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1665 - In der Totenstadt

1665 - In der Totenstadt

Titel: 1665 - In der Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beschreiben. Es war eine Mischung zwischen Hoffen und Angst.
    Ich hoffte, noch rechtzeitig genug eingegriffen zu haben, aber eine Garantie gab mir niemand, denn als ich die junge Frau anschaute - es war Jenny Mason -, da klopfte mein Herz noch schneller.
    Sie lag rücklings und bewegungslos vor mir. Es war nicht zu sehen, ob sie atmete. Selbst bei diesen schlechten Lichtverhältnissen fiel mir auf, wie blass ihr Gesicht war. Aber das rote Würgeband umspannte ihren Hals nicht mehr. Der Ghoul hatte es loslassen müssen.
    Ich tastete nach ihrem Hals, um einen Pulsschlag zu fühlen. Bevor es dazu kam, hörte ich ein Geräusch, das mich fast zu einem Freudensprung veranlasst hätte. Es war ein leises Röcheln. Oder mehr ein Kratzen tief in der Kehle. Dann zuckte der Oberkörper, und in den Blick der bisher tot wirkenden Augen trat Leben. Jenny Mason kämpfte. Sie kämpfte darum, wieder zurück ins Leben zu kommen. Ihren Mund hatte sie weit geöffnet. Sie saugte die Luft ein. Die dabei entstehenden Geräusche hörten sich alles andere als angenehm an. Man konnte den Eindruck haben, dass hier ein Mensch im Sterben lag und seine letzten Atemzüge tat. Zum Glück war es umgekehrt. Hier wollte jemand zurück ins Leben, und das schaffte er auch. Ein wenig half ich dabei mit, indem ich den Oberkörper anhob, sodass Jenny Mason eine sitzende Position einnahm.
    Noch focht sie einen Kampf aus. Sie hustete. Ihr Körper wurde durchgeschüttelt. Sie krümmte sich und produzierte Geräusche, die einem Menschen schon Angst einjagen konnten.
    Tränen rannen über ihr Gesicht. Am Hals malte sich ein roter Streifen ab. Die Augen waren verdreht, und noch immer glich ihr Atmen mehr einem Würgen. Ich hielt sie fest. Ich sprach auf sie ein und wollte sie beruhigen, wobei ich nicht sicher war, ob sie mich überhaupt hörte. Aber sie war am Leben, und nur das zählte. Und sie reagierte auch wieder normal, denn als ich ihr ein sauberes Taschentuch in die Hand drückte, nahm sie es an und tupfte damit durch ihr Gesicht. Allerdings machte sie auf mich einen recht schwachen Eindruck. Noch immer wusste ich nicht, ob sie ohne Hilfe aufstehen und sich auf den Beinen halten konnte. Als ich sie danach fragte, drehte sie mir ihr Gesicht zu. Darin war plötzlich ein staunender Ausdruck. In diesem Moment hatte sie mich erkannt. Sie wollte auch etwas sagen. Das allerdings war nicht möglich. Da war ihr die Kehle wie zugeschnürt, und sie brachte nicht einen Ton hervor. Vielleicht ein kratzendes Gurgeln, das war alles. Der Boden war kalt, feucht und auch uneben. Ich wollte nicht, dass sie dort länger sitzen blieb, und streckte ihr seitlich die Hände entgegen.
    »Können Sie aufstehen?«
    Jenny nickte.
    Ich wollte ihr helfen. Das brauchte ich nicht mehr, denn Suko war bei mir und nahm mir die Last ab. Als Jenny auf ihren Füßen stand, knickte sie ein und musste von meinem Freund gestützt werden.
    Suko führte sie weg. Er gab mir Gelegenheit, mich um den Ghoul zu kümmern, in dessen Kopf ich zwei geweihte Silberkugeln geschossen hatte. Sie zeigten ihre Wirkung. Der schleimige und widerliche Dämon trocknete allmählich aus. Bei seinem Kopf war nichts mehr nachgewachsen. Er blieb in seiner zerstörten Form bestehen, als er kristallisierte. Ich nahm wieder meine Waffe zur Hand und schlug damit gegen den Kopf. Es knirschte und knackte und ich hatte den Eindruck, gegen ein Gebilde aus Zucker zu schlagen. Wer hätte bei diesem Anblick schon gedacht, wie gefährlich und mordlüstern diese Gestalt mal gewesen war. Der Beweis dafür war das zwischen uns liegende Würgeband.
    Es war mir ein Bedürfnis gewesen, den Kopf zu zertrümmern. Den Körper ließ ich in Ruhe. Andere Dinge hatten jetzt Vorrang, und so stand ich erst mal auf. Es war in den letzten Minuten zu einer wundersamen Vermehrung der Personen gekommen. Suko und Fuller standen zusammen, und neben Suko hielt sich Jenny Mason auf. Ihre Hand wurde von einer Frau gehalten, die lange blonde Haare hatte und wie das berühmte Espenlaub zitterte.
    Es gab noch eine Person. Nur stand sie nicht bei den anderen. Sie hatte ich beim Herbeilaufen auf der Straße liegen sehen, was jetzt nicht mehr der Fall war. Sie saß dort und hatte die Hände vor ihr Gesicht geschlagen.
    Suko nickte mir zu, als ich stehen blieb. »Ich habe einiges erfahren«, sagte er und nannte mir die Namen der Frauen.
    Die auf der Straße hieß Shirley. Die Frau, die neben ihm stand, hörte auf den Namen Eve, und dann gab es noch eine Person, auf

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