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1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt

1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt

Titel: 1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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rieche ich.«
    »Sie sind der Naturmensch.«
    »Genau. Und Naturmenschen haben es nun mal an sich, dass sie Menschen, die ihnen sympathisch sind, Vertrauen entgegenbringen. Wie wäre es, wenn wir uns duzen?«
    »Dagegen habe ich nichts. Hätte ich beinahe schon selbst vorgeschlagen.«
    »Dann ist ja alles klar.«
    Die Fahrt ging weiter. Nur führte sie jetzt in eine andere Richtung.
    Cameron hatte einen Bogen geschlagen. Eine weite Kurve nach rechts.
    Wir fuhren nicht mehr in Richtung Küste, sondern parallel dazu. Die Lichter des Dorfes lagen rechte von uns wie Begleiter, die uns nicht aus den Augen lassen wollten.
    »Und wo müssen wir hin?«
    Pat löste eine Hand vom Lenkrad. »Wenn du genau hinschaust, siehst du vor dieser welligen Dünenkette ein Haus. Genau da müssen wir hin.«
    »Ich bin gespannt.«
    Patrick Cameron lenkte seinen Jeep mit einer schon lockeren Sicherheit.
    Hin und wieder huschte ein Lächeln über seine Lippen.
    Dann wurde ich leicht nach links geschleudert, denn wir kamen wieder von der Straße ab. Die Räder gruben sich in einen sandigen Untergrund, blieben aber nicht stecken, und als ein paar Steine vor uns im blassen Licht der Scheinwerfer auftauchten, lenkte Cameron den Jeep nach rechts, um dorthin zu fahren, wo wir auf einem härteren Untergrund parken konnten.
    »Da wären wir.« Er stellte den Motor ab.
    Ich schaute mich erst mal um. Der erste Eindruck blieb auch weiterhin bestehen. Wir waren in der Einsamkeit gelandet und natürlich in einer nächtlichen Stille.
    »Sollen wir im Wagen bleiben?«
    Pat nickte. »Noch.«
    Ich bückte mich leicht nach vorn und schielte zum dunklen Himmel hinauf, der gar nicht so finster war, weil über ihn hinweg zahlreiche Wolken getrieben wurden.
    Deutlich war der Mond zu sehen. Noch nicht voll, aber sein klares Licht sorgte am Firmament für eine gewisse Helligkeit, die sich auch in der Dünenlandschaft wiederfand.
    Das Haus, das uns interessierte, war nicht weit entfernt. Wie weit genau, konnte ich nicht sagen, denn in der Nacht waren Entfernungen schwer zu schätzen. Aber wir sahen, dass Licht brannte. Zwar nicht unten, jedoch im oberen Geschoss.
    »Schläft er in der ersten Etage? Weißt du das?«
    »Nein, John, unten. Er hat von dort einen guten Überblick und wird den Reiter dort am ehesten sehen können.«
    »Wie wir.«
    »Ja, das hoffe ich.«
    Noch zeigte er sich nicht. Als ich auf die Uhr schaute, fehlte noch etwas mehr als eine Stunde bis Mitternacht. So lange würden wir hoffentlich nicht warten müssen, denn der unheimliche Reiter war immer vor der Tageswende erschienen, wie Patrick erklärt hatte.
    Der pensionierte Kollege gab sich entspannt. »Hast du was dagegen, wenn ich rauche?«
    »Bitte.«
    Pat nickte. Er kramte eine Blechschachtel hervor und öffnete sie. »Es ist kein Laster, John. Hin und wieder muss ich an einem Zigarillo nuckeln. Das tut mir einfach gut. Irgendwie gibt es mir das Gefühl von Freiheit. Hast du auch geraucht?«
    »Früher mal. Ich habe es aufgegeben.«
    »Na ja, der eine so, der andere nicht.« Er ließ die Flamme am Feuerzeug aufleuchten. »Ich gönne mir eben ein Rauchopfer.« Er kurbelte das Fenster auf seiner Seite nach unten, um den Rauch abziehen zu lassen.
    Wie lange wir noch warten mussten, stand nicht fest. Es wäre mir lieb gewesen, wenn der Spuk noch vor Mitternacht erschienen wäre, langes Warten war nicht mein Ding.
    Das schien Pat Cameron anders zu sehen: Gelassen saugte er an seinem Zigarillo und blies die grauen Wolken durch das offene Fenster ins Freie.
    Er schien meine Gedanken zu ahnen, denn er sagte: »Weißt du, John, wenn du hier auf dem Land lebst, dann lernst du es, gelassen zu sein. Ich habe es auch wieder lernen müssen, und ob du es glaubst oder nicht, es macht sogar Spaß.«
    »Kein Einwand, Pat. Ich weiß, dass die Zeit immer gleich schnell abläuft. Nur die von einem selbst gefühlte ist eben anders. Daran wird sich nichts ändern, solange es Menschen gibt.«
    »Gute Philosophie.«
    Wir schwiegen. Je länger ich hier saß und nach draußen schaute, umso mehr schien die Welt um mich herum zu versinken. Es mochte auch an dem dünnen Dunst liegen, der seit einigen Minuten über den Boden kroch, sich aber von uns entfernt hielt, weil er sich die feuchten Stellen ausgesucht hatte. Vom Meer her stieg er hoch. Er war das, was man Küstennebel nennt.
    Um uns herum lag das große Schweigen. Kein Fahrzeug rollte dorthin, wo die Dünenlandschaft in flacheres Gelände überging. Ein leises

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