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1668 - Wolfsnacht

1668 - Wolfsnacht

Titel: 1668 - Wolfsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Besucherin war niemand andere als die Blutsaugerin Justine Cavallo…
    ***
    Die Zeit fror nicht ein. Trotzdem hatte Helen Winter das Gefühl, alles in ihrer Umgebung würde sich verlangsamen. Der Mann schwebte in der Luft vor ihr und sie fragte sich, wie es möglich war, dass ein Mensch so hoch springen konnte. Es war nur ein kurzer Gedanke, denn es ging weiter, und es geschah innerhalb einer kaum wahrnehmbaren Zeitspanne.
    Schräg über ihr und mitten im Sprung, begann der Mensch sich zu verwandeln. Es dauerte wirklich nur den Bruchteil einer Sekunde, und er flog auch weiter und über Helen hinweg, doch als er mit einem harten Aufprall hinter ihr landete, drang aus seinem Mund ein Laut, der die Frau an ein Geheul erinnerte. Es war der Moment, in dem sie sich entscheiden musste. Entweder die Flucht ergreifen oder aber sich das ansehen, was mit dem Menschen geschehen war. So recht glauben konnte sie es noch immer nicht. Sie schwankte zwischen den beiden Entscheidungen hin und her, wobei sie das Heulen nicht mehr hörte.
    Dafür ein Knurren! Komischerweise sorgte das bei ihr nicht für einen Fluchtinstinkt. Helen tat genau das Gegenteil. Sie fuhr auf der Stelle herum, um sich das anzusehen, was mit dem Mann geschehen war.
    Der Schock traf sie bis ins Mark.
    Helen glaubte, sich inmitten eines Horrorfilms zu befinden. Was sie da sah, war unglaublich. Und sie bekam den Beweis dafür, dass sie sich nicht geirrt hatte. Vor ihr stand kein Mensch mehr, sondern eine Bestie!
    Sie hatte sich geduckt. Einen normalen Kopf sah Helen nicht. Dafür einen mit Fell bewachsenen Schädel, bei dem die lange Schnauze auffiel, die nicht geschlossen war, sodass sie das Schimmern der beiden Zahnreihen sah und die Streifen aus Geifer, die als Fäden zwischen ihnen hingen.
    Ein Wolf! Das war ein Wolf, denn der übrige Körper passte ebenfalls dazu. Behaart. Pfoten statt Hände. Füße, die den Namen nicht mehr verdienten. Eine breite Brust und ebenso breite Schultern. Zwei Augen, in denen ein gieriges Funkeln stand, als suchten sie eine Beute. Und genau diese Beute stand vor der Bestie. Helen wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Sie wünschte sich, dass alles nur ein Traum sei, und ihr war zugleich klar, dass sie das vergessen konnte. Was sie hier sah, das träumte sie nicht. Das war grausame Realität, für die sie keine Erklärung hatte. Alles war anders geworden, und sie hatte das Gefühl, auf der Stelle festzufrieren. So sehr sie sich auch bemühte, sie kam einfach nicht weg und merkte nicht mal, dass sie noch atmete.
    Seltsamerweise arbeitete ihr Denkapparat noch. Sogar sehr nüchtern und rational. Sie wusste, dass sich der Mann nicht grundlos verwandelt hatte. Er war auch kein normaler Wolf, die sahen anders aus. Dieses Wesen vor ihr war ein Werwolf. Helen sah sich nicht als Expertin an. Aber sie war auch nicht von gestern. Sie hatte genügend Filme über Werwölfe gesehen, und was jetzt vor ihr stand, sah aus wie ein Wolf aus diesen Serien.
    Dass sie alles andere als harmlos waren, wusste sie auch. Werwölfe rissen ihre Opfer. Sie wollten sie bluten sehen. Sie wollten einfach nur töten, denn dieses verfluchte Gen steckte leider in ihnen.
    In dem hier auch?
    Noch hatte er ihr nichts getan. Für sie war es nur eine Frage der Zeit, wann sich das ändern würde. Und es war fast so weit, denn er schüttelte den Kopf, dass die dort wachsenden Fellhaare wie eine Mähne flogen.
    Und dann ging er los!
    Helen konnte es kaum glauben. So mächtig und kompakt er auch war, er bewegte sich trotzdem geschmeidig und es war so gut wie kein Geräusch zu hören, als er auftrat. Aus seinem Maul drang ein Knurrlaut, der mit einem zischenden Geräusch verbunden war. Die Zunge bewegte sich innerhalb des Mauls und schlug hin und her. Schrei! Lauf weg! Tu was!
    Erst jetzt jagten diese Gedanken durch ihren Kopf, meldete sich der Wille, am Leben zu bleiben. Aber sie wusste auch, dass sie es nicht schaffen konnte.
    Die Bestie näherte sich ihr. Sie schien sogar zu wachsen, und Helen wartete nur darauf, dass sie ihn ansprang.
    Sie kam nicht mehr weg!
    Die Hälfte der Distanz hatte das Tier bereits hinter sich gelassen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis dieser mächtige Körper sie unter sich begrub. Und dann geschah etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Ein schriller Pfiff erklang, der fast schmerzhaft in ihren Kopf drang.
    Er galt nicht ihr, sondern der Bestie.
    Und die reagierte. Zuerst blieb sie stehen!
    Dann drehte sie ihren mächtigen Kopf

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