1662 - Welt ohne Schatten
seine Wühlerei überhaupt einen Sinn hatte.
Anfangs hatten sie Funkkontakt gehalten und sich gegenseitig mit schwachen Witzen aufgemuntert, aber inzwischen waren sie müde und schlecht gelaunt und schwiegen.
Sie waren nicht mehr in Sichtweite, aber sie hatten einen gemeinsamen Treffpunkt ausgemacht, an dem sie sich nachmittags wieder einfinden wollten. Am Rand des Sumpfgebietes, zur tückischen Torfwüste hin, stand einsam ein riesiger, knorriger, von Schwämmen und Flechten überwucherter Baum, er war so hoch und markant, daß ihn jeder des Teams ohne Schwierigkeiten finden würde.
Das Sumpfgebiet selbst war ein gigantisches Meer aus braunem Schlamm, grün blubbernden Pfützen, graugrünen schleimigen Pflanzen und kleinen, halbwegs trockenen und sicheren Grasinselchen. Schwaden von gelben und gelbgrauen Dämpfen zogen über die Tümpel, die sicher abscheulich stanken, und die Forscher waren froh, von ihren SERUNS davor bewahrt zu werden. Trotz dieses Schutzes bereitete das Herumwaten in der glitschigen Brühe kein besonderes Vergnügen; es war aber unumgänglich, wenn sie ihre Arbeit gründlich tun wollten. Man konnte nicht immer fliegen.
Inzwischen hatte sich jeder von ihnen gefragt, wer auf die Schnapsidee gekommen war, sich für dieses Gebiet freiwillig zu melden. Aber nun gab es kein Zurück mehr, auch wenn sie die Hoffnung allmählich aufgaben, hier etwas von Bedeutung zu finden.
*
„Ich denke, ich höre jetzt auf", murmelte Joara Clayton vor sich hin. „Vielleicht haben die anderen Teams mehr Glück gehabt."
Nachdem die Untersuchung der Owigo-Siedlung nichts ergeben hatte, war sie ein ganzes Stück nach Norden gewandert: Dort hatte einer der Wissenschaftler eine andere Siedlung entdeckt und erwartet, etwas zu finden. Bisher hatte sich diese Vermutung allerdings nicht bestätigt. Es schien tatsächlich, als gäbe es keine Beweise mehr über die Verbannung der Owigos hierher, als hätten sie schon immer hier gelebt.
Die übrigen Forscher waren damit beschäftigt, Schicht für Schicht des Planeten abzutragen und die Evolution nachzuvollziehen. Es war eine Arbeit, die noch lange Zeit in Anspruch nehmen sollte.
Allmählich war sich aber selbst Joara nicht mehr sicher, ob diese Suche nach der Nadel im Heuhaufen überhaupt einen Sinn hatte.
Da es inzwischen Nachmittag war, nahm sie der Reihe nach Kontakt mit den anderen Teams auf: Auch diese hatten keine sensationellen Neuigkeiten zu berichten. Zuletzt erreichte sie Norman Fallar im Shift, der sich aber sehr kurz angebunden zeigte. „Keine Zeit", knurrte er. „Ich melde mich gleich wieder."
„Was bedeutet keine Zeit?" hakte Joara nach. „Ich weiß flicht. Noch nicht. Joara, ich bin hier wirklich gerade mitten in der Arbeit..."
„Schon gut. Bist du allein unterwegs?"
„Ja. Die anderen hüpfen irgendwo im Schlamm herum. Ich habe schon seit Stunden nichts mehr von ihnen gehört, anscheinend haben sie die Verbindung abgebrochen."
„Hast du sie denn angerufen?"
„Äh ... nein."
„Nun gut. Mach weiter, aber melde dich umgehend, sobald du fertig bist - egal, ob du etwas gefunden hast oder nicht. Verstanden? Und denk dran, daß du die anderen noch abholen mußt, bevor du ins Lager zurückkommst."
„Natürlich, Joara. Auf mich ist immer Verlaß."
„Hm. Gut." Joara rief Cara an, die sich sofort meldete. „Wie geht's euch?"
„Wie man's nimmt. Wir haben nichts gefunden, wenn du das meinst, aber eine Menge Proben gesammelt. Dieser Planet platzt vor Leben, vor allem, was Mikroorganismen betrifft."
„Wo sind die anderen?"
„Ich weiß nicht genau, wir haben uns getrennt. Ich habe aber erst vor ein paar Minuten mit ihnen gesprochen, wir werden uns bald treffen und ins Lager zurückkommen.
Norman wird sich bestimmt auch bald melden. Haben wir noch Zeit, Joara?"
„Ja. Kommt bis Einbruch der Dunkelheit zurück. Wenn irgend etwas ist, ich bin ab jetzt im Lager."
*
Bean Dayco sah auf die Uhr und merkte, daß er über der verabredeten Zeit war. Er fluchte leise und rief Cara Indramat an. „Wartet ihr schon auf mich?"
„Und ob! Wir wollten dich gerade anrufen. Warum hast du dich nicht mehr gemeldet?"
„Ich hatte ... abgeschaltet. Cara, ich komme gleich, ich habe hier gerade etwas entdeckt."
„Entdeckt? Sollen wir kommen?"
„Nein, nicht das, was du denkst. Aber hier ist etwas, das aussieht wie ein... ja, wie ein gigantisches Nest, und das möchte ich mir gern genauer ansehen. Ich komme sofort nach."
„Bean, laß das
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