1648 - Die Spiegelgeborenen
war über zwei Jahre auf Mimas interniert. Wage ja nicht, meinen Rekord zu überbieten, Kleiner!"
Bevor Gucky noch etwas erwidern konnte, sprang Felix polternd von seinem Sitz und baute sich in der Mitte des Raumes auf.
Er hatte schon während Cadfael Beneks Erzählung einige Male versucht, sich zu Wort zu melden, war aber jedesmal von diesem oder Alaska niedergemacht worden. „Darf jetzt endlich einmal ich etwas dazu sagen?" rief er ungehalten und funkelte einem nach dem anderen zornig an. Dann wandte er sich Gucky zu und sagte in gemäßigterem Ton: „Ich habe dir erzählt, daß ich auf meiner Flucht durch Sol-Town von zwei Frauen aufgenommen wurde und in deren Haus außerhalb der Stadt Unterschlupf fand. Ihre Namen waren Mila und Nadja. Und Cadfaels Beschreibung von seinen Zwillingen stimmt haargenau mit diesen beiden überein."
*
„Du hast die Zwillinge kennengelernt?" fragte Cadfael Benek den Ennox ungläubig. „Sie müssen es gewesen sein", bestätigte Felix. „Sie haben sich ähnlich verhalten, wie du es geschildert hast. Irgendwie seltsam, und auf eine unerklärliche Art erschienen sie mir anders als alle anderen Menschen, die ich bis zu diesem Zeitpunkt kennengelernt hatte. Ja, und ein wenig unheimlich wurde es mir in ihrem Haus auch. Darum schlich ich mich eines Tages davon. Das war nicht höflich von mir, ich weiß. Aber ich hielt es so für das beste."
„Warum waren dir die beiden Frauen unheimlich, Felix?" erkundigte sich Alaska Saedelaere. „Durch das, was sie getan haben? Oder könnte es auch auf ihre geistige Andersartigkeit zurückzuführen sein, die du gespürt hast?"
Felix lächelte. „Du legst es mir in den Mund, Alaska. Aber rückerinnernd kann ich sagen, daß es so gewesen sein muß. Sie waren überaus hilfsbereit und nett zu mir, denn sie schienen zu fühlen, daß ich ihren Beistand brauchte. Aber irgend etwas war eben an ihnen, was mir angst machte. .Darum ging ich weg."
„Ich glaube, daß es nur so gewesen sein kann", resümierte Alaska. „Felix hat die Psi-Fähigkeiten der Zwillinge instinktiv gespürt, aber nicht einordnen können. Er fühlte, daß sie in gewissem Sinne wie er waren, obwohl er die Fähigkeit des Kurzen Weges besitzt. Aber es war ihm nicht möglich, sie als Gleichartige zu erkennen!"
Bei den letzten Worten blickte er zu Gucky. Der Mausbiber hatte die ganze Zeit über wie versteinert dagesessen. Obwohl er äußerlich - außer gelegentlichen nervösen Zuckungen - keine Reaktionen zeigte, erkannte Alaska, daß es in ihm arbeitete. Immerhin kannte er den Kleinen schon lange genug, um sagen zu können, ob ihn etwas berührte oder völlig kaltließ.
Er war zu lange genug an allem völlig desinteressiert gewesen. Aber das hatte sich durch Cadfaels Erzählung und Felix' Ergänzung fast schlagartig geändert.
Gucky schniefte, so als müsse er um Fassung ringen. „Was bin ich doch für ein Narr!" sagte er schließlich. Niemand widersprach ihm. „Ich habe die Hinweise von ES richtig gedeutet und war auf der richtigen Spur. ES hat mich ja auch förmlich mit der Nase darauf gestoßen. Und als ich dann in der Provcon-Faust war, bloß einen Gedanken von den Gesuchten entfernt, da habe ich die letzten Puzzle-Teile des Spiels nicht beachtet und mich in die Irre leiten lassen."
„Das war meine Schuld", beteuerte Felix. „Ich hätte dich nicht nötigen sollen, mir zu helfen.
Dann hättest du deine Mission längst abgeschlossen und befändest dich nicht in dieser mißlichen Lage."
„Mir geht es schon wieder blendend", sagte Gucky und sprang vom Bett, das er die ganze Zeit über wie eine Steinstatue besetzt gehalten hatte. „Wirklich. Ihr könnt mir glauben, daß ich mich auf einmal ausgezeichnet fühle. Ich will mal so sagen, daß ich für ein paar Monate eine Denkpause eingelegt habe. Aber damit ist Schluß. Ihr habt mir die Augen geöffnet, Freunde, und dafür danke ich euch."
„Bist du sicher, Kleiner, daß du ganz in Ordnung bist?" fragte Alaska provozierend. „Noch nicht ganz vielleicht, aber das wird schon wieder", sagte Gucky und zeigte dem Terraner seinen Nagezahn. „Dir, Alaska, möchte ich für deine unermüdlichen Versuche danken, mich aus meinem Dornröschenschlaf zu wecken."
„Keine Ursache", erwiderte Alaska. „Es war nichts weiter dabei, ich brauchte dich ja nicht wach zu küssen."
„Auch dir gebührt mein Dank, Felix", sagte Gucky zu dem Ennox, „daß du zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht bist und die entscheidende Bestätigung
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