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1652 - Im Netz des Quidor

Titel: 1652 - Im Netz des Quidor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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brauchen keine Kindermädchen", freute sie sich. „Der Ansicht bin ich auch", stimmte Bull zu, „aber es war nicht ganz einfach, auch Arlo Rutan davon zu überzeugen."
    „Letztlich ist es dir gelungen, und dafür hast du etwas gut bei mir", versprach sie. „Darauf werde ich zu gegebener Zeit zurückkommen", erwiderte er verschmitzt grinsend.
     
    *
     
    Als Zielpunkt wurde eine kleine Sternenballung in rund 350.000 Lichtjahren Entfernung gewählt; der Nonstopflug dorthin sollte knapp zwei Tage in Anspruch nehmen, genug Zeit also, um die Mannschaft kennenzulernen und zu sehen, wo die erkennbaren Schwächen und Stärken jedes einzelnen lagen. Reginald Bull fühlte sich bald heimisch, die - für ihn - jungen Männer und Frauen waren fröhlich und unkompliziert, und er lachte so viel wie seit langer Zeit nicht mehr.
    Joara Clayton lächelte ihm freundlich entgegen, als er sich neben sie setzte. „Guten Morgen", sagte sie. „Gleichfalls", gab er zurück. „Habe ich viel versäumt?"
    „Nichts Wesentliches. Wir erreichen gegen Nachmittag das Zielgebiet, dann sehen wir weiter."
    Sie musterte ihn prüfend. „Du siehst aus, als seist du einem Monster begegnet."
    „Haarscharf erraten." Er rieb sich den Nacken; für einen Moment drohten die düsteren Gedanken wieder die Oberhand zu gewinnen, doch er drängte sie zurück. „Schlimm?"
    „Nichts von Bedeutung. Eine ... seelische Migräne."
    Die Kommandantin lachte. Sie hatte ein herzliches, ansteckendes Lachen, und in ihren braungrünen Augen tanzten dabei oft goldene Lichter. Sie war eine hochgewachsene, schlanke Frau mit einem durchtrainierten, geschmeidigen Körper und einem ebenmäßigen Gesicht, das von den großen, strahlenden Augen beherrscht wurde. Ihre kastanienbraunen Haare waren pflegeleicht kurz geschnitten, wobei stets ein paar widerspenstige Strähnen abstanden, was ihr manchmal ein spitzbübisches Aussehen verlieh. Bull hatte schon ein paarmal darüber gespöttelt, daß sie biologisch gesehen fünf Jahre älter war als er. „Vielleicht solltest du dich beim Arzt melden", schlug sie vor. „Sehe ich wirklich so schlimm aus?"
    Sie lachte erneut. „Ich wollte kein Kompliment machen, sondern nur hilfsbereit sein."
    „Na schön, vielen Dank. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet."
    „Das war auch nicht meine Absicht."
     
    *
     
    Einige Stunden später meldete der Syntron: „Wir nähern uns dem Zielgebiet."
    Das „Zielgebiet" war eine kugelförmige Sternenballung aus 100 Sonnen, die sich etwa über 80 Lichtjahre verteilten. „Es geht los", sagte Joara und wandte sich ihrer Aufgabe zu; ihr Gesicht zeigte jetzt höchste Konzentration.
    Die ersten Ortungen ergaben, daß im Zentrum der Sternenballung mindestens ein Sonnensystem von raumfahrenden Wesen mit hochstehender Technik bewohnt wurde; es wurden gesteuerte Strukturerschütterungen und Funksignale im Hyperspektrum gemessen, aber auch mehrere fünfdimensionale Verfremdungen, die den Galaktikern unbekannt waren und nicht sofort ausgewertet werden konnten. „Interessant", bemerkte Bull. „Dorthin?" erkundigte sich Joara knapp, und er nickte.
    Während die KAHALO Kurs auf das Zentrum nahm, lehnte Bull sich zurück. Die unterschiedlichsten Gedanken zogen durch seinen Verstand, und eine schon wohlvertraute Erregung erfaßte ihn. Welche Völker würden sie dort finden? Waren sie friedlich oder aggressiv? Welche Sozialgemeinschaften bildeten sie? Welche technischen Möglichkeiten nutzten sie? Würde es schwierig sein, Kontakt aufzunehmen? Wir werden es hoffentlich bald wissen.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Informationen des Syntrons. Das System mit den hyperenergetischen Aktivitäten bestand aus einer heißen weißen Sonne mit neun Planeten.
    Die Planeten Nummer drei und vier waren Sauerstoffwelten und boten gute Voraussetzungen zur Besiedelung, aber auch Nummer fünf und sechs wiesen Zivilisationsspuren auf.
    Bis jetzt allerdings waren die Funkrufe der KAHALO unbeantwortet geblieben, was nicht unbedingt bedenklich war, aber zumindest Anlaß zur Vorsicht bot. „Sollen wir warten?" fragte die Kommandantin. „Nein, wir fliegen weiter. Sie werden sicher bald reagieren", antwortete Bull.
    Sie kamen langsam weiter in das System hinein; die Ortungen überschlugen sich inzwischen fast an Meldungen. Innerhalb des Systems mußte sich eine Unzahl von Raumschiffen und anderen Objekten befinden, die dort in einem heillos wirkenden Durcheinander kreuzten. „Sehr merkwürdig", sagte Bull. „Sie

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