1657 - SOS für Mystery
und Laune umsehen. Wer wollte ihm denn hinterher nachweisen, wie lange er für den Einsatz gegen die Ertruser und ihre Gefangennahme wirklich gebraucht hatte?
Hier war er weit weg vom Schuß.
Niemand war da, um ihn zu kontrollieren und bei Adams zu verpfeifen.
Ja, jetzt hier am Ziel, gewann der Optimismus wieder die Oberhand, und die vielen Zweifel wurden weniger. Hier hatte ihm keiner etwas zu sagen, niemand.
Daß er sich da gewaltig irrte, das erfuhr Mordrer Keyn Haitabu wenige Sekunden, nachdem Keyn junior aufgeregt berichtet hatte, daß man die Ertruser wahrscheinlich schon entdeckt hatte. Wenn es sonst keine Energiequellen auf Mystery gab, dann mußten sie genau dort sein, von wo die Impulse kamen. „Es könnten Energieschüsse sein", vermutete der älteste Sohn. „Laß sie schießen." Der Patriarch winkte großzügig ab. „Je länger sie sich austoben, desto leichter haben wir es hinterher mit ihnen." ;" Der Junior blickte ihn zweifelnd an, gab aber kein Widerwort.
Das kam von völlig unerwarteter Seite. „Also, so leicht kannst du dir's aber nun wirklich nicht machen, Mordrer-Baby."
Der schmächtige Springer zuckte zusammen.
Ganz langsam schwenkte er mit seinem Sitz herum und sah die junge Frau vor sich stehen, den Kopf schräggelegt und die Hände provozierend in die schlanken Hüften gestemmt. „Du ... bist... eine Ennox!" stammelte er.
Sie nickte und warf den Kopf zurück. Ihr langes, blondes Haar fiel wie in Fontänen über ihre Schultern, und ob der energische Hüftschwung nur zufällig war oder gewollt - Mordrer spürte, wie ihm das Blut in den Schädel schoß. „Und wo eine ... ich meine, ein Ennox ist, da sind auch ... andere. Nicht wahr?"
Er merkte, daß er dummes Zeug redete. Was war in ihn gefahren? Vor ihm stand die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Hundert Lustfrauen konnten sie nicht aufwiegen.
Und er benahm sich wie ein junger Idiot, dümmer noch als seine Söhne, die sie geradezu unverschämt anstarrten, regelrecht gierig. Kappar leckte sich sogar über die Lippen. „Habt ihr nichts zu tun, nutzloses Pack?" brüllte er los und tobte so lange, bis seine plötzliche Gesichtsröte damit wohl hinreichend gerechtfertigt sein sollte. Danach wagte es niemand außer ihm mehr, die Ennox anzusehen, und Mordrer Keyn Haitabu besann sich darauf, daß er überhaupt keinen Grund hatte, verlegen zu werden. Mit Frauen hatte er immer schon umzugehen verstanden. Und außerdem war er hier der Chef.
Er schalt sich einen alten Narren, als er aus seinem Sessel stieg und vor der Ennox eine galante Verbeugung andeutete. „Ich bin Mordrer", stellte er sich vor, „aber das weißt du ja schon. Darf ich erfahren, mit wem ich das Vergnügen habe?"
Sie und er in einer seiner Lustsuiten! Er durfte gar nicht daran denken. „In eurer Milchstraße hat man mich Claudia genannt."
„Claudia", wiederholte er den Namen, gedehnt und seufzend. Dabei konnte er den Blick nicht von ihrem Gesicht wenden. Sie sah aus wie eine Mischung aus personifizierter Sünde, erhabener Göttin und Rauschgoldengel. „Das ... ist aber ein sehr hübscher Name, Claudia ..."
„Also, langsam wird mir das peinlich", antwortete die Ennox. „Wo ich auftauche, quatschen und glotzen die Kerle mich nur dumm an. Ich werde mich künftig etwas mehr zurückhalten.
Vielleicht widme ich mich nur noch einem von euch."
„Das ... das wäre aber eine schlimme Vergeudung!" protestierte Mordrer. Mystery und seine künftigen Reichtümer waren in weite Fernen entschwebt - die fünfzehn Ertruser sowieso. „Perry, zum Beispiel", überlegte Claudia. „Hmm, oder diesem Adams. Aber nein, der ist mir zu bucklig."
„Ein alter Gauner", knurrte Mordrer. „Der wäre der letzte, dem du deine Gunst..." Er schluckte. Seine Hände legten sich wie von selbst auf seine Brust. „Ich meine, wenn du schon eine einflußreiche Persönlichkeit deinen Freund nennen willst, dann sieh her. Ich bin ..."
Claudias Miene verfinsterte sich. Der Rauschgold- wurde von einem Moment zum anderen zum Racheengel und stieß dem Patriarchen einen Finger zwischen die Rippen. „Hör mit dem Unsinn auf, Mordrer-Baby", sagte sie. „Ich bin nur hier, um dich an deinen Auftrag zu erinnern. Du weißt doch, diese Verrückten, die unseren Planeten zerstören. Sie treiben es immer schlimmer. Jetzt scheinen sie völlig übergeschnappt zu sein. Regelrecht geistig verdreht. Sie benötigen unbedingt ärztliche Hilfe. Wie ihr sie in den Griff bekommt, ist nicht unser Problem. Unser
Weitere Kostenlose Bücher