1648 - Die Spiegelgeborenen
eine Wiederholung für alle Zeiten erspart, wenn sie die Provcon-Faust verließen.
Es dauerte jedoch noch bis Oktober dieses Jahres, bis Cadfael Benek die Vorbereitungen abgeschlossen und die Formalitäten erledigt hatte und die AIOLOS in den Yolschor-Sektor starten konnte.
5.
Cadfael „Erzähle uns alles über die Geschehnisse von damals, als die Umnachtung über dich kam", bat Alaska Saedelaere und sah Cadfael Benek erwartungsvoll an. „Das würde ich gerne tun", sagte der Pionier, der sich auf einmal etwas unbehaglich zu fühlen schien. „Aber ich weiß nicht, ob das der passende Moment ist. Hier herrscht ja eine solche Weltuntergangsstimmung, daß ich Angst habe, davon angesteckt zu werden und einen Rückfall zu er leiden."
Das war wohl als Scherz gemeint, aber niemand lachte darüber. Nicht einmal Alaska, dafür war ihm das Anliegen zu ernst. „Es freut mich zu hören, daß du es überstanden 'hast, Cadfael", sagte Gucky mit Grabesstimme. „Es ist noch nicht lange her, daß wir uns unter unerfreulicheren Umständen trafen."
„Was dich betrifft, scheint sich nicht viel zum Positiven geändert zu haben, Gucky", bedauerte Cadfael. „Darum kann ich mich über meine Entlassung nicht so recht freuen."
„Was wirst du jetzt tun?" erkundigte sich Gucky, mehr aus Höflichkeit als aus Interesse und um das gezeigte Mitleid über seinen Zustand abzuwenden. „Ich gehe nach Hause", verkündete Cadfael voller Tatendrang. „Ich glaube, ich habe Heimweh. Darum werde ich mit dem nächsten Schiff in die Provcon-Faust fliegen und nach Gäa zurückkehren. Ich möchte wissen, was aus meinen Freunden und Kameraden geworden ist, mit denen ich so viele schöne Jahre auf Saira im Yolschor-Sektor verbracht habe. Schade, daß all unsere Hoffnungen durch unerwartete Umstände begraben wurden. Wir hätten es schaffen können. Wir hatten alle Chancen, eine lebensfähige Kolonie zu begründen. Aber ich weiß ja, daß alles letztlich doch ein gutes Ende gefunden hat. Die AIOLOS hat den Weg zurück in die Provcon-Faust gefunden und die Kameraden sicher heimgebracht. Ich brenne darauf zu erfahren, was aus ihnen allen und vor allem den Vandemar-Mädchen geworden ist.
Ich werde ihnen Abbitte leisten müssen. Wir haben sie für den Wahnsinn auf Saira verantwortlich gemacht, dabei haben sie uns davor gerettet... Aber was plappere ich da? Ich will euch nicht mit alten Geschichten langweilen."
„Das tust du keineswegs, Cadfael", sagte Gucky höflich. „Wir freuen uns
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mit dir und wünschen dir viel Glück auf deinem weiteren Weg."
„Und was wird mit dir, Gucky?" erkundigte sich der Gäaner und warf Alaska einen fragenden Blick zu. Als der Terraner ihn durch eine versteckte Handbewegung zum Weitermachen aufforderte, fuhr Cadfael fort: „Macht deine Heilung Fortschritte? Beherrschst du bereits wieder einige telekinetische Kunststücke?" Er gab Gucky mit der Faust einen spielerischen Stoß in die Seite. „Komm, laß mich einen Salto mortale tun. Ich brenne darauf."
„Du treibst mit dem Entsetzen Scherze, Cadfael", maulte Gucky. „Ich finde das nicht lustig."
„Gucky ist ein hoffnungsloser Fall", stellte Alaska fest. „Bei ihm ist alles vergebliche Liebesmüh. Laß ihn seinen Weltschmerz alleine tragen. Er will ihn bis zur Neige auskosten.
Aber ich bin davon nicht berührt - mich interessiert deine Geschichte. Und ich hätte einige Fragen."
Cadfael zwinkerte Alaska verstehend zu, griff sich einen Besuchersessel und ließ sich rittlings darauf nieder. „Nur zu", sagte er dabei. „Ich bin für alle Auskünfte bereit."
Alaska überlegte kurz, dann leitete er seine erste Frage ein: „Als wir im Januar vergangenen Jahres nach Saira kamen, da fanden wir in subplanetaren Anlagen einen Tonträger, auf dem sich unter anderem auch ein von dir gesprochenes Protokoll befindet."
„Das muß sich ja ziemlich verworren anhören", meinte Cadfael heiter. „Ich erinnere mich nur dunkel daran, die Aufnahme gemacht zu haben, denn zu diesem Zeitpunkt war ich schon nicht mehr recht bei Sinnen."
„Wir wissen jetzt, daß die Wahnsinnsstrahlung den gesamten Yolschor-Sektor erfaßt hat, und kennen auch die Ursache", fuhr Alaska fort. „Diese Schockwelle entstand im Vorfeld der beginnenden Hyperraum-Parese und wurde vornehmlich im Zentrumsbereich der Milchstraße registriert. Aber das konntet ihr nicht wissen. Aus deinem Protokoll geht aber hervor, daß ihr die Ursache für den um sich greifenden Wahnsinn zu kennen
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