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1662 - Welt ohne Schatten

Titel: 1662 - Welt ohne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Kommandantin auf.
    Enzio wies auf den Bildschirm. „Du siehst es ja selbst. Auf diesem Planeten herrscht immer Tag. Es ist eine Welt ohne Schatten."
    „Ich gestatte mir einen Ausflug in die Poesie", meldete sich Michael Rhodan. „Ich nenne diesen Planeten Welt ohne Schatten, auch wenn dieser Ausdruck sicher nicht hundertprozentig zutrifft."
    „Auf alle Fälle klingt es poetischer als Tornister", mischte sich Norman Fallar ein.
    Joara blickte zu Bull. „Reginald, ich denke, du hast recht. Das muß Tornister sein."
    Sie nahm Verbindung mit Eisenstein und Traklon auf, die die Ansicht teilten. Bisher waren keine Quappen der Gish-Vatachh oder andere Raumschiffe geortet worden, so daß ungestört mit den Forschungen begonnen werden konnte. Rasch näherten sich die galaktischen Schiffe dem Ziel.
    Der vierte Planet war mondlos und hatte einen Durchmesser von etwa 14.000 Kilometern mit einer Schwerkraft von rund einem g.
    Bereits in den ersten Atmosphäreproben wurde das Element H5 gefunden; ein weiteres Indiz dafür, daß es sich um Tornister handelte, denn auch auf Noman hatte man diese unnatürliche Form des Wasserstoffs gefunden. Sonst war bisher - nach dem gegenwärtigen Wissensstand der Forscher dieser Expedition - kein weiteres Vorkommen des Elements H5 entdeckt worden.
    War allein dies schon ungewöhnlich genug und ein bisher ungelöstes Rätsel, so warf im Augenblick diese rundum erhellte Welt mehr Fragen auf. Weder aus dem All noch in die Atmosphäre geschickte Sonden orteten irgendwelche Kunstsonnen.
    Aber es gab noch weitere Rätsel. Die Sonden schickten regelmäßig Aufnahmen zu den Mutterschiffen, während sie tiefer in die Planetenschichten, bis fast zum Erdboden, vordrangen, und zeigten eine absonderliche Tatsache auf: Egal von welcher Höhe und egal von welchem Ort des Planeten aus die Aufnahmen gemacht wurden - sobald der Sonnenstand fotografiert wurde, zeigte es sich, daß die Sonne immer im Zenit stand - zu gleicher Zeit und an jeder Stelle des Planeten, im Norden wie im Süden, Westen oder Osten. Auf dem ganzen Planeten schien es tatsächlich immer nur eine Tageszeit zu geben, den Mittag - es gab keine Nachtseite.
    Für einen kurzen Moment stellte sich die Frage, ob hier etwas mit dem Raum-Zeit-Kontinuum geschehen war, daß dieser Planet völlig außerhalb jeder Zeit und räumlicher Gesetze lag, dadurch also stillstand und nur eine Perspektive hatte.
    Dagegen sprach allerdings die Tatsache, daß alles andere völlig in Ordnung zu sein schien: Es gab Wasser in Form von vereisten Polkappen, Bächen, Flüssen, Seen, Meeren und in kurzen, nur wenige Minuten dauernden Schauern, in denen sich Wolken bildeten und wieder auflösten. Hierbei wurde die Sonne von den Wolken zwar kurzzeitig bedeckt, dennoch blieb es heller Tag.
    Durch die schwache Achsenneigung gab es sogar Jahreszeiten, und die Temperaturen auf der „Nachtseite" waren trotz des Phänomens etwas niedriger als die der „Tagseite".
    Pflanzen gab es im Überfluß, manche standen kahl, andere trieben Blüten oder Früchte, je nachdem, in welcher Region sie wuchsen und welche Jahreszeit dort gerade herrschte. Die bis jetzt entdeckte Tierwelt auf dem Festland bestand fast nur aus kleineren Echsen und Säugern.
    Eine Sauerstoffwelt wie viele andere also, Terra sehr ähnlich, mit einer Durchschnittstemperatur von ungefähr 20 Grad Celsius.
    Und es war eine jungfräuliche Welt. Weder ober- noch unterirdisch wurden irgendwelche technischen Anlagen geortet, es waren auch keine Hinweise auf eine hochentwickelte Zivilisation zu finden - nicht einmal Ruinen. Die Wissenschaftler wollten das zunächst nicht glauben, doch jede neue Messung, jede neue Aufnahme bestätigte nur die vorherigen Ergebnisse.
    Die einzige höherentwickelte Lebensform waren jene grotesken Wesen, die von den Ennox als „Tornister" bezeichnet worden waren: plumpe Quader von bis zu drei Metern Höhe, bis zu zwei Meter breit und bis zu einem Meter dick. Ihre lederartige braune Haut war derb und faltig mit inselartig verteilten borstigen Haarbüscheln.
    Sie besaßen statt eines Kopfes ein Multiorgan, ein waagrechtes Oval mit einer Länge von dreißig und einer Höhe von zwanzig Zentimetern. Zentrum des Multiorgans war ein Ringmuskel für die Nahrungsaufnahme, Atmung und Kommunikation. Kranzförmig um diesen „Mund" formierten sich 16 knopfgroße Augen, mit Gehörschlitzen dazwischen.
    Dieses Multiorgan lag zumeist an der Vorderseite in der Mitte des Quaderkörpers, konnte jedoch auch

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