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1657 - SOS für Mystery

Titel: 1657 - SOS für Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht ganz so verfestigt wie an den Wänden und über uns, wo sich der Pfropfen im Schacht schon wieder schloß.
    Es stank hundserbärmlich. Es stank nach Verwesung und Säure, widerlich süß und gleichzeitig ätzend. Unsere Helme waren geschlossen, aber die Monturen sammelten ja Proben der Luft. Wären unsere Nasen ungeschützt gewesen - wir hätten uns alle vier übergeben müssen und dann bestimmt nicht mehr rechtzeitig handeln können.
    Und der Boden bewegte sich. Er zog uns ganz langsam auf das Ding in der Mitte der Höhle zu, auf diese Pflanze mit ihren fünf Meter langen und halb so breiten, fleischigen Blättern. Sie wuchsen aus einem Hohlstamm heraus, einem Schlund. Sie bewegten sich zitternd, in die Höhe gereckt wie bei einer Palme, deren Blattschopf man ohne Stamm tief in die Erde gesteckt hatte.
    Wir hätten unsere Scheinwerfer nicht mehr gebraucht. Es war hell, und das kam einerseits von den kugelförmigen Leuchtorganen, die an langen, beweglichen Stielen aus dem Zentrum der Pflanze kamen. Zum anderen leuchtete die Decke der Höhle fast so hell wie der Taghimmel.
    Ich bin bis heute der Ansicht, daß die Mikros das Licht der Sonne Enno auf eine uns unbegreifliche Art und Weise hier herabtransmittierten.
    Sie lebten in Symbiose mit der Pflanze. Sie bekamen von ihr Sauerstoff und hatten bestimmt auch noch andere Vorteile von dieser Zweckgemeinschaft. Die Pflanze ernährte sie. Sie lieferten ihr dafür das Licht, das sie zur Photosynthese brauchte, und die Nährstoffe. Worin diese bestanden, das wurde uns klar, als zwischen den Blättern peitschenartige Tentakel hervorschossen und nach uns griffen. Ich handelte instinktiv und feuerte, was das Zeug hielt.
    Die anderen schossen ebenfalls, und die Pflanze verging im mörderischen Impulsfeuer unserer Karabiner.
    Was dann geschah, war das Chaos. „Zusammenbleiben!" schrie ich, in der Hoffnung, daß die Kameraden mich noch einigermaßen störungsfrei empfangen konnten. „Haltet euch an mich!
    Wir schaffen es!"
    „An ... dich ...!" krächzte es in meinem Empfänger. Das war Krellin, der mich in dieser Lage von hinten angrabschte und dafür postwendend einen Stoß vor die Helmscheibe einkassierte, in den ich all meine Wut über den verdammten Primitivling legte.
    Wir glühten. Wir liefen wie Fackeln durch die Grube. Was wir mit unseren Strahlern entfesselt hatten, fand noch keinen genügenden Abzug, und dazu kamen die Billiarden Mikros, die sich in einen grellroten Schleier aus Funken verwandelten, wenn sie auf die Energieschirme auftrafen.
    Sie hatten ihre festgefügten Verbände aufgegeben. Die Pflanze mußte sie gesteuert, jedem einzelnen dieser Staubkörner seinen Platz zugewiesen haben. Jetzt, als sie nur noch eine verbrannte, braune Masse war, löste sich alles auf.
    Die Belastungsgrenze meines Schutzschirms trieb mir den Schweiß auf die Stirn, bis die von uns losgelassenen Energien endlich durch ein Loch in der Decke nach oben schossen. Es entstand ein regelrechter Sog, der die Mikros mit sich riß, aus der Grube heraus, irgendwohin über uns, wo es nur noch ins Freie gehen konnte. „Hinterher!" rief ich den Gefährten zu. „Die Fallen dieser verfluchten Symbiosegemeinschaft sind jetzt unser Weg in die Freiheit!"
     
    *
     
    Wir kamen heraus. Es war nicht so einfach, wie ich im ersten Moment gehofft hatte. Wir rasten durch den Stollen in den Ringtunnel, mußten uns dann aber den weiteren Weg durch Schichten von Erdreich schießen, das jetzt, ohne die Stützschicht aus Mikros und infolge der zwangsläufigen Erschütterungen, schnell eingesackt war.
    Mir war übel. Ich desaktivierte den Schutzschirm, ließ den Helm nach hinten klappen, und atmete erst einmal tief durch.
    Zwischen Seyna, Krellin, Poulkar und mir stoben immer noch kleine Wolken von Mikros aus der Öffnung im Kreis. Sie hätten uns vergiften können, als wir sie einatmeten, oder als Parasiten befallen. Ich weiß, daß wir in diesen Sekunden verdammt leichtsinnig waren - aber unter dem Helm wäre ich erstickt. Und das war ein psychologisches Problem, nicht eines der Atemluftversorgung.
    Ich mußte an die Pflanze denken, die von tief unter dem Kreismittelpunkt dieses- perfekte Fallensystem geschaffen hatte. Wie war sie da unten hineingekommen, in die Höhle? War es wirklich sie gewesen, die den Mikros die Befehle erteilt hatte, oder hatten erst die Mikros das ganze unterirdische System geschaffen und sich dann die Pflanze hineingesetzt?
    Ich wußte, daß dies eines der Rätsel war, auf das

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