1652 - Das Eiszeit-Erbe
suspekt sind. Aber ich weiß ja, womit Sie sich beschäftigen.«
»Genau. In diesem Fall ist es besonders ungewöhnlich.«
»Das habe ich schon gehört. Und keiner meiner Mitarbeiter weiß Bescheid. Der Tote liegt in einem Raum, der allerdings nicht gekühlt ist. Einen anderen Platz hatten wir nicht, und Sie wollten ihn ja frei liegen haben.«
»So ist es.«
Dr. Plummer lächelte. »Darf ich Ihnen eine ungewöhnliche Frage stellen?«
»Bitte.«
»Haben wir es hier mit einer echten Leiche zu tun? Oder befindet sich diese Person in einem Zustand, der einer Leiche ähnlich ist?«
»Das weiß ich nicht genau. Seine körperlichen Funktionen sind jedenfalls eingestellt.«
»Gut. Ich bin dann zufrieden.« Dr. Plummer räusperte sich. »Mir wurde gesagt, dass Sie in direkter Nähe des Toten sein wollen. Deshalb haben wir Ihnen einen Stuhl hingestellt.« Er wandte sich jetzt an Suko. »Und was ist mit Ihnen?«
»Ich werde ebenfalls bleiben. Wenn es möglich ist, in der Nähe.«
»Ja, das geht. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, in einem Nebenraum zu warten. Es wurde früher mal als Büro benutzt. Es gibt eine Verbindungstür, und ich denke, dass dies nicht die schlechteste Lösung ist. Oder was meinen Sie?«
»Hört sich fast perfekt an.«
Dr. Plummer lachte. »Nun ja, schauen Sie sich die Dinge erst mal an. Dann sehen wir weiter. Ich gehe dann vor.«
Wir verließen sein Büro und schritten durch einen Gang, an dessen Ende der Arzt eine Tür aufschloss. Er ging vor, und ich hatte zuerst den Eindruck, in eine kleine Wohnung zu gelangen, denn wir betraten eine viereckige Diele, in der wir stehen blieben. Es war nur eine Tür zu sehen, die der Arzt aufschloss. Dahinter lag ein trüber und recht kleiner Raum. Es war das ehemalige Büro, in dem Suko warten sollte. Hier gab es noch eine zweite Tür, und die brachte uns in den Raum, in dem Brian Sinclair lag. Nicht mehr in der Kiste, aber auch nicht auf einem Obduktionstisch, sondern auf einer Liege, die sich zusammenklappen ließ. Ein Stuhl war ebenfalls vorhanden, er stand vor einem etwas größeren Fenster. Deshalb war es hier auch heller.
»Mehr konnte ich nicht tun, Mr. Sinclair.«
»Danke, es reicht vollkommen.«
»Und wie haben Sie sich das weitere Vorgehen gedacht?«
»Ich lasse mich überraschen.«
»Bitte?«
Ich musste lachen. »Nun ja, ich werde erst mal nichts tun und mich hier hinsetzen.«
»Und worauf warten Sie?«
»Das wird sich noch herausstellen.«
Dr. Plummer hob die Schultern. »Ich denke mal, dass ich hier wohl überflüssig bin.«
Er warf einen Blick auf den Toten. »Ich wünsche Ihnen mit ihm noch viel Vergnügen. Wenn er reden könnte, hätte er Ihnen sicherlich bestimmt so einiges zu erzählen, denke ich.«
»Richtig.«
Er nickte in die Runde und verließ uns. An der Tür sagte er noch: »Viel Glück, wie auch immer.«
»Danke.«
Suko und ich blieben zurück. Mein Freund ging zwei Runden durch den Raum, blieb schließlich neben der Leiche stehen und betrachtete sie. Dabei sagte er: »Es ist kaum zu fassen, dass diese Gestalt schon Hunderte von Jahren alt sein soll.«
»Das ist aber so. Brian Sinclair.« Ich legte Suko eine Hand auf die Schulter. »Einer meiner Vorfahren, wenn du so willst.«
»Mit einer frappierenden Ähnlichkeit, wie ich feststelle.«
»Danke.«
Er lachte und drehte sich zur Seite. »Das ist schon okay. Ich werde mich mal nach nebenan begeben und meine Warteposition einnehmen. Du weißt ja selbst, wie gern ich das tue.«
»Klar. Ich sage dir Bescheid, wenn etwas passiert.«
»Wie schön. Und was sollte passieren?«
Mein Lächeln wurde breiter. »Bei einem Sinclair musst du mit allem rechnen.«
»Aha. Eingebildet bist du gar nicht.« Er deutete auf einen Spiegel. »Stell dich davor und lass dich feiern.«
»Mach ich doch glatt.«
Er tippte kurz gegen seine Stirn und verließ den Raum.
Als er die Tür zugeschlagen hatte, war ich mit meinem toten Ahnherrn allein…
***
Terry Gibbs gehörte zu den Menschen, die sich als ungewöhnlich cool betrachteten. Cooler jedenfalls als diese jungen Typen mit ihrem gelackten Outfit und den gelangweilten Blicken.
Er war auf eine andere Weise cool. Oder auch abgebrüht, was in seinem Job eine große Rolle spielte und sehr wichtig war. Keine Emotionen zulassen, sich lässig und uninteressiert geben, aber mit scharfem Blick alles unter Kontrolle haben. Der Secret Service war für ihn der passende Arbeitgeber. Da hatte er es auch verstanden, sich hochzuarbeiten. Zwar gehörte
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