1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt
dunkel. Sie hatte einen ungewöhnlichen Farbton angenommen. Zwischen den tief hängenden dichten Wolken und dem Erdboden schien sich eine andere Welt aufgebaut zu haben. Dort war ein Licht entstanden oder eine Färbung, die er sich nicht erklären konnte. Es war nicht das Licht der Sonne und auch nicht das des Tages. Es war auch keine direkte Quelle zu erkennen. Das Licht war einfach vorhanden, und es hätte auch aus der Tiefe der Erde steigen können. Es leuchtete nicht hell, obwohl es eine gelbe und irgendwie leicht schmutzige Farbe aufwies.
Es breitete sich auch nicht aus. Zwischen dem Erdboden und den tiefen Wolken waren Nebelbänke entstanden, die recht dünn waren, sodass sie die Sicht kaum behinderten.
Es war nicht gut zu erkennen, was sich in dieser seltsamen Welt abspielen würde.
Das leise Donnern hörte nicht auf. Es schwang als düstere Botschaft an die Ohren des Mannes, der noch immer auf ein bestimmtes Ereignis wartete.
Und das trat ein.
Es war gut, dass Eric Taylor nach vorn schaute und somit ins freie Gelände hinein. So sah er in der Ferne die Bewegung, die sich vom Erdboden abhob. Etwas tanzte darüber hinweg und schien die Ursache des Donners zu sein.
Der einsame Beobachter wusste, was es war, aber zu erkennen war es noch nicht.
Und doch kam es näher.
Das Donnern nahm an Stärke zu. Taylor sah kleine Staubwolken aufwallen, die in die Nebelschlieren glitten. Er erkannte jetzt eine Gestalt, die sich allerdings nicht auf ihren Beinen bewegte.
Dann war sie plötzlich besser zu sehen. Ein Pferd bewegte seine Beine hektisch über die Erde hinweg, und auf diesem Tier saß eine Gestalt.
Ihre Kleidung flatterte im Reit Wind, und jetzt gab es keinen Zweifel mehr.
Ein Reiter jagte über den Erdboden hinweg, und er war bewaffnet, denn über seiner Schulter war etwas Langes, Gebogenes zu erkennen, das wie eine übergroße Nase wirkte.
Eine Waffe. Und nicht nur das. Es war eine Waffe, die zu dieser Gestalt passte.
Die Sense des Todes!
Und genau er hockte auf dem Tier, dessen Beine über den Boden zu fliegen schienen und ihn doch berührten, denn sonst wäre nicht das Donnern zu hören gewesen.
Es kam näher.
Es steigerte sich.
Weder das Fenster noch die Mauern hielten es auf. Es brandete in die Ohren des Mannes und füllte den gesamten Kopf aus.
Der Albtraum war zu einer unheimlichen Wahrheit geworden, die leicht den Tod bringen konnte.
Näher und näher kam der Reiter. Er wuchs vor dem Fenster auf, und für den einsamen Beobachter schien er zu einem Riesen angewachsen zu sein.
Nichts schien ihn aufhalten zu können. Es gab keine Hindernisse für ihn, und auch das Haus würde kein Problem für ihn sein, sonst hätte er längst abgestoppt.
So aber ritt der Tod direkt auf den einsamen Beobachter zu, der es nicht schaffte, sich zurückzuziehen, und wie angewurzelt auf der Stelle stehen blieb.
Der Reiter war da!
Das Donnern hinterließ starke Echos im Kopf des Beobachters. Nur wenige Meter noch trennten ihn von diesem Haus, und jetzt hätte er abstoppen müssen.
Er tat es nicht.
Stattdessen gab er seinem Pferd die Sporen, das nun zu einem Sprung ansetzte und gegen das Haus und das Fenster springen wollte. Es geschah!
Keinen Ton gab der einsame Beobachter von sich, als er plötzlich nichts mehr um sich herum spürte. Es gab keine Scheibe mehr, keine Mauern.
Er spürte die Kälte, die der Wind gegen seinen Körper blies, er sah das Pferd und schaute zu, wie sich der unheimliche Reiter zur Seite bewegte, eine Hand ausstreckte und ihn zu fassen bekam.
Der plötzliche Ruck war bis in seine Zehenspitzen zu spüren. Dann wurde Eric Taylor in die Höhe gerissen und verlor den Kontakt mit dem Boden.
Momente später gab es sein Zimmer nicht mehr. Der Sensenmann auf dem Pferderücken hatte die Gesetze der Physik auf den Kopf gestellt. Für ihn gab es keine festen Hindernisse.
Er hatte seine Beute gewollt und sie sich auch geholt.
Mit einer wilden Bewegung riss er Eric Taylor in die Höhe. Er schwang ihn hoch und wirbelte ihn zur Seite, sodass er noch mehr in seine Nähe geriet.
Bevor sich Eric Taylor versah, hockte er auf dem Pferderücken. Und noch immer wusste er nicht, ob er einen Albtraum erlebte oder in der Wirklichkeit gefangen war…
***
»Möchten Sie noch einen Kaffee, John? Die Nacht kann sehr lang werden.«
Ich überlegte. Zwei Tassen hatte ich bereits geleert. Nach einer dritten stand mir nicht der Sinn, und so fragte ich, ob ich ein Glas Wasser haben könnte.
»Auch zwei oder
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