1663 - Die neue Hölle
protestieren. Dann aber nickte er und sagte:
»Wahrscheinlich hast du recht. Es ist das Conolly-Gen in ihm.«
»Und das von dir, Sheila«, bemerkte ich.
Sie sah das ähnlich, fand dafür einen anderen Begriff. »Es ist der Fluch der Conollys und der Fluch der Hopkins. Ich weiß ja, was damals mit meinem Vater passiert ist.«
Sheila lachte auf. »Das ist wohl damals der Anfang von allem gewesen, und es hat bis heute angehalten.« Sie senkte den Blick. »Und ich habe immer gewusst, dass es uns bis zu unserem Ende begleiten wird.«
Da konnten weder Bill noch ich widersprechen. Zu viel hatten wir in den vergangenen Jahren erlebt. Auch Johnny war damit aufgewachsen. Für eine gewisse Zeitspanne hatte sogar die Wölfin Nadine Berger bei den Conollys gewohnt. Sie war die Beschützerin des kleinen Johnny gewesen. Das Tier mit einer menschlichen Seele, und es hatte Johnny oft genug zur Seite gestanden.
»Und wir könnten nichts tun, John?« Sheila schaute mich fast bittend an.
»Nein, leider nicht. Wir müssen uns auf Glenda verlassen. Damit musst du dich leider abfinden, denn ich kann sie nicht einfach rufen, weil ich nicht weiß, wo sie sich aufhält.«
»Und was tun wir, wenn sie zurückkehrt und erklärt, dass sie Johnny nicht gefunden hat?«
Ich wollte Sheila beruhigen und sagte: »Ich glaube nicht, dass dies der Fall sein wird.«
»Was macht dich denn so sicher?«
»Die Erfahrung. Glenda Perkins hat mich bei ihren Ausflügen noch nie im Stich gelassen. Das wird sie auch jetzt nicht tun. Darauf würde ich sogar wetten.«
Sheila sagte nichts. Sie blickte mich an, dann nickte sie und flüsterte: »Ja, so wird es wohl sein. Du musst entschuldigen, wenn ich dir mit meiner Fragerei auf die Nerven gegangen bin.«
»Sag nicht so was. Wenn einer Verständnis dafür hat, bin ich es.«
»Danke.«
Es war wieder Zeit vergangen, in der wir von Glenda Perkins nichts gehört hatten. Allmählich machte auch ich mir große Sorgen. Auch Glenda hatte Grenzen, und wer konnte schon sagen, wer ihr als Gegner gegenüberstand?
Der Engelfresser. Aber war er wirklich allein? Hatte er sich nicht eine Truppe aus Halbvampiren aufgebaut? Die Vampirin Justine Cavallo hatte sie erlebt, was nicht heißen musste, dass es sie nur hier in dieser Welt gab. Sie konnten sich auch dort aufhalten, wo unsere Gesetze nichts mehr galten.
Ich sah, dass Sheila zusammenzuckte und danach in einer steifen Haltung sitzen blieb. Sie sagte kein Wort, aber sie schaute in eine bestimmte Richtung. Bill bekam das nicht mit, weil er seinen Kopf leicht gesenkt hatte.
Bei mir war das anders. Ich drehte mich um, sodass ich ebenfalls dorthin schauen konnte. Im ersten Moment sah ich nichts, aber Sekunden später hatte auch ich entdeckt, was Sheila in diese Position gezwungen hatte.
Mitten im Raum bewegte sich etwas. Das war eigentlich paradox, weil wir nichts sahen. Aber etwas war dabei, zu uns zu kommen, denn in der Luft war ein schwaches Zittern zu erkennen, das sich auf eine bestimmte Stelle konzentrierte.
»Sie kommt, nicht?«, hauchte Sheila.
»Ich denke auch.«
Jetzt war auch Bill aufmerksam geworden. Zu dritt hielten wir den Fleck unter Kontrolle, wo das geschah, für das wir keine Erklärung hatten. Ein heller Schatten erschien, der den Umfang eines menschlichen Körpers aufwies. Sekunden später hatte sich der Schatten verdichtet und war zu einer kompakten Gestalt geworden.
Wir starrten die normale Glenda Perkins an, der äußerlich nichts passiert war. Dennoch hatten wir das Gefühl, Tief schlage einstecken zu müssen, denn Johnny war nicht bei ihr…
***
Der lag in einer anderen Welt oder Dimension und hatte mit seinem Leben abgeschlossen. Die beiden Nackten waren stärker gewesen als er. Der Speer war geschleudert worden, und das auf eine so kurze Entfernung hin, dass er einfach hatte treffen müssen. Er traf nicht!
Für Johnny war es nicht zu fassen. Er hatte gesehen, dass sich die Waffe aus der Hand löste, aber noch in derselben Sekunde war plötzlich das blauweiße Licht erschienen und hatte die gesamte Umgebung eingehüllt, einschließlich Johnny. Die Waffe war verschwunden und steckte nicht in seinem Körper. Er war auch nicht tot, er lebte, er konnte atmen und auch hören, denn er vernahm die wütend klingenden Schreie der Enttäuschten.
Aber was war geschehen? Wieso war diese wundersame Rettung zustande gekommen? Johnny wusste es nicht. Er hatte das Gefühl, in einer Leere zu schweben. Noch immer lag er auf dem Rücken.
Sein Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher