1663 - Die neue Hölle
dieser mörderischen Gestalt, und die hatte noch einiges mit ihm vor.
»Steh auf!«, befahl Matthias.
Johnny zog die Schultern hoch. »Kann ich das denn?«, flüsterte er.
»Ja!«
Und richtig. Nichts hinderte ihn mehr daran, sich auf die Füße zu stellen. Matthias schaute ihm zu, und als Johnny stand, verengten sich die Augen des Engelfressers.
»Ich habe dir gesagt, dass ich es hasse, wenn man sich an meinen Höllenboten vergreift. Ich habe meine Warnung ausgesprochen, und jetzt merke ich, dass man nicht auf meine Warnung hört. Es geschieht in diesem Augenblick. Ich spüre es, ich empfange die Botschaft. Und das werde ich nicht zulassen. Auf keinen Fall, verstehst du?«
»Nein!«, schrie Johnny, der sich wieder gefangen hatte. »Ich verstehe gar nichts. Ich habe mit dir und deinen Höllenboten nichts zu tun, gar nichts!« Er schaute sich um und keuchte: »Ich will hier raus. Die neue Hölle ist für dich, nicht für mich! Ich bin ein Mensch, ich gehörte nicht in eine solche Umgebung!«
Matthias ließ ihn toben. Er lächelte nur, weil er sich amüsierte. Seine Augen glänzten in einem kalten Licht, das wohl nur in der Hölle brennen konnte. Hinter ihm nahm das blauweiße Licht an Intensität zu. In diesem Licht war so etwas wie eine gewaltige Fratze zu erkennen. Ein überdimensionaler Kopf, aus dessen Stirnhälfte Flügel wuchsen.
Ob das tatsächlich so war oder Johnny sich, täuschte, das wusste er nicht, aber dieses Gebilde sorgte bei ihm für einen immensen Angstschub. Er brachte es nicht mehr fertig, sich auf den Beinen zu halten. Seine Knie fingen an zu zittern. Er brach zusammen, und da er schräg in die Höhe schielte, sah er das Licht wie einen gewaltigen Vorhang über sich fallen. Es hüllte ihn ein, und dann packten zwei Hände zu, die ihn anhoben.
Aus dem Licht tönte die Stimme des Engelfressers. Sie klang ungewöhnlich schrill. Johnny hatte den Eindruck, als wären es zwei Personen, die zu ihm sprachen.
»Ich spüre es. Sie haben sich nicht an meinen Ratschlag gehalten. Sie haben weitergemacht. Es ist dein Pech, und ich denke, dass es auch dein Ende sein wird.«
»Ich habe nichts getan!«, schrie Johnny.
»Du nicht, aber deine Freunde. Sie haben sich einfach nicht an die Regeln halten wollen.«
Johnny wollte nicht aufgeben und weitere Fragen stellen, aber das ließ der Engelfresser nicht zu. Um Johnny herum nahm das blauweiße Licht eine noch stärkere Intensität an. Johnny spürte, dass sich in seinem Innern eine große Kälte ausbreitete, als würde ihm ein starker Frost bis in die Knochen kriechen.
Und Sekunden später wusste er, dass der Engelfresser mit ihm diese Welt verlassen hatte.
Wohin die Reise ging, wusste er nicht. Aber ihm war auch klar, dass es noch schlimmer kommen konnte…
***
Neun Feinde standen vor ihnen. Das wussten sie, und besonders Justine wusste es. Suko sah bei ihr kein einziges Anzeichen von Panik. Sie reagierte wie ein Rammbock und jagte auf die Kette aus Körpern zu. Kurz davor sprang sie in die Höhe. Wie ein Handballtorwart breitete sie die Arme und auch die Beine aus, um so viele Gegner wie möglich zu treffen, was auch geschah. Sie schlug eine Schneise in die Angreifer. Vier Gestalten wurden so hart getroffen, dass sie sich nicht auf den Beinen halten konnten. Sie kippten zu Boden, fluchten, überschlugen sich und hörten das eisige Gelächter der Blutsaugerin, die sich einen von ihnen schnappte und ihn einfach hinter sich herzog. Sie wuchtete ihn herum, ließ ihn los, und er prallte gegen die Theke, hinter der der Wirt in Deckung gegangen war.
Justine war noch nicht zu Ende. Sie ließ den Halbvampir hochkommen und bewies einmal mehr, wie gnadenlos sie sein konnte. Mit ihrem einzigen Griff brach sie ihm das Genick.
Das hatten auch Jane und Suko gesehen. Sie hockten hinter dem Tisch in Deckung, schauten aber an den Rändern vorbei und sahen das Durcheinander, das Justine durch ihren ersten Angriff verursacht hatte. Aber sie wussten auch, dass sie noch nicht gewonnen hatten, denn die Höllenboten waren nicht so einfach zu erledigen.
»Sie kommen, Jane!«
»Ich weiß!«
»Warte noch mit dem Schießen. Ich will sicher sein, dass wir sie auch erledigen.«
»Keine Sorge, ich bin bereit!«
Die Höllenboten waren bewaffnet. Zwei von ihnen hielten die Griffe langer Messer fest. Suko erklärte, dass er sich die beiden vornehmen wollte.
»Gut, ich hole mir die anderen.«
Sie schössen. Das harte Peitschen der Waffen durchfuhr den Gastraum. Die
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