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1658 - Lyndaras Kämpfer

Titel: 1658 - Lyndaras Kämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Rückzug abschneiden, zumal ein Schirm die Spionage behindert hätte.
    Da vorn die geschlossene Tür; in seinen Augen wuchs das Rechteck zu einem schwarzen, gefährlichen Tor, das zu durchschreiten kein Sterblicher riskieren durfte. Unfug! Aber hatte nicht Lyndara einen Aktivatorträger gefordert? Die Gedanken eines Narren? Siankow blieb vor der Tür stehen. Er hob die Hand und wollte klopfen, doch im selben Augenblick fuhr das Schott beiseite. Eine kopfgroße Faust stieß heraus, packte seinen Kragen und zog ihn mit einem Ruck hinein. „Okay, Siankow! Ich hoffe, daß du keine Tricks versuchst. Sonst ist's aus mit dir, verstehst du mich?"
    „Ich verstehe ausgezeichnet!" preßte er heraus. „Ich kriege keine Luft!"
    Die Ertruserin namens Lyndara ließ ihn fallen wie einen Müllsack. Sie hatte ein schmales, ausgesprochen hübsches Gesicht, jedenfalls für ertrusische Verhältnisse, von dem aber unter einer Schicht greller Kampfbemalung nur zu wenig zu erkennen war. Eines aber sah Boris Siankow mit einem Blick: Diese Frau verfügte über Charisma. Ringsum standen die übrigen Ertruser, jeder einzelne ein Riese von unglaublicher Statur, doch sie alle schauten trotz überlegener Körpergröße zu Lyndara auf. Sie würden alles tun, was die Anführerin befahl.
    Nicht diese Kämpfer waren seine Gegner, sondern sie.
    In einer Ecke der Cafeteria hockten vierzehn Terraner und drei tellerköpfige Blues, die Geiseln. Keiner war verletzt. „Jetzt bin ich da", sagte er. „Was geschieht nun? Weshalb hast du mich kommen lassen?
    Können wir verhandeln?"
    Lyndara lachte, und es klang wie ein sich nähernder Orkan. „Verhandeln wäre das falsche Wort. Ich stelle meine Bedingungen."
    „Wenn du zuerst diese siebzehn Leute freiläßt."
    „Und dann? Fallen dann deine Kampfroboter über uns her?"
    „Ich verspreche, daß das nicht der Fall sein wird."
    Lyndara lachte erneut. „Weißt du was, Boris? Du bist ein netter, hübscher, kleiner Knabe. Ich glaube dir sogar. Aber nur deswegen, weil eine einzige falsche Bewegung dich das Leben kostet. Und das werden deine Freunde in der Schaltzentrale nicht riskieren wollen, oder?"
    „Gewiß nicht", antwortete Siankow, und er wünschte, er wäre dessen halb so sicher gewesen wie Lyndara.
    Die Ertruserin winkte nach hinten. Ihre Leute trieben die siebzehn Geiseln wie eine Herde Schafe zusammen, zur Tür und hinaus. Nun waren sie allein. Zwölf lebendige Kampfmaschinen, die ganz offensichtlich nicht mehr richtig tickten, und er, der Nexialist. Unter diesen Riesen kam er sich vor wie ein Zwerg. „Was ist mit euch passiert?" fragte er, so sanft er konnte. „Wie ist es möglich, daß ihr so über eure eigenen Leute herfallt?"
    Lyndara beugte sich zu ihm herunter, bis ihr grell geschminktes Gesicht und seines fast auf einer Höhe waren. Dann entblößte sie die Zähne. „Stell mir nicht zu viele einfältige Fragen, Kerl! Du hättest die Geister von Mystery selbst sehen sollen... Dann würdest du keine Fragen stellen, sondern erschauern. Aber noch immer wüßtest du nicht, was wir wissen. Und du wirst es nie erfahren. Du gehörst hierher - unsere Bestimmung ist eine andere."
    „Du sprichst in Rätseln, Lyndara."
    In die Augen der Ertruserin war ein entrückter Ausdruck getreten, der Boris Siankows Furcht wieder aufflammen ließ. Wer so schaute, der war nicht bei Verstand. Das allerdings hatten schon die Springer ausgesagt. Erst jetzt glaubte er selbst daran. Hochgezüchtete Spezialisten aus dem Landekommando der BASIS waren sie gewesen, und nun traten sie als gefährliche Bande von Irren auf. „Lyndara! Und ihr anderen! Ich bitte euch, geht nach Mimas! Wir werden alles vergessen, was geschehen ist. Arbeiten wir gemeinsam! Was immer in euren Schädeln schiefläuft, wir werden es beheben ..."
    „Du verdammter Schwätzer!"
    Lyndara riß ihn am Kragen zu sich heran. Ihr Griff war so hart, daß er fürchtete, sie könne ihm den Kehlkopf brechen. „Hnnn ... Stopp. Stopp."
    „Hör zu, Boris Siankow: Ich habe dich nicht kommen lassen, um mir von dir Reden anzuhören."
    Endlich lockerte sie ihren Griff. Als sie losließ, sackte er mit tanzenden Feuern im Blick auf die Knie. Mit beiden Händen massierte er seine Kehle. „Was willst du denn?" brachte er hervor. „Sag's endlich!"
    „Ich will von dir einen Zellaktivator."
    Siankow riß die Augen auf. Erstmals verlor er die Kontrolle über sich; und in diesem Moment starrte er die Ertruserin wirklich an wie eine Geistesgestörte. Dann aber lachte er.

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