1668 - Wolfsnacht
Haus umsehen.«
»Glaubst du das, John?«
»Nein.« Ich drückte härter zu. »Los, spucken Sie es aus! Wo steckt dieser Igor?«
»Suchen Sie ihn doch. Er wollte raus.« Der Alte fing plötzlich an zu lachen. Log er? Sagte er die Wahrheit? Ich wusste es nicht. Mir war nur klar, dass in diesem Schloss etwas nicht stimmte. Das sagte mir mein Instinkt. Um uns herum gab es keine Bewegung, aber ich hatte das starke Gefühl, dass sich noch jemand im Haus aufhielt. So dachte Suko auch. Und er hatte etwas entdeckt, was mir nicht aufgefallen war.
»Sieh mal zu Boden, John!«
»Wohin?«
Er deutete in eine bestimmte Richtung. Ich musste meinen Blick senken. Da waren bei genauem Hinsehen feuchte Fußabdrücke zu erkennen.
»Alles klar, John?«
»Im Moment noch nicht.«
»Sieh noch mal hin. Verschiedene Fußabdrücke. Die einen sind größer als die anderen, und ich könnte mir vorstellen, dass die kleineren Abdrücke einer Frau gehören.«
Da hatte Suko ein Stichwort gegeben.
»Du meinst Helen Winter damit?«
»Sicher.« Er bat mich, noch einen Moment zu warten. Er selbst ging vor. Erst wunderte ich mich darüber. Dann sah ich, dass er den Blick gesenkt hielt und den Boden betrachtete, wo sich die Fußspuren abzeichneten.
Suko konnte sie verfolgen, und als er stehen blieb, da lag dicht vor ihm die erste Stufe der Treppe.
»Alles klar, John?«
»Bestimmt.« Ich konnte mich wieder an Baranov wenden. Auch er hatte Suko bei seiner Aktion beobachtet, denn ich hatte ihm erlaubt, den Kopf zu drehen.
»Okay, was sagen Sie dazu?«
»Ich habe zwei Kinder, verstehen Sie? Eine Tochter und einen Sohn. Sie sind…«
Ich unterbrach ihn. »Und was ist mit Helen Winter?«
»Sie kenne ich nicht.«
»Auf der Treppe ist auch etwas zu sehen«, meldete sich Suko. »Ich denke, wir sollten uns mal oben umschauen.«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
Natürlich wollte ich nicht mit Suko allein gehen und Baranov zurücklassen. Er würde an unserer Seite bleiben. So hatten wir die Garantie, dass er keine Dummheiten machte. Baranov sagte nichts. Als ich die Abdrücke passierte, war der Unterschied deutlich zu erkennen. Suko lief die Treppe bereits vor mir hoch. Ich kam nicht so schnell mit, denn ich hatte ein Hindernis an meiner Seite, das es für mich nicht so einfach war, die Stufen mit dem alten Baranov hinter mich zu bringen. Der Druck meiner Waffe reichte nicht mehr aus, ich musste ihm schon einige Male gegen den Kopf schlagen. Endlich lag die Treppe hinter uns, Suko war bereits in den breiten Flur eingebogen. Ein paar Schritte von mir entfernt wartete er auf mich.
»Hier gibt es auch Abdrücke, John.«
»Dann folge ihnen.«
»Und ob ich das tue.«
Ich hielt Baranov noch immer fest, spürte bei ihm eine Veränderung und frage:
»Probleme?«
»Nein.«
»Sie schwitzen ja. Und es wäre noch besser für Sie, Wenn Sie uns sagen, wo wir Ihren Sohn finden können. Das macht es uns allen leichter.«
»Er ist nicht hier. Ich sehe ihn nicht.«
»Wo ist er dann?« Meine Stimme hatte eine Schärfe bekommen, die ihn zusammenzucken ließ. Er sah aus, als wollte er eine Antwort geben, aber da mischte Suko sich ein.
»Seid still!«
Wir hielten den Mund und hörten die Stimmen, Laute und Töne. Das waren zwei Menschen.
Ein Mann und eine Frau.
Wie sie sich unterhielten, deutete nicht eben auf große Freundschaft hin. Suko, der vor uns stand, hob den Arm und deutete auf eine Tür. Mehr brauchte er nicht zu tun. Die nächsten Aktionen zogen wir gemeinsam durch…
***
Helen Winter saß auf dem Bett und schaute in das Gesicht ihres Peinigers. Er stand vor dem Bett und nur eine halbe Schrittlänge von der Kante entfernt. Helen hatte sich wieder aufgerichtet, so hatte sie nicht mehr das Gefühl, völlig ausgeliefert zu sein. Sie hatte sich so klein wie möglich gemacht. Sie presste die Beine zusammen, ihre Augen schwammen in Tränen. Noch bevor sie anfing zu sprechen, zuckten ihre Lippen.
»Bitte, überlegen Sie es sich. Ich - ich - habe Ihnen nichts getan. Das dürfen Sie mir nicht antun.«
Vor der Antwort war ein Knurren zu hören. Er beugte sich ihr entgegen und flüsterte:
»Ich kann sogar noch viel mehr. Ich kann dich killen und…«
»Aber was bringt das?«
»Ich will, dass unsere Familie weiterlebt. Wir sind etwas Besonderes. Wir haben uns als Werwölfe weiter entwickelt. Wir sind in der Lage, uns blitzschnell zu verwandeln. Das ist es, was uns aus der Menge hervorhebt. Und wir wollen nicht aussterben. Wir wollen noch näher
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