1667 - Gefangene der Pharaonen
gehörte Jane Collins und dem Musical. Das hatte ich ihr versprochen, und dabei würde es auch bleiben. Oft ist es auch so, dass der Abend am schönsten wird, wenn man genau das Gegenteil davon erwartet.
Ich kam recht selten am Mittag nach Hause, um dort für einige Stunden zu bleiben, und irgendwie fühlte ich mich in meiner Wohnung nicht richtig aufgehoben. Ich tigerte ein paar Mal durch die Zimmer, bis ich mich entschloss, für eine Weile die Augen zuzumachen, und tatsächlich konnte ich schlafen. Im Sessel und mit ausgestreckten Beinen.
Erst meine eigenen Schnarchgeräusche weckten mich wieder auf. Im ersten Moment war ich noch schlaftrunken und musste mich zunächst kurz orientieren. Es war ja nicht normal, dass ich am Nachmittag in meiner eigenen Wohnung aufwachte, in der es zudem noch recht still war.
Ich wollte nicht mehr einschlafen, auch wenn ich keine Lust hatte, mich aus dem Sessel zu quälen. Aber das musste sein. Ich stand auf und reckte mich. Später schaute ich im Spiegel in mein noch immer verschlafen aussehendes Gesicht, und ich entschloss mich, unter die Dusche zu steigen. Das würde den letzten Rest an Müdigkeit aus meinem Körper vertreiben.
Ich erreichte das Bad und stellte fest, dass ich alles nur langsam tat. Das allerdings hörte auf, als ich die Dusche hinter mir hatte. Da fühlte ich mich topfit und konnte kaum begreifen, so matt gewesen zu sein.
Jane und ich hatten vereinbart, dass Jane mit dem Wagen vorbeikam und mich abholte. Ich hatte auch nichts dagegen und alles ihr überlassen. Dass sie noch mal anrief, damit hatte ich nicht gerechnet.
»Oh - bist du schon da?«
»Nein, John. Ich wollte dir nur sagen, dass ich etwas früher kommen werde.«
»Was ist der Grund?«
»Mein kleiner Hunger.«
Ich musste lachen.
»Lach nicht, auch du bist dabei, wir sollten eine Kleinigkeit essen.«
Das war mir nicht unlieb. »Und wo?«, fragte ich.
»Direkt am Theater befindet sich ein Lokal, in dem man Kleinigkeiten essen kann. Ich habe mir sagen lassen, dass auch die Künstler dort hingehen, wenn sie sich stärken wollen.«
»Okay, ich habe nichts dagegen.«
»Super. Dann bin ich in einer knappen Stunde bei dir.«
»Alles klar, ich warte.«
Wenn ich ehrlich war, dann musste ich mir selbst gegenüber zugeben, dass die Idee, eine Kleinigkeit zu essen, wirklich nicht die schlechteste war. Außerdem hatte ich seit dem Frühstück nichts mehr zu mir genommen.
Wie ich Jane Collins kannte, würde sie pünktlich sein. Ich schaute aus dem Fenster und sah, dass der Wind die grauen Wolken verscheucht hatte. Der Himmel klarte auf. Vor zwei Wochen noch wäre die Temperatur in den Keller gefallen. Jetzt aber hatte der Frühling seinen ersten Hauch über das Land geschickt. Besonders umziehen musste ich mich nicht. Ich war privat unterwegs, aber auf meine Beretta verzichtete ich nicht. Man konnte nie wissen. Ich hatte immer wieder böse Überraschungen erlebt. Meine Feinde kannten keinen Feierabend und gönnten mir auch keinen.
Jane Collins war pünktlich. Etwas anderes hätte ich mir bei ihr auch nicht vorstellen können. Durch die Sprechanlage sagte ich ihr, dass ich schon auf dem Weg wäre, und wenige Minuten später standen wir uns in der Halle gegenüber. Meine Augen weiteten sich, als ich ihr Outfit sah. »He, du siehst super aus.«
»Danke.«
»Versuchst du jetzt auf Justine Cavallos Spuren zu wandeln?«
Nach dieser Bemerkung verzog sie das Gesicht. »Wieso?«
Ich deutete auf die Jacke aus hauchdünnem Leder, unter der sie eine weiße Bluse trug. Um die Schulter hatte sie noch lässig einen bunten Schal geschlungen, und der Gürtel der schwarzen Jeans zeigte Silberbeschläge. Das Haar trug sie lang, denn das kam wieder in Mode.
»Wegen der Jacke?«
Ich nickte und grinste.
Jane tippte gegen ihre Stirn. »Das glaubst du doch nicht wirklich, John? Ich soll mich mit dieser Person auf eine Stufe stellen?« Ihr Blick funkelte, und ich machte schnell einen Rückzieher.
»Nein, nein, so darfst du das nicht sehen. Ich dachte nur daran, weil die Cavallo auch in Leder…«
»Schon gut. Außerdem ist die Jacke nicht neu. Ich mag sie, und sie ist für heute Abend perfekt.«
»Stimmt.«
Wenig später saßen wir in Janes Golf, den sie sicher durch den Verkehr in Richtung Ziel lenkte. Das Theater lag am Ufer der Themse. Von hier aus war die mächtige Tower Bridge zu sehen und auch die ersten Ausflugsdampfer, die bereits auf dem Fluss fuhren. Ein Beweis, dass der Winter vorbei war.
Da wir hin und
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