1657 - SOS für Mystery
nicht verdient, daß uns jemand half!
Ich atmete aber trotzdem auf, als ich Seyna, Krellin und Poulkar wieder vor mir sah.
Poulkar deutete auf meinen Helm. „Was soll das, Lyn? Man kann hier atmen, und die Luft ist nicht giftig, oder wir wären ..."
Den Rest hörte ich nicht mehr.
Man kann hier atmen!
In einem ringförmigen Tunnelsystem, das seit einem unbekannten Zeitraum verschlossen gewesen war. Die Luft, die durch unser Gewaltmanöver eingedrungen war, konnte nicht viel zählen.
Ich begann wieder etwas zu ahnen, und als Seyna ihr Vibratormesser wie zum Trotz noch einmal in die Wand trieb, hatte ich einen Teil der Bestätigung.
Aber es war zu spät. Das Grauen schlich sich in meinen Kopf, und ich konnte für Augenblicke keinen klaren Gedanken mehr fassen. Vielleicht hätten wir dies alles sonst nicht durchmachen müssen.
Jetzt weiß ich, wie wir wahrscheinlich sofort freigekommen wären, aber das ändert nichts daran, daß wir eine Sekunde später keinen Boden mehr unter den Füßen hatten und durch einen Stollen in eine Grube rutschten. Wie tief, das kann ich auch jetzt noch nicht sagen.
Als Seyna das Messer ansetzte und in die Wand ritzte, da sah ich in den entsprechenden Videofeldern meines Helms in extremer optischer Vergrößerung, daß sich der Wandbelag teilte, bevor die Klinge überhaupt hineinstach. Die Wand wich regelrecht zurück! Aber es war gar keine richtige Wand und kein fester Belag. Es waren Myriaden winzigster Organismen, die auseinanderwichen, sich verflüchtigten, meinetwegen auch wegteleportierten, was weiß ich. Jedenfalls verschwanden sie innerhalb eines Sekundenbruchteils - um sofort wieder an Ort und Stelle zu sein, als Seyna das Messer zurückzog.
Genauso mußte es mit dem „Boden" gewesen sein, auf dem wir standen. Ich reime mir das so zusammen, daß die „Mikros", wie ich die Kleinstlebewesen kurzerhand taufte, die Ringtunnels bevölkert hatten, nachdem deren eigentliche Erbauer sie verlassen hatten - und bevor die Tunnels in sich zusammenstürzen konnten. Sie begannen sich billionenfach zu reproduzieren und schufen aus ihren eigenen Körpern diesen vollkommen glatten Stützbelag.
Sie verwandelten die verlassenen Röhren aber gleichzeitig in raffinierte Fallen. Wer einmal hineingeraten war, kam nicht mehr weit. Vielleicht irrte er einige Dutzend Meter weit im Dunkeln umher, bis er auf eine Stelle geriet, die von den Mikros präpariert worden war.
Sie hatten den „Boden" an dieser Stelle zuerst aufgelöst, und sich anschließend wie ein Pfropfen in die geschaffene Öffnung gesetzt. Dabei mußten sie sich in ihrer Gesamtheit dermaßen verdichtet haben, daß der Pfropfen selbst das Gewicht eines Ertrusers trug, bevor der Befehl zur Auflösung kam.
Und genauso hatten sie es an der Oberfläche gemacht. An vielen Stellen der Kreise mußte es Löcher und Pfropfen aus Mikros geben. Ein großes Tier, das sich dorthin verirrte, war rettungslos verloren. Die Mikros registrierten sein Gewicht und lösten ihren Verbund auf - trennten sich, wurden zu auseinanderwehendem Staub, was weiß ich. Ich sagte es schon: Mich würde es überhaupt nicht wundern, wenn diese Mikrolebewesen sogar teleportieren könnten.
Welche Intelligenz dahintersteckte, fragt ihr? Wer den Auflösungsbefehl gab?
Ich weiß nicht, ob es unter allen Ringen so aussah wie unter diesem hier. Ich weiß mittlerweile, daß Rhodan unsere Erfahrungen nicht machte, und ich räume auch ein, daß wir es vielleicht mit einer absoluten Ausnahme zu tun gehabt haben.
Jedenfalls rutschten wir alle vier durch diesen Stollen bergab. Die Schutzschirme der Anzüge schalteten sich zum Glück sofort automatisch ein. Die Grube, in der wir landeten, lag vermutlich tief unter dem gedachten Kreismittelpunkt, bestimmt nicht weniger als dreißig Meter tief.
Stellt es euch, tote Brüder und Schwestern, wie ein Rad mit Speichen und einer Nabe vor. Das Rad war der Kreis, den ein Tier geschaffen hatte. Die Speichen waren die Stollen, die von dem Tunnel schräg hinunter zur Grube führten. Sie waren zweifellos von den Mikros angelegt worden. Und die Nabe, das war die tief unter der Oberfläche liegende Grube, eine ebenfalls exakt kreisrunde Höhle von mehr als zwanzig Metern Durchmesser und etwa der halben Höhe.
Und in der Mitte der Grube steckte sie.
Wir richteten uns auf. Es war ziemlich mühsam, denn der Boden unter unseren Füßen war nicht fest. Er war wie Treibsand und bestand natürlich auch aus Myriaden von Mikros. Nur waren sie
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