnung", sagte Nadja, um ihrer Mutter nicht die Freude zu zerstören. „Führen wir halt das Leben von Pionieren. Du kannst deinem Cadfael ruhigen Gewissens sagen, daß er drei Luxuskabinen für uns reservieren kann."
    Sie lachten alle drei, und dann hatte es Saira plötzlich eilig, das Haus zu verlassen. „Ob Ma mit diesem Cadfael was hat?" fragte Nadja. „Was kümmert es uns!" schnauzte Mila sie an. „Wir werden es jedenfalls nie gestatten, daß sich ein Dritter zwischen uns drängt. Nicht wahr, Schwesterherz?"
    „Das ist abgemacht", sagte Nadja. „Gute Nacht, Schwesterherz."
    „Schläfst du nicht bei mir, Nadja?"
    „Heute nacht nicht. Auch diesbezüglich haben wir eine Abmachung, Mila."
    „Gute Nacht!"
    Milas Gruß klang traurig und verloren, aber darum konnte sich Nadja nicht kümmern. Sie hatte eine Verabredung mit Bob. Zum letztenmal. Und dann würde Schluß sein, wie sie es sich vorgenommen hatte. Dieser Entschluß wurde ihr durch die Tatsache erleichtert, daß sie ohnehin bald auswanderten.
    Kaum auf ihrem Zimmer, schnallte sich Nadja sofort den Entfernungsmesser ums Handgelenk. Sie verließ das Haus nie ohne diesen, denn sie durfte sich nicht zu weit von ihrer Schwester entfernen. Überschritt sie eine bestimmte Distanz, dann hatte das fatale Folgen.
    Nadja wartete in der Dunkelheit ihres Zimmers darauf, daß Mila endlich einschlief. Als ahne sie etwas von den unehrlichen Absichten der Zwillingsschwester, hielt sich Mila künstlich wach. Nadja spürte die Unruhe der Schwester geradezu körperlich.
    Endlich, nach einer Ewigkeit, hatte sich Mila entspannt. Aber Nadja wartete noch etwas.
    Selbst als sie fühlte, daß Mila in tiefen Schlaf verfallen war, zögerte sie noch. Sie kam sich schmutzig vor bei dem, was sie vorhatte. Dabei hatte sie nicht wirklich etwas Unerlaubtes vor.
    Ein unschuldiger Kuß war alles, was sie Bob bisher gestattet hatte. Aber für Mila wäre selbst das zuviel gewesen -und eigentlich hatte sie recht. „Es ist das letztemal", sage sie laut zu sich selbst und meinte es auch so. „Und dann nie wieder, das gelobe ich dir, Schwesterherz."
    Sie huschte lautlos auf den Gang hinaus, die Treppe hinunter und durch die Eingangstür ins Freie. Sie lief über das unwegsame Gelände nach Norden, zu dem kleinen Wäldchen in einigen hundert Meter Entfernung. Dort war sie mit Bob verabredet. So weit durfte sie gehen und keinen Schritt weiter!
    Er wartete schon auf sie. „Na endlich!" empfing er sie mürrisch. „Ich dachte schon, ich müßte mir die ganze Nacht die Füße abfrieren."
    „Tut mir leid, aber ich mußte warten, bis meine Schwester eingeschlafen ist."
    Bob war fast um einen Kopf größer als sie, und mit seinen sechzehn Jahren beinahe schon ein Mann. Aus dem, was Nadja aufgeschnappt hatte, ging hervor, daß er bei anderen

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