1663 - Die neue Hölle
auf. Sie nickte Suko und Jane zu. »Soll ich ihn mir vornehmen oder…?«
Suko ging vor. Er wollte eine Kugel nehmen und den Halbvampir so außer Gefecht setzen. Die Genickbrüche der Cavallo waren nicht sein Fall. Er schoss dem letzten Höllenboten in den Kopf. Als die Gestalt zu Boden stürzte, applaudierte die Cavallo, bevor sie lachte und sich kaum noch einkriegen konnte…
***
Es war praktisch alles gesagt worden. Glenda Perkins würde die Reise noch mal unternehmen.
Sheila und Bill saßen wieder zusammen. Ich drehte mich zu ihnen um. »Ja, wir werden es versuchen.«
»Und was ist mit dem Engelfresser?«, flüsterte Sheila.
Erneut deutete ich auf meine Brust. Dabei legte ich das Kreuz frei. »Du weißt, Sheila, dass es durch die Erzengel geweiht worden ist. Ihre Stärke steckt in ihm.«
Sie nickte und sagte mit tonloser Stimme: »Ja, das weiß ich alles, aber du hast selbst mal gesagt, dass es wahnsinnig starke Gegenkräfte gibt, die selbst das Kreuz nicht vernichten kann.«
Ich winkte ab. »Das heißt nicht, dass ich davor kapitulieren muss. Das habe ich noch nie getan. Und hier geht es um mehr, um deinen Sohn, Sheila.«
»Danke, John.« Mehr konnte sie nicht sagen. Ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Verständlich. Auch mir war nicht wohl. Ich musste den Weg gehen, einen anderen sah ich nicht.
Glenda wartete auf mich. Zu sprechen brauchten wir nicht, es reichten die Blicke aus, die wir tauschten.
Glenda fasste nach meinen Händen. »Siehst du denn wirklich eine Chance, John?«
»Ja. Ich kann nicht hier herumsitzen und warten oder mich auf andere verlassen. Das verstehst du doch?«
»Sicher.«
»Ich denke auch an dich, Glenda. Es besteht Lebensgefahr, das weißt du.«
»Ja. Aber ich habe einen Beschützer oder sogar zwei. Zu einem verlasse ich mich ebenfalls auf das Kreuz, und zum anderen auf das Serum in meinen Adern.«
»Gut, dass du so denkst.«
Glenda lächelte. Zugleich wurde der Griff um meine Hände fester. Es war so etwas wie ein Startsignal, und ich sah, dass Glenda Perkins die Augen schloss. Natürlich war auch ich nervös. Das zeigte ich nicht nach außen hin, denn ich stand ruhig da. Nur im Innern spürte ich diese Nervosität oder auch Angst, dass etwas schiefgehen könnte.
Wer keine Angst hat, der hat auch keinen Mut. So dachte ich in diesen Augenblicken und sah plötzlich, dass sich die Wand in meiner Sichtweite bewegte und ebenso Falten warf wie der Fußboden. Jetzt rückte alles enger zusammen, es wallte auf uns zu, und mein Gefühl der Furcht verstärkte sich noch. Zugleich geschah etwas mit meinem Körper. Er löste sich auf, ich spürte ihn nicht mehr und auch nicht Glendas Hände. Und dann waren wir beide verschwunden. Sheila und Bill Conolly saßen allein in ihrem Wohnzimmer und konnten nur noch hoffen, bangen und beten…
***
Würgegeräusche unterbrachen die Stille, die sich in der Gaststube ausgebreitet hatte. Sie stammten von Luke Wilson. Er hatte seinen Kopf über das Spülbecken gesenkt und musste sich übergeben. Was er miterlebt hatte, war zu viel für ihn gewesen. Zehn tote Halbvampire. Besonders für Jane Collins war dies nicht so leicht zu verkraften. Wieder einmal hatte Justine ihr vorgeführt, wozu sie fähig war und welche Kräfte in ihr steckten. Da Jane mit der Cavallo unter einem Dach lebte, hatte sie das schon wieder vergessen.
Justine aber fühlte sich als die große Siegerin. Sie verhielt sich auch so. Als wäre sie die Heldin nach der Schlacht, schritt sie auf und ab, um das zu bewundern, was sie hinterlassen hatte. Es gab keine lebenden Halbvampire mehr. Die Truppe der Höllenboten war völlig aufgerieben worden.
Langsam schlenderte sie auf Suko und Jane zu, die den Tisch wieder normal hingestellt hatten und an den Rändern der Platte hockten. Ihre Gesichter zeigten nicht den triumphalen Ausdruck der Blutsaugerin.
»Na, zufrieden?«
Suko zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, ob wir zufrieden sein können.«
»He, wir haben die Höllenboten vernichtet. Der Engelfresser hat eine Niederlage hinnehmen müssen. Vielleicht hätte er sich auf-andere Typen verlassen sollen als auf Mallmanns noch unfertiges Erbe.«
»Und was ist mit Johnny Conolly?«, fragte Jane.
»Was soll schon mit ihm sein? Ist das unser Problem? Ich denke nicht, oder?«
Jane widersprach. »Doch. Es ist auch unser Problem. Wir sind ein Team. Wir gehören zusammen. Einer ist für den anderen da. So haben wir es immer gehalten und so soll es auch
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