1666 - Baphomets Rächer
es geschafft, Templer auf seine Seite zu ziehen und mit ihnen grausame Feldzüge zu führen. Natürlich immer im Namen der Hölle, denn ihr fühlte er sich zugehörig.
Godwin hatte sich ein Nachtsichtgerät besorgt. Er reichte mir das Glas. »Willst du auch mal schauen?«
»Nicht nötig. So schön ist die Umgebung auch nicht.«
»Stimmt. Die wird erst wildromantisch, wenn du an der Klippe stehst. Aber davon haben wir nichts.«
Ich kam auf ein anderes Thema zu sprechen. »Was ist eigentlich mit diesem Luc de Fries?«
»Was soll sein?«
»Traust du ihm?«
Godwin hob die Schultern. »Was soll ich dazu sagen? Ich habe gehört, dass er ein knochenharter Bursche ist und zu den Besten in seinem Fach zählt. Ein Bekannter hat ihn mir empfohlen. Er meinte, dass de Fries selbst dem Teufel das Essen vom Tisch stiehlt, wenn es sein muss.«
»Dann sollte er achtgeben, dass er sich nicht verschluckt.«
»Stimmt auch. Aber ich wollte meine Mitbrüder nicht in den Fall hineinziehen. Zu viele von ihnen sind schon umgekommen. Außerdem habe ich dich an meiner Seite.«
»Danke für das Vertrauen.«
So blieb uns nichts anderes übrig, als weiterhin zu warten. Wie immer bei derartigen Gelegenheiten zog sich die Zeit träge dahin. Da konnten die Minuten ziemlich lang werden, und wir hatten bisher mehr als einmal auf die Uhr geschaut. Mitternacht war vorbei. Wie lange wir ausharren mussten, konnte niemand von uns sagen, möglicherweise bis zum Hellwerden. Wir hatten uns kein Limit gesetzt. Mit de Fries war ausgemacht worden, dass er sich sofort meldete, wenn etwas Ungewöhnliches geschah. Bisher war Godwins Handy still geblieben. Demnach musste es de Fries so ergangen sein wie uns.
Dennoch hatte mich eine gewisse Unruhe erfasst. Ich ging im Zimmer hin und her, auch, um mir die Beine zu vertreten, während Godwin wieder die Umgebung beobachtete. Ihm fiel meine Unruhe auf, und er fragte: »Willst du dich nicht draußen umschauen? Du hast deine Runde lange nicht mehr gedreht.«
»Nein. Oder später.« Ich unterbrach meine Wanderung und fragte: »Wie wäre es, wenn du de Fries anrufst?«
Godwin ließ das Glas sinken. »Meinst du, dass er etwas entdeckt hat?«
»Keine Ahnung. Aber ein Gedankenaustausch könnte nicht schaden.«
»Wie du willst.« Godwin legte sein Glas zur Seite und holte das Handy hervor. Ich beobachtete ihn dabei. Wenn ich ehrlich sein sollte, dann gab es keinen besonderen Grund für den Anruf. Doch ich hatte ein komisches Gefühl, und ich war jetzt gespannt, ob ich damit richtig lag oder nicht.
Godwin wählte die Nummer und wartete ab. Dabei blieb es. Beim Abwarten. De Fries meldete sich nicht. Godwins Gesichtsausdruck veränderte sich zusehends. Die Haut an seinen Wangen straffte sich. Ob er blasser wurde, fiel mir in diesem etwas fahlen Licht nicht auf, aber ich hörte seinen Kommentar.
»Da stimmt was nicht, John. Es war abgemacht, dass wir uns melden, wenn wir angerufen werden.« Er stand auf. »Ich glaube fast, dass da einiges nicht mehr so ist, wie wir es uns wünschen. Der Ruf ging durch, aber es…«
Ich unterbrach ihn. »Wie gut kennst du diesen de Fries?«
»Von gut kann keine Rede sein. Wie schon gesagt, ich habe ihn auf eine Empfehlung hin engagiert. Ich möchte zwar mit ihm nicht befreundet sein, doch für den Job erschien er mir geeignet.«
»Er ist also vertrauenswürdig?«
»Unbedingt.«
»Dann sollten wir unseren Plan ändern und zu dem Haus fahren, in dem er sich aufhält.«
Für einen Moment bekam der Templer große Augen. Er musste sich erst auf die neue Lage einstellen. Es konnte durchaus sein, dass er eine Enttäuschung überwinden musste, aber dieses Nachdenken dauerte nicht länger als ein paar Sekunden.
»Ja, wir fahren hin!«
Genau das war auch in meinem Sinne. Nur zögerte der Templer noch, denn er versuchte es mit einem erneuten Anruf. Und wieder war es ein Schuss ins Leere.
»Nichts, John.«
»Dann wird es Zeit, dass wir losfahren…«
***
Das Gelächter schien seinen Kopf sprengen zu wollen, und de Fries war froh, dass es bald aufhörte.
Einen Vorteil brachte es ihm nicht. Er lag vor der Tür auf dem Boden und kämpfte gegen die Folgen der Schläge.
In seinem Kopf herrschte ein völliges Durcheinander, aber er ließ sich nicht ganz unterkriegen, denn de Fries war ein Kämpfer.
Er wollte aufstehen. Er wollte sich dem Grauen stellen, das da so plötzlich über ihn gekommen war und für das er keine Erklärung hatte. Er versuchte, die Arme anzuziehen, um sich mit den
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