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1664 - Der Henker von Sloughar

Titel: 1664 - Der Henker von Sloughar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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finden konnte. Daß unter diesen Umständen Menschen noch mehr Nähe und Verbundenheit brauchten als normalerweise, war zwangsläufig.
    Swera warf einen Blick hinüber zu dem Mausbiber, der auf dem Rücken lag und allem Anschein nach schlief. Er hatte den Mund geöffnet, schnarchte leise vor sich hin, und die Sonne zauberte auf den entblößten Nagezahn einen glitzernden kleinen Reflex.
    Ob Gucky der einzige lebende Ilt im Universum war, wußte man nicht genau - es gab seit Ewigkeiten gewisse Andeutungen und Gerüchte, die von einer Mausbiber-Welt erzählten und meist aus so dubiosen Quellen wie dem Schalk von Wanderer stammten. Zweifelsfrei fest stand hingegen, daß Gucky der einzige lebende Mausbiber im bekannten Universum war.
    Wie hält er das nur aus, so ganz allein, der arme Kerl? dachte Swera mitfühlend.
    Bevor sich ihre Phantasie ausgiebig mit möglichen Lösungen dieses Problems befassen konnte, drehte Gucky langsam den Kopf. „Tu's lieber nicht", sagte er schläfrig und drehte sich um. Swera lief rot an. „Ich...", begann sie, aber Gucky brachte sie mit einer heftigen Handbewegung zum Schweigen. „Da kommt etwas", stieß er hervor, nun hellwach und angespannt. „Etwas oder jemand?"
    „Das ist nicht so klar", antwortete Gucky. „Es scheint sich um ein Tier zu handeln.
    Duck dich!"
    Swera schmiegte sich eng an den Boden. „Gefahr?" fragte sie.
    Gucky grinste verwegen. „Nicht, wo ich bin", sagte er leise.
    Im nächsten Augenblick waren sie zu hören: schrille, piepsige Stimmen.
    Und dann waren sie da.
    Es waren Dutzende. Sie rannten und stolperten übereinander, gaben hohe Laute von sich und rannten auf das Wasser zu. Als sie die Besucher ihrer Welt erblickten, blieben sie abrupt stehen, jedenfalls die vorderen; die anderen drängten weiter nach vorn, und so ergab sich zuerst einmal das Bild eines zappelnden erdbraunen Knäuels, das über den Sand kollerte.
    Gucky und Swera standen auf. „Harmlos", sagte Gucky leise; er grinste. „Sie wollen nur spielen und baden."
    Sie, das waren Wesen von annähernd humanoider Gestalt, im Durchschnitt etwa achtzig Zentimeter groß. Swera konnte kurze Stummelbeine sehen, die einen ausladenden, gänseähnlichen Unterkörper trugen. Darüber war der rundliche Oberkörper zu sehen: zwei dünne, lange Arme, Hände mit nur drei krallenartig gewachsenen Fingern.
    Auffällig war der Kopf. Während der Körper eine derbe erdfarbige Haut aufwies, war die Haut im Gesicht heller, in einem ockerähnlichen Ton. Auf dem Kopf waren zwei zehn Zentimeter lange, zapplige Fühler zu sehen.
    Und dann die Augen: groß und dunkelrot, fast glühend. „Sie sehen aus wie eine Rotte Hilfsteufeichen", stellte Gucky fest. „Ich finde sie eher possierlich", widersprach Swera.
    Die Poseidonier - wie Swera die Geschöpfe für sich getauft hatte - starrten die beiden Galaktiker neugierig an und fiepten aufgeregt durcheinander. „Possierlich, possierlich!" schallte es Swera entgegen, noch dazu in ihrer eigenen Stimmlage. „Hillsschäufelchen", gab ein anderer dazwischen und imitierte dabei Gucky. „Sprechen können sie auch noch!"
    „Srrechen können su au no!"
    „Sie plappern alles nach", sagte Swera. „Wie Papageien. Ich finde sie wirklich possierlich!"
    Gucky bedachte sie mit einem verweisenden Blick.
    Vor etlichen Jahrhunderten hatte ein findiger Geschäftsmann die Idee gehabt, Gucky-Puppen in Massen aus farbechtem, reinigungsstabilem Plüsch zu fabrizieren, und die possierlichen - daher! -Kuschelguckys hatten reißenden Absatz gefunden. Ein paar Jahre lang hatte Gucky sich kaum in der Öffentlichkeit zeigen können, ohne von grapschenden Kleinkindern mit „Ei, Gucky, ei!" Rufen bestürmt zu werden. „Wie wollen wir sie nennen?"
    „Das ist deine Sache!" entschied Gucky und stupste sanft einen der neugierigen Poseidonier zurück, der ihm schon auf den Pelz rücken wollte. „Ursulas poseidonis guckyi", schlug Swera vor. „Nach dem Planeten und ihrem Entdecker."
    „Von mir aus kannst du diese Ehre haben", grummelte Gucky.
    Einer der Poseidonier machte sich an Guckys Biberschwanz zu schaffen. Gucky schnappte sich den Dreistling und ließ ihn ein paarmal um seinen Mittelpunkt rotieren. Die Aktion war ein Fehlschlag, der Poseidonier fand das Kunststück toll und quietschte lauthals vor Vergnügen. Auch Sweras Ansichten änderten sich ein wenig, als zwei der possierlichen Poseidonier Anstalten machten, an ihrem Badeanzug zu zerren, um ihn und seinen Inhalt näher zu untersuchen.

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