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1659 - Die Totengöttin

1659 - Die Totengöttin

Titel: 1659 - Die Totengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zum ersten Mal dachte sie daran, Licht zu schaffen. Sie war zwar Nichtraucherin, aber ein Feuerzeug trug sie immer bei sich. Man konnte nie wissen, in welch eine Lage man geriet. Es steckte in ihrer linken Hosentasche. Sie drückte ihren Oberkörper hoch und war froh, in dieser knienden Haltung bleiben zu können.
    Das Fundstück wechselte sie in die linke Hand. Beide Hände, auch die rechte, zitterten, sodass sie Mühe hatte, sie in die enge Öffnung der Hosentasche zu stecken. Es gelang ihr schließlich. Und die flache Hand wanderte weiter, bis sie das Feuerzeug ertastet hatte. Sie zog es aus der Tasche, hielt es in der Hand, und wenig später glitt ihr Daumen über das raue Rad hinweg.
    Die Flamme entstand. Sie gab nicht viel Licht ab, doch das wenige reichte Jane. In der linken Hand hielt sie das Fundstück. Sie musste die Flamme nicht näher heranbringen, um zu erkennen, was ihre Finger festhielten. Es war ein menschlicher Knochen!
    ***
    Ein anderer Mensch hätte bestimmt geschrien, doch Jane war an Überraschungen gewöhnt. Auch an böse oder makabre wie in diesem Fall.
    Knochen sind eigentlich bleich. In diesem Fall allerdings schimmerte er rötlich. Jane ließ ihren Fund fallen, ließ die Flamme an und streckte sogar ihren rechten Arm aus, wobei sie die Hand langsam von links nach rechts bewegte. Es war nicht nur ein einzelner Knochen. An diesem Platz lagen noch mehr, und selbst ein bleicher Totenschädel grinste ihr entgegen.
    Sie streckte den Arm mit dem Feuerzeug in die Höhe, sodass ein paar Lichtflecken die Decke erreichten und dort ein schwaches Muster hinterließen. Dann musste sie den Anknipser loslassen, weil sie sonst ihren Finger verbrannt hätte. Sackähnlich fiel die Dunkelheit über ihr zusammen.
    Jane war mit sich und ihren Gedanken allein, und sie dachte daran, dass sie sich an einem besonderen Ort befand.
    Man hatte sie praktisch in einer Gruft lebendig begraben…
    ***
    Nicht nur Malinka war verschwunden, ich sah auch die gefährliche Totengöttin nicht mehr. Mit heftigen Bewegungen ihrer Flughaut hatte sie es geschafft, blitzschnell in den Nachthimmel hineinzustoßen, der allerdings nicht mehr so finster war. Das lag am Mond. Seine volle Größe zeigte er noch nicht. Er sah mehr wie ein Kreis aus, der leicht eingedrückt war, und da der Himmel um ihn herum blank war, wurde das Licht des Mondes durch nichts daran gehindert, sich auszubreiten. Da war etwas zu sehen, auch für mich. Weit von mir entfernt sah ich Bewegungen über mir.
    Und dort geschah etwas, was mir eine Gänsehaut über den Rücken trieb. Der furchtbare Schrei einer Frau drang an meine Ohren, und das war bestimmt nicht die Totengöttin gewesen.
    Ich blieb vor dem Haus stehen, weil ich das unbestimmte Gefühl hatte, dass noch etwas geschehen würde. Mit gezogener Beretta stand ich nahe der Tür im Schatten des Hauses und hoffte, dass sich meine Vorahnung erfüllte.
    Sekunden verstrichen, ohne dass sich etwas getan hätte. Auch der Schrei wiederholte sich nicht, und die Gestalt der Totengöttin war vom Nachthimmel verschwunden. Ging es tatsächlich weiter? Hatte ich mich geirrt und lief einer Wahnvorstellung nach? Nein, ich hatte mich nicht geirrt. Denn schräg über mir flog dieses Wesen durch die Nacht. Und wie ich erkannte, hielt die Nackte noch immer ihre Beute fest. Ich löste mich von meinem Platz und betrat den Weg, der den Vorgarten teilte. Dort wartete ich ab, ob diese Gestalt tatsächlich wieder näher kam. Ja, aber sie flog jetzt so langsam, dass es schon fast einer Provokation gleichkam. Was hatte sie vor? Ich war mir nicht sicher, ob sie mich entdeckt hatte, doch ich wusste jetzt, wo sie sich befand. Über den Dächern der Häuser, die auf der anderen Straßenseite standen. Auf was wartete sie?
    Bestimmt nicht auf mich, aber sie schickte mir mit ihrem harten Lachen einen Gruß. Und dann flog sie los. Sie verlor nicht an Höhe, sodass sie nicht auf Schussweite herankam. Sie stieg sogar noch höher, bis sie sich hoch über der Straße befand. Etwa in der Mitte hielt sie an.
    Und dann geschah etwas, bei dem ich eigentlich nur die Augen schließen konnte. Die Totengöttin ließ ihre Beute einfach los. Da gab es nichts, was den Fall der alten Frau aufgehalten hätte. Sie raste in Sekundenbruchteilen der Straße entgegen, und ich musste zusehen, wie der Körper ungebremst auf dem harten Asphalt aufschlug. Ein erneutes Lachen beendete die Aktion, und einen Moment später war die Totengöttin verschwunden…
    ***
    Es gab

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