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1664 - Die Schöne und die Grausame

1664 - Die Schöne und die Grausame

Titel: 1664 - Die Schöne und die Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ziehen. So lange musste sie sich wehren.
    Das brauchte sie nicht mehr. Völlig überraschend ließ Tabea von ihr ab. Sie warf sich nach links und erreichte den seitlichen Rand der Schlafcouch. Dort sprang sie auf die Füße und schrie ihrer Schwester zu, dass es Zeit zur Flucht war.
    »Warum denn?«
    »Ich spüre jemanden. Da ist einer unterwegs, der schnell hier sein kann.«
    »Lass ihn kommen!«
    »Nein!«, brüllte Tabea. »Es ist zu gefährlich! Los wir müssen verschwinden!«
    Elena schnappte ihren Mantel. Sie wollte in den Flur und dann zur Tür laufen, doch dagegen hatte ihre Halbschwester etwas.
    »Wir nehmen das Fenster!«
    »Was?«
    »Ja!«
    Elena fragte nicht mehr weiter. Tabea hatte das Fenster bereits aufgerissen, sodass sie nach draußen auf das Dach klettern konnten.
    Elena stieg als Erste ins Freie. Tabea blieb noch einen Moment hocken. Sie musste noch eine Botschaft loswerden.
    »Wir sehen uns wieder!«, rief sie Purdy zu. »Gerade dein Blut wird mir schmecken.«
    Dann war sie weg.
    Purdy und Tim Helling blieben auf der Schlafcouch liegen und verstanden die Welt nicht mehr…
    ***
    Durch ein recht stilles Haus war ich schnell die Stufen der Treppen hoch gelaufen. Kurz vor dem letzten Absatz hielt ich trotzdem an, weil die Stille zerstört wurde. Stimmen drangen an meine Ohren. Sie erreichten mich aus der vierten Etage. Für meine Ohren klangen die Stimmen nicht normal, und plötzlich hatte ich es sehr eilig.
    Bevor ich die Stufen überwunden hatte, sah ich eine Tür, die nicht geschlossen war. Dahinter waren die Stimmen aufgeklungen.
    Ich lief den letzten Rest der Strecke und holte meine Beretta hervor. Wenig später stand ich in einem engen Flur und spürte den Luftzug über mein Gesicht streichen. Ich sah links von mir eine ebenfalls geöffnete Tür, die sich leicht bewegte. Ein leises Stöhnen wehte mir aus dem Zimmer entgegen und wenig später stand ich dort und bekam riesengroße Augen.
    Auf dem Bett lagen zwei Menschen. Die Frau kannte ich. Es war meine Freundin Purdy Prentiss. Auch der jüngere Mann war mir nicht unbekannt. Ich hatte ihn einige Male bei Purdy am Gericht gesehen. Er zählte zu ihren Mitarbeitern. Sie sahen nicht so aus, als hätten sie sich hingelegt, um sich auszuruhen. Sie sahen mich auch nicht, weil sie genug mit sich selbst zu tun hatten. Ich hörte ihr schweres Atmen und auch ihr Stöhnen.
    »Hallo, Purdy«, sagte ich halblaut. Keine Antwort.
    Ich verließ die Türschwelle und trat näher an das Bett heran. Ich musste meinen Blick senken, um in Purdys Gesicht schauen zu können.
    Ich sah darin den Ausdruck der Qual. Äußere Verletzungen waren nicht zu erkennen. Keine Halswunden, was besonders wichtig war. Und auch bei Tim Helling sah ich nichts dergleichen, sodass mir ein erster Stein vom Herzen fiel.
    »Bist du es wirklich, John?«
    »Ja, kein Traum.«
    »Dich schickt der Himmel!« Purdy streckte mir beide Hände entgegen, und ich half ihr, sich in sitzende Stellung aufzurichten. Sie schwankte trotzdem etwas, hielt sich aber und stöhnte, als sie eine Hand gegen den Leib presste. Dann sagte sie mit leiser Stimme: »Sie sind durch das Fenster geflohen. Sie müssen dich gewittert haben. Oder eine hat dich zumindest bemerkt.«
    »Das ist mir jetzt auch klar. Kommst du allein zurecht?«
    »Jetzt schon«, sagte sie und verzog dabei die Lippen.
    Ich ging zum offenen Fenster und schaute hinaus. Viel war nicht zu sehen, nur das Dach mit seinen dunklen Pfannen, das schräg bis zur Regenrinne hin abfiel. Ich lehnte mich weiter vor, damit ich auch den Kopf drehen konnte. Nur Dach, keine Flüchtenden mehr. Damit hatte ich rechnen müssen. Ich war einfach zu spät gekommen und zog mich wieder zurück, um mit Purdy zu sprechen. Sie saß mittlerweile am Bettrand. Neben ihr hockte Tim Helling. Er war bleich und sah aus wie der Tod auf Urlaub. Dabei sprach er leise auf Purdy ein und konnte nicht verhindern, dass Tränen aus seinen Augen rannen.
    »Ich habe alles falsch gemacht - alles. Ich hätte nicht in meine Wohnung gehen sollen. Da hat Elena auf mich gewartet. Als ich sie sah, da - da - war es um mich geschehen. Verstehen Sie?«
    »Sie waren verliebt.«
    Er hob die Schultern.
    »Sie sind es noch?«
    Tim Helling nickte.
    Purdy warf mir einen Blick zu. Ich hatte das Fenster inzwischen geschlossen und erklärte, dass eine Fahndung nicht viel bringen würde, ich aber doch eine einleiten wollte, denn so viele Wohnmobile waren in der Stadt nicht unterwegs. Im Flur telefonierte ich und

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