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1652 - Im Netz des Quidor

Titel: 1652 - Im Netz des Quidor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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müssen uns bemerkt haben. Weshalb antwortet keiner?
    Gibt es irgendwelche Informationen über die Objekte?"
    „Kaum eines gleicht dem anderen", antwortete der Orter Norman Fallar, ein spindeldürrer, lebhafter Mann von 35 Jahren; sein Hauptmerkmal waren ungekämmte, wirr abstehende pechschwarze Haare mit einer in phosphoreszierendem Grün eingefärbten Strähne. „Die Signale stören sich gegenseitig so sehr, daß wir nichts Genaueres feststellen können. Es kümmert sich jedenfalls keiner um uns."
    Bull schüttelte den Kopf. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Machen wir trotzdem weiter."
    Die KAHALO setzte den Flug fort und sendete weiterhin ununterbrochen Funksignale; doch erst als sie die Bahn des siebten Planeten kreuzte, kam eine Antwort. Der Bildschirm zeigte plötzlich ein insektoides Wesen, ähnlich einer Gottesanbeterin, das in fluoreszierende, seidig wirkende wallende Gewänder gehüllt war.
    Der Kopf war im Verhältnis zum Körper groß und wurde beherrscht von metallisch blau und rot schillernden Facettenaugen, unter denen der Kiefer mit kräftigen Kneifzangen lag. Das Wesen wiegte sich graziös und bewegte anmutig aufeinander abgestimmt seine beiden langen Greifarme und die vier Beine zu seinem eigenen Gesang, den zwei Fühlerpaare erzeugten. Das erste, oben am Kopf entspringende lange Fühlerpaar besaß grünglitzernde Antennen am Ende, mit denen es sanft über das darunterliegende kurze, borstige Fühlerpaar strich. Dabei entstanden melodiöse, zirpende Töne, begleitet von einem taktmäßigen Klicken der Kneifzangen, die den Lauschenden verführerisch umschmeichelten und in ihren Bann zogen; unwillkürlich fühlte sich Bull an den mythologischen Gesang der Sirenen erinnert, allerdings ohne dessen verderbliche hypnotische Wirkung.
    Das majestätische Schauspiel von Gesang und Tanz dauerte einige Minuten und endete, als die Gottesanbeterin die Greifarme wie zum Gruß hob und den Kopf leicht neigte. Eine Sekunde darauf erlosch der Bildschirm.
    Joara Claytons Gesicht nahm einen leicht verdutzten Ausdruck an. „War das alles? Eine Aufzeichnung?"
    „Es klang zumindest nicht unfreundlich", bemerkte Enzio Ribera, der Pilot und ihr Stellvertreter, neben ihr. Er war ein Jahr älter als Norman Fallar und nicht weniger lebhaft; er bot keine besonders auffällige Erscheinung, abgesehen von einem sorgfältig geübten Blick seiner großen dunkelbraunen Augen mit den langen seidigen Wimpern, dem kaum eine Frau widerstehen konnte. „Ich finde, es klang wie ein Herzlich willkommen!" meinte der Orter. „Jedenfalls sind unsere Signale angekommen, Wenn auch wahrscheinlich nicht verstanden worden."
    „Vielleicht ist das hier ein Vergnügungspark", fügte der Pilot hinzu. „Das würde erklären, weshalb sich hier so viele verschiedene Raumschiffe aufhalten und sich keiner um uns kümmert."
    „Hm", machte Bull zögernd. „Gibt es irgendwelche militärischen Aktivitäten?" fragte Joara. „Keine Anzeichen", antwortete der Syntroh. „Analyse jedoch nicht hundertprozentig aufgrund der Störfelder."
    Die Kommandantin überlegte kurz. „Wir fliegen weiter", ordnete sie dann an. „Vielleicht wird doch mal jemand aufmerksam auf uns, und bisher sieht es nicht nach einer Gefahr aus. Besetzt trotzdem die Geschützleitstände, und haltet euch bereit!"
    Sie flogen weiter ins Zentrum des Sonnensystems; ab dem sechsten Planeten wimmelte es von allen möglichen Raumschiffen und stationären Objekten. Kaum ein Schiff glich dem anderen; vorausgesetzt, bei den mobilen Objekten handelte es sich um solche. Manche von ihnen sahen wie asymmetrische Felsbrocken aus, anderen wie leuchtende Kristalle; der Vielfalt an bizarren und skurrilen Formen schienen keine Grenzen gesetzt. Auch die im Orbit kreisenden Stationen zeigten sich merkwürdig verdreht und verschlungen. Die Schiffe flogen anscheinend ziellos umher, ohne einen Planeten oder eine Raumstation anzusteuern; trotzdem blieben sie untereinander in einem gewissen Sicherheitsabstand. Abgesehen davon kümmerte sich keiner um den anderen; es war unmöglich, Signale aufzufangen, die in eine verständliche Form gebracht werden konnten.
    Die KAHALO funkte weiterhin ununterbrochen, aber niemand reagierte auf sie; sie schien nicht einmal bemerkt worden zu sein. Als einzige Antwort wiederholte sich in regelmäßigen Abständen das aufgezeichnete Begrüßungsritual der Gottesanbeterin. „Das kommt mir hier schon vor wie die Hauptverkehrszeit nach Geschäftsschluß", lästerte Enzio

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