1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt
Albtraum Wirklichkeit wird. Wenn man Eric so reden hört, sind die Vorbereitungen abgeschlossen. Seine Träume wurden immer stärker.«
»Und er lebt allein. So wie Sie?«
»Ja. Seine Frau hat ihn verlassen. Kinder hatten die beiden nicht. Aber ich kann verstehen, dass sie ihm weggelaufen ist. Diese Gegend war nichts für sie.«
»Warum nicht?«
Cameron winkte ab. »Eric hat sie im Katalog eines Heiratsvermittlers gesehen. Sie stammt aus Indonesien, das ist ein völlig anderer Kulturkreis. Man kann ihr keinen Vorwurf machen, dass sie hier nicht zurechtkam. Mit den Menschen hier werden selbst Sie Probleme haben.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Ich musste lachen. »Es ist nicht mein erster Besuch in Cornwall.«
»Eben.«
Cameron schaute auf seine Uhr und murmelte: »Ich denke, wir sollten uns bereit machen.« Er stand auf. »Nichts gegen Ihr Auto, John, aber ich denke, dass wir meinen Jeep nehmen. Der ist zwar für die Insassen unbequem, aber im Gelände besser.«
»Keine Sorge. Dagegen habe ich nichts.«
»Dann sollten wir uns auf den Weg machen.« Er dachte kurz nach und sagte dann: »Ich habe noch eine Pistole. Die werde ich mitnehmen. Ist das okay?«
»Warum nicht?«
»Weil ich nicht mehr bei dem Verein bin.«
»Das interessiert mich nicht.«
»So habe ich Sie auch eingeschätzt.«
Mir war es egal, ob er die Pistole illegal besaß. Patrick Cameron war ein Mann, der Vertrauen verdiente. Ich ging mit ihm in den Flur, wo ich meine Jacke an den Haken gehängt hatte. Durch eine Wachsschicht war sie regendicht gemacht worden. Dazu gehörte auch eine Kappe, die ich mir über den Kopf zog.
Kaum hatte ich das Haus verlassen, da packte mich der Wind. Eigentlich war es für diese Jahreszeit zu warm, und der Wind kam auch nicht aus Norden oder Westen, sondern aus dem Süden, wo noch ziemlich hohe Temperaturen herrschten.
Trotzdem war ich froh, die Kappe auf dem Kopf zu haben. Ich ging langsam auf den in der Nähe stehenden Jeep zu. Pat Cameron folgte mir noch nicht. Er schloss erst die Haustür ab, und so wartete ich neben dem Fahrzeug auf ihn.
Das Meer war zwar nicht zu sehen, obwohl wir uns nahe der Küste befanden, aber es war zu riechen. Ich kannte diese Luft sehr genau, die so frisch an mein Gesicht wehte.
Wenn ich nach rechts schaute, sah ich die Häuser von Porttreath. Es gab dort eine Straße, die allerdings nach dem Kaff nicht mehr weiterführte und dicht vor den Dünen endete, wo im Sommer die Touristen campten.
Jetzt war alles leer und verlassen. Wären die Fenster der Häuser nicht erleuchtet gewesen, hätte man das Kaff für einen Geisterort halten können.
Pat Camerons Haus stand etwas abseits, beschützt wurde es von einigen Kiefern, die den starken Westwind abhielten.
Der pensionierte Kollege kam zu mir. Seinen Jeep musste er noch aufschließen, dann stiegen wir ein. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und hatte im ersten Moment den Eindruck, auf einem Trecker zu hocken.
Bequem war hier nichts.
Nachdem wir uns angeschnallt hatten, nickte Cameron.
»Alles klar?«
»Bei mir schon.«
»Dann wollen wir mal«, sagte er und startete den Wagen…
***
Wie ich es mir schon gedacht und auch von Patrick erfahren hatte, es war keine bequeme Fahrt. Sie wäre es vielleicht gewesen, hätten wir uns an die normalen Wege gehalten. Das tat Cameron nicht. Er hockte grinsend hinter dem Lenkrad, das er mit beiden Händen umklammert hielt, und hatte seinen Spaß.
»So fühlt es sich auf dem Land an«, meinte er.
»Kann sein. Dabei habe ich gedacht, dass wir durch den Ort zu unserem Ziel fahren.«
»Hätten wir tun können, aber ich nehme lieber einen kleinen Umweg in Kauf. Zudem steht Taylors Haus am anderen Ende.«
»Hat er noch Nachbarn?«
»Ja. Aber etwas weiter entfernt. Sein Haus steht recht einsam.«
»Also ideal für einen Angriff.«
Pat warf mir einen schnellen Blick zu. »Wenn Sie das so sehen, kann ich nicht widersprechen.«
»Ich lasse mich überraschen.«
»Bleibt Ihnen auch nichts anderes übrig«, erwiderte mein Nebenmann schmunzelnd.
Das Gelände erwies sich als sehr holprig. Wir wurden durchgeschüttelt, kamen uns manchmal vor wie auf hoher See.
Schließlich erreichten wir einen Feldweg, der ziemlich weich war, weil ihn die Hufe zahlreicher Schafe aufgewühlt hatten. Der Regen hatte sein Übriges getan und ihn in eine feuchte Piste verwandelt.
»Wir haben Glück, John.«
»Und warum?«
»Weil für diese Nacht kein Regen angesagt worden ist. Und dass dies zutrifft, das
Weitere Kostenlose Bücher