1659 - Die Totengöttin
nicht«, gab Malinka zu. »Sie steht jedenfalls nicht auf unserer Seite.«
»Du und deine Vertrauten fürchten sich also vor ihr?«
»Das muss ich leider zugeben. Sie besitzt eine große Machtfülle. Sie kann fliegen, und damit ist bei ihr das wahr geworden, was in früheren Zeiten immer über uns erzählt Wurde, Dass wir auf einem Besen fliegen können.«
»Stimmt.« Ich räusperte mich. »Darm möchte ich mal zusammenfassen. Du weißt also nicht, wer diese Totengöttin ist und was sie vorhat. Und dir ist nicht bekannt, warum sie sich Jane Collins geholt hat.«
»Das ist richtig. Ich habe nur Angst und fürchte mich, dass die Totengöttin auch Macht über andere Personen gewinnt. Mich und meine Freundinnen eingeschlossen.« Sie sah mir jetzt direkt in die Augen. »Wir kennen dich, John Sinclair. Wir kennen dich sehr gut, und wir sehen dich nicht unbedingt als einen Feind an. Deshalb bin ich hier, um dich um eine Unterstützung zu bitten.«
»Das hätte ich sowieso getan. Ich muss Jane Collins finden. Es gibt für mich keine Alternative. Aber ich hätte gern gewusst, wo ich anfangen soll, nach Jane zu suchen.«
»Das kann ich dir nicht sagen. Eine wie die Totengöttin versteht es gut, sich zu verbergen.«
»Auch in einer anderen Dimension?«
»Das kann ich dir nicht genau sagen. Aber ich gehe mal davon aus.« Sie breitete die Arme aus. »Alles ist offen. Das muss man leider so sagen.«
Mittlerweile glaubte ich ihr, obwohl mir alles noch recht vage erschien. Ich wusste nicht, ob sie mir die ganze Wahrheit gesagt hatte. Diese Malinka stand auf Assungas Seite, die nicht zu meinen Freunden gehörte. Möglicherweise spielte sie im Hintergrund mit, sodass ich für sie die Kastanien aus dem Feuer holen sollte. Malinka legte ihre Hände auf die Tischplatte und stand auf. »Ich denke, dass ich dir genug gesagt habe. Tu dein Bestes. Hol Jane Collins zurück und vernichte die Totengöttin.«
Das war leichter gesagt als getan. Zunächst mal musste ich wissen, wo ich mit der Suche beginnen sollte. Eine Idee hatte ich nicht.
Malinka ging an der Seite des Küchentisches vorbei und hob ihr großes Tuch an, das sie wieder über ihren Kopf legte, um Schutz vor der Kälte zu haben.
»Kann ich dich irgendwo hinbringen?«, erkundigte ich mich.
»Nein, nein, ich gehe schon meinen Weg. Du musst dich um mich nicht kümmern.«
»Aber um Jane, nicht wahr?«
»So ist es, John. Ich bin auch sicher, dass du eine Spur finden wirst.« Sie hielt neben mir an. »Das ist doch bisher immer der Fall gewesen, oder nicht?«
»Ja, irgendwie schon.«
Sie nickte. »Und das wird auch von unserer Seite so gesehen. Wir würden uns darüber freuen, wenn du einen Sieg erringst.«
»Aha. Und worüber besonders?«
»Ich hörte, dass ein mächtiger Feind von dir nicht mehr existiert. Dieser Vampir Dracula II.«
Das überraschte mich wirklich. »Das weißt du?«
»Es spricht sich herum.«
»Und Assunga kann sich freuen.«
Ich erhielt eine Antwort. Sie allerdings bestand nur aus einem leicht krächzend klingenden Lachen, Es war noch zu hören, als sie sich bereits im Flur befand und dicht vor der Haustür, die sie öffnete und ins Freie trat.
Ich hatte die Küche nach ihr verlassen. Mein Blick fiel auf ihren Rücken, als sie über die Türschwelle nach draußen schritt. Sie ging leicht gebückt durch den Vorgarten und war für mich nichts anderes als eine alte Frau.
Im Freien war es nach wie vor still, und deshalb überraschte mich das eigenartige Geräusch. Es war ein Rauschen und erreichte mich aus der Höhe. Ich lief nach draußen und behielt die am Tor stehende Malinka im Auge. Ich dachte an eine Gefahr und wollte sie warnen. Doch das wäre schon zu spät gewesen. Schräg von oben her schoss jemand auf sie zu, und urplötzlich hing sie im Griff der Totengöttin, die augenblicklich mit ihr in die Luft stieg und aus meinem Blickwinkel verschwunden war.
Jetzt war mir klar, wie stark und mächtig diese Totengöttin wirklich war…
***
Als Jane Collins erwachte, fühlte sie sich wie gerädert. Man hatte sie auf die Erde gelegt. Sie sah nichts. Sie lag in einer absoluten Dunkelheit, und ihr war klar, dass sie verloren hatte.
Ihr Erinnerungsvermögen funktionierte, sodass sie wusste, wie sie in diese Lage geraten war und wer dafür die Verantwortung trug. Eben die Totengöttin. Sie sah sich noch im unteren Flur ihres Hauses, als sie plötzlich der Schlag getroffen hatte. Es war keiner mit einem Gegenstand gewesen, eine einzige Berührung der
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