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1664 - Die Schöne und die Grausame

1664 - Die Schöne und die Grausame

Titel: 1664 - Die Schöne und die Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geraubt. Er glaubte sogar, ersticken zu müssen, was nicht geschah, wenig später konnte er wieder atmen, da aber kniete auch Tabea vor ihm. Sie war schlanker als ihre Halbschwester. Die leicht grünliche Haut erinnerte ihn an die einer Schlange. Einer bösen Schlange, die das Blut der Menschen trinken wollte.
    »Nein! Nein!«, schrie er immer wieder und schlug mit beiden Händen um sich. Er traf andere Hände, auch mal das Gesicht, aber er erzielte keinen Erfolg. Tabea nahm die Treffer einige Male hin, dann schlug sie zurück.
    Eine Hand hatte sie zur Faust geballt, und die rammte sie gegen Tims Stirn. Sterne zerplatzten vor seinen Augen. Er hatte das Gefühl, wegzutauchen und ins Reich der Bewusstlosigkeit zu fallen. Plötzlich sah er nicht mehr, was um ihn herum vorging. Nur die Stiche, die durch seinen Kopf zuckten, bekam er mit - und den Griff der Finger, die sich in seinen Haaren verkrallten.
    Tabea schlug seinen Kopf von einer Seite auf die andere. Sie lachte dabei geifernd, und als sie die Haare losließ, war Tim Helling fertig. Sein Blick hatte einen glasigen Ausdruck angenommen, und er hatte das Gefühl, über dem Bett zu schweben.
    Tabea ließ ihn vorerst in Ruhe. Sie wollte, dass er wieder richtig da war und alles mitbekam. Deshalb fasste sie ihn auch nicht an. Nur kniete sie jetzt vor ihm wie ihre Halbschwester vor einigen Minuten.
    Ihr Mund blieb offen. So war zu sehen, dass ihre graue Zunge dabei von rechts nach links tanzte und ständig gegen die Winkel stieß.
    »Na…?«
    Tim Helling war wieder einigermaßen klar geworden und wusste, dass nur er gemeint sein konnte. Allmählich klärte sich sein Blick, und er konnte oder wollte nicht glauben, wer da vor ihm hockte. Es kam ihm vor wie ein schlechter Scherz, aber es war keiner. Die beiden Schwestern hatten sich eben abgewechselt.
    »Bist du bereit?«
    Tim hatte die Frage gehört. Und ihm war nicht entgangen, welche Gier in der Stimme gelegen hatte. Seine Adern sollten bis auf den letzten Tropfen leer gesaugt werden. Das wurde ihm in diesem Augenblick überdeutlich bewusst.
    »Nein«, flüsterte er, »das - das - willst du doch nicht wirklich tun?«
    »Darum sitze ich hier. Ich bin ausgehungert, und du wirst mich satt machen. Du bist der Erste. Weitere werden folgen, und ich werde zusammen mit meiner Schwester ein Netz aufziehen. Wir werden die Menschen locken, sie werden kommen, und sie werden mit offenen Augen in unsere Falle laufen…«
    Was Tabea sagte, interessierte ihn nicht, er dachte nur an sein eigenes Schicksal, und das sah nicht eben blendend aus. Er dachte daran, dass er aus dieser Falle nicht mehr wegkam. Er würde überleben, das stand fest, aber was später folgte, das war kein Leben mehr.
    Sie packte zu.
    Tim schrie auf, als er an den Ohren in die Höhe gerissen wurde, um in eine bestimmte Position zu gelangen, die für Tabea am bequemsten war. Wieder wühlten die Finger einer Hand in sein dichtes Haar. So konnte sie den Kopf in die richtige Lage bringen, um den Biss anzusetzen. Nach rechts hatte sie ihn gedrückt, so spannte sich die Haut am Hals ihres Opfers.
    Tim hörte das Kichern.
    Es waren für ihn die letzten Laute in seinem normalen Leben. So zu sehen wie sonst, das schaffte er schon nicht mehr. Alles war anders geworden.
    »Jetzt werde ich dein Blut trinken.«
    Die Stimme war nah an seinem linken Ohr aufgeklungen, und er wusste genau, dass Tabea in den nächsten Sekunden zubeißen würde.
    Da hörte er den Schrei einer Frau. Er wusste sofort, dass es nicht Elena war, die so geschrien hatte. Was das alles bedeutete, sah er ebenfalls nicht - aber Tabea biss nicht zu.
    Sie schleuderte ihn zurück und drehte sich um…
    ***
    Purdy Prentiss hatte es geschafft, die Wohnung lautlos zu betreten und sich ebenso lautlos dem Wohnraum zu nähern. Die kurze Strecke in dem engen Flur hatte sie hinter sich gelassen. Jetzt sah sie alles durch die offen stehende Tür, und sie hatte im ersten Moment den Eindruck, sich in einem Film zu befinden.
    Es war die Szene auf dem Bett, die dafür sorgte, dass ihr der Atem stockte. Das war irgendwie klassisch. Da lag ein Mann auf dem Rücken, der jetzt von einer dunkelhaarigen Frau in die Höhe gezogen wurde, damit sie seinen Kopf entsprechend drehen konnte, um zwei spitze Zähne in seinen Hals schlagen zu können. Eine Blutsaugerin und ihr wehrloses Opfer.
    Das alles nahm sie auf, und auch die zweite Person, die an der Bettseite stand und zuschaute. Sie war nur halb angezogen, aber sie hatte Purdy gesehen

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