167 - Jagd auf die Teufelin
berauscht.
Doch es war nicht der prickelnde Rausch, den sie von anderen Exkursionen kannte. Bei ihr war nach dem Duell mit Coco kurzfristig Verschiedenes durcheinandergeraten. Noch bevor Angelina ans Besinnen gehen konnte, ja, mitten in ihrer Ruhephase störte sie Ramön Figueiras. Er purzelte ihr gewissermaßen in den Schoß, und sie hielt es für opportun, auch ihn seiner Lebensenergie zu berauben.
Den vergreisten Ramön ließ Angelina nach einer Weile laufen. Vorher schon hatte sie die Botschaft Luguris erhalten und auch von den Munantes gehört, daß der Dämonenkiller und Coco Zamis sich ihrem Versteck näherten. Die Nachrichtenübermittlung der Schwarzen Familie funktionierte ausgezeichnet.
Angelina sann auf Rache, besonders Coco Zamis gegenüber. Sie traf sich mit dem Werwolf Zumbado, und sie verabredeten einen Plan. Die Zombies waren die Schutzgarde der Tumba Satanäs. Man ergänzte die Truppe jeweils, die auch noch für andere Zwecke zur Verfügung stand.
Tio Oyö, ihr Anführer und Mittler, war ein Mensch, der einen Pakt mit den Dämonen geschlossen hatte. Auch Angelina spannte ihn für ihre Zwecke ein, und sie konnte mit ihm so gut umgehen wie irgendein anderer Dämon, der die Autorität der Tumba Satanäs besaß und die charakteristischen Kräfte dieser Dämonenstätte zu lenken wußte.
Angelina war zur Kultstätte der Santeria geflogen, wo Tio Oyö mit zwei Dutzend seiner engsten Anhänger trommelte und tanzte. Nach der Auseinandersetzung in San Jaguey flogen zunächst die übriggebliebenen Fledermäuse an. Dann kamen vier versprengte Zombies. Vier weitere standen ohnehin noch zur Verfügung, aber das stellte keine überwältigende Streitmacht mehr gegen Hunter, Coco Zamis und Kiwibin dar.
Angelina überlegte noch, wie sie vorgehen sollte, als sie die Ausstrahlung eines Dämons spürte, den sie vorher noch nicht in der Nähe gesehen hatte. Sie drehte sich mißtrauisch um. In ihrer Dämonengestalt war Angelina eine aufregend gewachsene, höllisch schöne Rothaarige. Sie zeigte sich meist textilfrei. Langes, unwahrscheinlich feuerrotes Haar fiel ihr bis auf die Hüften nieder. Zwei kleine Teufelshörner sprossen ihr auf der Stirn, und sie hatte einen Schwanz, Flügel und einen Bocksfuß. Der Dämon vor ihr glich einem Drachen. Er schnob Feuer. Die Santeria-Tänzer und -Trommler hielten inne. Auch Tio Oyö schaute zu dem fremden Dämon. Er verwandelte sich. Ein blonder, schlanker Mann mit auffallend großen Pigmenten im Gesicht stand da. Abgesehen von dem düsteren Glanz, der ihn umstrahlte, und dem Glühen in seinen Augen wirkte er ziemlich menschlich. Angelina schnippte mit den Fingern.
„Du mußt Elia Gereon sein", sagte sie. „Ich habe schon von dir gehört."
„Ja, ich bin der Eremit vom Toten Meer, der nach Olivaros Sturz endlich seine Verbannung verlassen konnte. Ich bin hier, um das Ende des Dämonenkillers mitzuerleben, der Olivaros Protege war. Olivaro ist tot, seine Knechte sollen auch alle sterben."
Angelina kicherte.
„Dem steht nichts im Weg. Dann verfolgen wir also das gleiche Ziel.
Wollen wir gemeinsam gegen Hunter, die Zamis und diesen Russen kämpfen?"
„Deswegen bin ich erschienen. Am besten, wir ziehen uns zur Tumba Satanas zurück. Du lauerst im Grab, ich in der Nähe. Sowie sie dich angehen, falle ich ihnen in den Rücken. Dann sind sie verloren."
Angelina wiegte sich verführerisch in den Hüften, lächelte sinnlich und schritt zu Gereon.
„Wir können uns dann in der Tumba vergnügen", gurrte sie. „Du gefällst mir."
„Du mir auch. Aber erst müssen wir unsere Feinde töten. Tio Oyö und die andern sollen hierbleiben. Flieg du zu dem Grab."
Angelina hielt es aber doch für besser, vier Zombies dorthin zu beordern. Sie setzte wie üblich ihr Köpfchen durch. Gereon verschwand, und Angelina erhob sich in die Lüfte und flog in Richtung der Tumba. Die vier Zombies marschierten los, und die Trommeln begannen auf der Lichtung wieder zu dröhnen.
Wir sahen den Feuerschein auf der Lichtung und erkannten, als wir hinter Bäumen verborgen spähten, wer sich dort aufhielt. Anderthalb Dutzend Männer und Frauen tanzten halbnackt und schweißtriefend. Die andern trommelten. Unheilige Gesänge dröhnten. Fledermäuse flatterten immer wieder über die Lichtung. Vier Zombies standen da wie Denkmäler.
Der Mittelpunkt der Santeria-Kultstätte war ein vier Meter hoher Steinkopf, ähnlich den Köpfen auf der Osterinsel. Doch hier handelte es sich um einen Dämonenschädel.
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