1664 - Der Henker von Sloughar
Opfers vorfand – in den Leib des Deliquenten gespritzt hatte. Es würde den gefesselten Leib langsam und bei vollem Bewußtsein in einem amorphen Brei auflösen.
Nachdem dies vollbracht war, stieß der Henker den großen Kokon von sich und huschte davon.
Die Artgenossen des Deliquenten würden bald zur Stelle sein – die Reaktion dieser Geschöpfe waren, wie der Henker aus äonenalter Erfahrung wußte, unglaublich leicht auszurechnen.
Und während sie sich, von Grauen und Entsetzen geschüttelt, darum mühen würden, des Henkers erstes Opfer zu retten – vergeblich! - ,hatte der Henker von Sloughar Zeit und Gelegenheit, das Fahrzeug der Frevler so zu beschädigen, daß sie Sloughar nicht mehr würden verlassen können.
Was danach aus den Anderen werden würde, konnten sie an ihrem Artgenossen studieren ... ... und sich bis ans unvermeidlich bevorstehende Ende ihres Lebens davor fürchten.
2.
„Das würde ich besser nicht tun" ,sagte Gucky träge und gähnte ausgiebig. Mit einem wohligen Seufzer drehte er sich auf den Rücken und ließ sich den Sonnenschein auf den Bauch fallen.
Swera Selimowa zuckte zusammen. Das Wasser schillerte und glänzte im Sonnenschein, es war ziemlich warm, und ein erfrischendes Bad war genau das, wonach sie sich jetzt sehnte. Wenn man schon einen Planeten wie diesen besuchte, sozusagen um Picknick zu machen, dann gehörte ein Bad in den Wellen einfach dazu.
Gucky deutete auf das leicht grünlich schimmernde Wasser. „Da drunten schwimmt ein Bursche herum, der mehr Zähne im Maul hat als du Haare auf dem Kopf", fügte er hinzu. „Und diese Zähne sind schärfer als die Zunge eines gewissen Philip."
Swera blickte betrübt drein.
Das Wasser war sehr verlockend, und von Gucky war bekannt, daß er seinen Zeitgenossen gern kleine Streiche spielte, sie foppte und neckte. War diese Warnung ernst gemeint, oder erlaubte sich der Mausbiber wieder einmal einen seiner berühmten Scherze? „Ich glaube dir nicht", sagte Swera Selimowa trocken. „Du machst Spaß, nicht wahr?"
„Und wenn nicht?" Der Mausbiber zeigte seinen Nagezahn. „Beweise es!"
Gucky machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wenn ich für alles, was ich weiß und sage, Beweise beibringen müßte, hätte ich viel zu tun", sagte er nachlässig. „Du kannst es ja ausprobieren."
„Und das werde ich jetzt auch tun", versprach Swera und machte einige Schritte in das sanft plätschernde Wasser hinein.
Es war so klar, daß man genau sehen konnte, daß in etwa zwanzig Metern Entfernung von der Küste ein steiler Absturz in größere Tiefen begann. Durchaus möglich, daß in dieser Tiefe eine Gefahr für eine leichtsinnige Schwimmerin lauerte. „Hast du irgendwelche Wünsche für den Fall, daß ich nicht geulkt habe und du von dem Vieh gefressen wirst?"
Swera hob die Schultern und machte zwei weitere Schritte. Sie stand jetzt bis zu den Knien im Wasser. „Nicht nötig", behauptete Swera. „Kismet, mein Schicksal liegt in Allahs Hand. Ich vertraue auf Allah, ganz einfach."
Gucky richtete sich auf und kraulte gedankenverloren das Bauchfell. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte er Reginald Bull dazu bringen können, ihn zu kraulen, stundenlang, bis Bully sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen lassen mußte. Wie so vieles andere lag das lange zurück, sehr lange, Jahrhunderte, Jahrtausende.
Swera spürte die Blicke des Mausbibers auf sich gerichtet und nahm die Herausforderung an; tapfer marschierte sie weiter, bis ihr das Wasser um den Nabel plätscherte. Beim nächsten Schritt trat sie auf einen Stein, der mit irgendeinem sehr glitschigen Leben bewachsen war; sie rutschte aus und landete platschend der Länge nach im Salzwasser.
Rasch richtete sie sich wieder auf. „Wie sagt der weise Sufi?" klang hinter ihr Guckys Stimme auf. „Vertrau auf Allah - und vergiß nicht, dein Kamel anzubinden."
Ein paar Schritte vor Swera begann das Wasser, sich heftig zu bewegen, es brodelte und schäumte, und dann stieg aus dem Wasser vor Swera ein Lebewesen auf.
Es sah aus wie ein Diskus, den man in der Mitte durchgeschnitten und dann mit den Wölbungen zueinander wieder zusammengefügt hatte. Vier Meter durchmaß das schwarzgraue Geschöpf, und zwischen den beiden Teilen des Körpers gab es ein umlaufendes Gebiß aus weißen, nadelspitzen Zähnen, die sich unaufhörlich in einer Art Wellenbewegung auf und ab bewegten. Außerdem waren an der Oberseite vier Augen zu erkennen, von denen zwei Swera voller Gier
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