1663 - Die neue Hölle
Einer wie er konnte vor Kraft kaum gehen, und er näherte sich der Blutsaugerin mit wiegenden Schritten.
Justine blieb gelassen und drehte ihren Kopf Jane Collins und Suko zu, als sie sagte:
»Tut mir einen Gefallen. Überlasst ihn mir.«
»Wie du willst«, antwortete Suko.
Er und Jane behielten sowieso lieber die übrigen Höllenboten im Auge. Noch standen sie wie Salzsäulen an der Theke, aber sie würden sofort und ohne Vorwarnung angreifen, wenn es denn nötig war.
Zunächst war der Kräftige da. Er stoppte, als er nahe genug herangekommen war. Dann täuschte er einen schnellen Angriff vor, sprang aber aus dem Stand in die Höhe und wollte mit einem gedankenschnellen Stoß seinen rechten Fuß gegen Justines Kopf hämmern. Es war der perfekte Karatetritt, das sah Suko.
Doch Justine reagierte noch schneller. Sie riss beide Hände hoch und griff dann zu. Ihre Hände umklammerten den rechten Fußknöchel, und Justine lachte sogar noch dabei. Sie hielt den Fuß für einen Moment fest. Der Kräftige balancierte auf seinem linken Bein, bis Justine das rechte mit einem Ruck herumdrehte und den Mann so zu Fall brachte.
Es war kein Schmerzensschrei, der durch die Gaststube fegte, als er zu Boden krachte, sondern einer, der seine Wut ausdrückte.
Halbvampire waren eben anders, und das erlebten Jane, Justine und Suko im nächsten Moment.
Der Rocker sprang hoch, als wäre nichts geschehen. Er war bereit für einen zweiten Angriff, aber diesmal machte die Blutsaugerin das Spiel nicht mit. Jetzt war sie es, die angriff. Bevor der Höllenbote reagieren konnte, hatte die Cavallo seinen Kopf in einen Punchingball verwandelt. Rechts und links drosch sie ihm die Fäuste gegen die Schläfen. Es waren steinharte Schläge, das wussten auch Jane und Suko, denn sie kannten die Kräfte der Cavallo, die weit über die eines Menschen hinausgingen. Wenn sie richtig zur Form auflief, blieb kein Auge trocken. Und hier war sie in Hochform. Bevor der Höllenbote sich wehren konnte, hatte Justine ihn bereits an den Hüften gepackt und in die Höhe gehoben. Sie drehte sich mit ihm und schleuderte ihn gegen die Wand, wo ein altes Dartbrett hing, das er beim Aufprall von der Wand fegte. Zusammen mit ihm krachte er zu Boden.
Der Rocker saß halb, halb lag er. Er schüttelte den Kopf und bewies gleich darauf, dass er kein normaler Menschen war. Wäre das der Fall gewesen, würde er nicht mehr leben, so aber konnte er sich wieder fassen und stemmte sich hoch. Augenblicklich tauchte die Cavallo dicht vor ihm auf. Wieder ein Griff, und sie hielt seine Ohren umklammert. Nur für einen Moment tat sie das, dann zog sie den Kopf auf sich zu und wuchtete ihn eine Sekunde später gegen die Wand. Es war ein hässliches Geräusch zu hören. Irgendwo im Kopf des Halbvampirs knackte etwas. Ein gellender Schrei fegte aus dem offenen Mund. Ein Wutschrei, und Justine lachte in dieses Echo hinein, während sie die Ohren noch immer festhielt. Und dann sorgte sie dafür, dass die Gestalt nie mehr schreien konnte. Sie brach ihm das Genick. Wieder war ein knackendes Geräusch zu hören, und endlich ließ Justine den Halbvampir los, der sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Er sackte in sich zusammen wie ein Ballon, aus dem die Luft herausgelassen worden war. Justine trat gegen seine Schulter und drehte sich um. Jane und Suko beachtete sie nicht. Sie wandte sich an die anderen Höllensöhne, die an der Theke standen und alles mit angesehen hatten.
Damit hatte niemand von ihnen gerechnet. Sie waren keine normalen Menschen mehr, aber auch keine richtigen Vampire, aber sie hatten sich darauf eingestellt, stärker und besser zu sein als die normalen Menschen. Und jetzt hatten sie mit ansehen müssen, dass das nicht zutraf.
Auch Jane und Suko rührten sich nicht. Sie waren Zeuge der Vernichtung geworden, wobei Suko flüsterte: »Das ist echt hart gewesen.«
»Ja, das war es. Aber muss ich dir noch sagen, wie die Cavallo reagiert?«
»Nein, das wohl nicht. Ich bin nur gespannt, wie sich die restlichen Halbvampire verhalten.«
»Sie werden nicht aufgeben.«
Justine kam auf sie zu. Dabei grinste sie. »Es ist noch nicht vorbei.«
»Glauben wir auch«, sagte Jane.
»Dann seid ihr bereit?«
Suko und Jane hatten ihre Pistolen nicht wieder weggesteckt. Sie hielten sie in den Händen, die sie allerdings an ihre Körper gedrückt hatten, sodass sie nicht zu sehen waren.
Noch geschah an der Theke nichts, was eine. Gefahr für sie bedeutet hätte. Die
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