1652 - Das Eiszeit-Erbe
es hinnehmen.«
Sie hob die Schultern. »Ja, dann will ich dich nicht länger stören. Aber wenn ich helfen kann…«
»Danke, Glenda, das weiß ich ja.«
Der nächste Weg führte mich ins Büro. Suko blieb im Vorzimmer bei Glenda zurück. Er wusste, dass ich allein sein wollte. Was mir da präsentiert worden war, musste ich erst verkraften.
Ich rief in Alet-les-Bains an, wo das Templer-Kloster liegt, in dem Godwin de Salier der Chef ist. Diesmal war er selbst am Apparat. Es kam mir vor, als hätte er auf meinen Anruf gewartet.
»Ja, gibt es etwas Neues, John?«
»Und wie!«
Er hatte mit dieser Antwort nicht gerechnet und fragte: »Habe ich richtig gehört, dass du vorangekommen bist?«
»Ja und nein. Ich weiß zumindest, dass in der Kiste jemand lag. Man hat dort einen Menschen hineingesteckt. Und das ist schon vor sehr langer Zeit geschehen.«
»Ein Skelett also.«
»Nein, Godwin.«
Er lachte. »Wie? Kein Skelett?«
»So ist es.«
»Aber das begreife ich nicht. Das ist unmöglich. Ein Mensch, der so lange in einem Sarg oder einer Kiste liegt, der müsste eigentlich verwest sein.«
»Dieser Mann nicht, Godwin. Ich gehe davon aus, dass er unter Baphomets Schutz gestanden hat.«
»Okay. Ich nehme das zur Kenntnis. Hast du denn einen Verdacht, wer er sein könnte?«
»Nicht nur einen Verdacht, ich weiß es.«
»Und?«
Die Antwort fiel mir schwer, ich gab sie trotzdem. »Dieser nicht verweste Mensch hieß Brian Sinclair.«
Stille. Schweigen. Pause, keinen Laut mehr. Nicht mal ein Atemstoß. Nach wenigen Sekunden vernahm ich ein leises Stöhnen und danach die geflüsterte Antwort: »Das kann doch nicht wahr sein!«
»Es ist aber so.«
Der Templer war noch immer nicht restlos überzeugt. »Und du bist dir sicher, dass du dich nicht geirrt hast?«
»Ja, das bin ich.« Ich wollte ihn nicht länger rätseln lassen und berichtete ihm von der Botschaft, die ich bei dem Toten gefunden hatte.
Er gab schließlich zu, dass dies dann wohl stimmen müsse. »Der Name hat dir vorher aber nichts gesagt? Oder sehe ich das falsch?«
»Siehst du nicht, Godwin. Ich habe noch nie von ihm gehört. Bei Henry Sinclair ist das etwas anderes. Ich kann nur vermuten, dass dieser seinen Namensvetter auf der Reise über den Atlantik mitgenommen habt. Er hat ihn dann im Eis ausgesetzt. Er wollte nicht, dass die Nachwelt ihn findet, weil er ebenso gefährlich war. Etwas anderes kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
»Das wäre eine Möglichkeit«, gab der Templer zu.
»Jetzt kennst du die Tatsachen. Und ich habe dich unter anderem angerufen, um von dir zu erfahren, ob du etwas mit diesem Namen anfangen kannst. Ist er dir vielleicht aus der Vergangenheit bekannt?«
»Darüber habe ich schon nachgedacht, John. Leider muss ich dich da enttäuschen.«
»Schade.«
»Wir waren ja damals mehr auf den Orient ausgerichtet. Es war ein wildes und auch schlimmes Leben, denn wir befanden uns auf dem Rückzug. Unsere Stützpunkte waren gefallen, wir sind die Verlierer gewesen. Die großen Siege waren vorbei. Wir haben zudem versucht, Bastionen so lange wie möglich zu halten, was ich aus heutiger Sicht für nicht gut halte. Aber es war eben so. Das Blut floss in Strömen, und ich weiß nicht, ob ich es gepackt hätte, wenn ich nicht in einen magischen Kreislauf geraten wäre.«
»Ja, das ist mir bekannt.«
»Aber bleiben wir bei dir, John. Was hast du denn jetzt vor? Wie wird es weitergehen?«
»Ich werde mich um meinen Namensvetter kümmern.«
»Gut. Und wie hast du dir das gedacht?«
»Das weiß ich noch nicht. Ich werde zumindest in seiner Nähe bleiben. Auch wenn er wie tot aussieht, ich glaube nicht daran, dass ich ihn mit einer normalen Leiche vergleichen kann.«
»Denkst du an einen Zombie?«, fragte er spontan.
»Auch.« Ich räusperte mich. »Aber nicht in erster Linie. Ich kann es hier auch mit einem anderen Phänomen zu tun haben, das von Baphomet gelenkt wird.«
Godwin ließ sich mit seiner nächsten Frage Zeit.
»Und wenn du die Chance hättest, ihn vernichten zu können? Wie würdest du dann darüber denken?«
»Nicht positiv. Ich möchte ihn nicht direkt vernichten. Nur im Ernstfall. Ich möchte etwas anderes herausfinden. Ich kann mir vorstellen, dass ich, sollte er erwachen, von ihm einiges erfahren könnte…«
Godwin unterbrach mich. »Du gehst also davon aus, dass er anfängt zu reden?«
»Wie auch immer. Es ist durchaus möglich, dass ich mit ihm einen Kontakt herstellen kann…«
Godwin
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