167 - Tor in die Vergangenheit
– es war ein Stück aus einer getrockneten Meeresmelone, nicht einmal so groß wie die Hälfte seines kleinen Fingers.
Gilam'esh erhob sich und folgte der Grasbresche hangabwärts bis in den Wald. Dort, wo der weitere Weg der Horde nur noch mit Mühe an abgebrochenen Ästen und zertretenen Pilzen abzulesen war, fand er wieder einen Streifen getrockneter Meeresmelone.
Was ist das?
»Trockenfrüchte. Die Ikairydree tragen sie in den Taschen ihrer Anzüge, wenn sie über Trockenrotgrund ziehen müssen. Sie lassen Teile davon fallen, um mir den Weg zu markieren.«
Wie können sie denn wissen, dass du in ihrer Nähe bist?
»Kurz vor dem Überfall habe ich eine mentale Botschaft geschickt. Sie wissen, dass ich hier bin. Und dass ich sie nicht im Stich lassen werde.«
Das ist doch Wahnsinn! Die Barbaren werden dich schlachten!
»Was weißt du schon…« Gilam'eshs Stimme zitterte, seine Knie wurden weich. Er lief in den Wald hinein. »Gar nichts weißt du…«
Kehre um, ich bitte dich! Geh in deine Stadt, ich will mit deinen Ältesten reden…
»Lass mich.«
Gilam'esh ging weiter. Er machte seinen Geist hart gegen die Stimme, ignorierte sie, wann immer sie anfing, in seine Gedanken hinein zu raunen. Dank der Fruchtfasern fand er unten im Tal die Stelle, an der die Patrydree mit ihren Gefangenen den Fluss überquert hatten. Anschließend führte die Spur den nächsten Berghang hinauf.
Manchmal musste er lange suchen, bis er einen Hinweis auf den Weg der Horde fand. Statt mit Trockenfruchtteilen hatten die Gefangenen angefangen, den Weg mit Silberschuppen zu markieren, die sie sich aus der Haut rissen. Wie verzweifelt mussten sie sein.
Das ganze Licht über wanderte Gilam'esh von Tal zu Tal.
Die Flüsse wurden schmaler, die Bäume verkrüppelter, das Gras brauner, und die Schneegipfel rückten immer näher.
Auf einem Pass entdeckte er einen Lagerplatz der Horde.
Die Glut des Feuers rauchte noch. Der abgeschnittene Schädel eines Ikairydree lag daneben im Schmutz. Sie hatten ihm die Kopfhaut mit dem Scheitelkamm abgezogen. Über der Glut, an einem verkohlten Kombacterstiel, hingen Skelettteile.
Verbrannte Fleischfetzen schaukelten im Wind. Gilam'esh wandte sich ab und übergab sich.
Sieh es dir an, meldete die Stimme sich wieder zu Wort. So wirst auch du enden, wenn du nicht umkehrst!
»Lass mich in Ruhe!« Gilam'esh stemmte sich hoch und wischte sich den Mund mit dem Unterarm ab. »Lass mich endlich in Ruhe!« Er wankte in den Pfad, der in das nächste Flusstal hinabführte.
Mitten in der Finsternis erreichte er den Rand eines Hochplateaus. Von dort aus entdeckte er ihre Feuer.
Zweihundert oder dreihundert Längen unter ihm spiegelte sich ihr Schein in einem See…
***
Sie fingen mit den Verwundeten an.
Kaum war die Nacht einem fahlen Dämmerlicht gewichen, standen die Wachen von ihren Schlaflagern aus Geäst, Laub und Lederdecken auf oder trotteten aus dem Wasser des großen Kratersees. Breit gebaute, quastenschuppige und -flossige, schwarzbraune Burschen waren es. Ihre breiten Gesichter mit den fliehenden Kinnpartien erinnerten Drax ein wenig an irdische Welse.
Vier Wachen trampelten über die nackten und gefesselten Silberschuppigen hinweg und bückten sich nach zwei Schwerverletzten in der Mitte der Gruppe.
Vierzehn Ikairydree zählte Matthew Drax. Ihre Kleider lagen zwanzig Schritte weiter zu einem Haufen aufgeschichtet; zusammen mit anderen Gegenständen, die die Jäger ihnen abgenommen hatten und deren Bedeutung sich ihm auf diese Entfernung nicht erschloss. Ursprünglich seien es achtzehn Ikairydree gewesen, las Drax in den Gedanken seines Wirts.
Mittlerweile hatte er gelernt, den fremden Geist auf unaufdringliche Weise abzutasten. Besonders ergiebig war diese Methode des Gedankendiebstahls nicht, doch manche Einzelheiten erfuhr er auf diese Weise dennoch. So erfuhr er von Gilam'eshs Vermutung, dass vier der Silberschuppigen entweder bereits verspeist waren oder aber tot oder verwundet am Ort des Überfalls lagen. Mindestens dreißig Patrydree machten sich an den Feuern, am Seeufer oder bei den Gefangenen zu schaffen.
Gilam'esh war noch in der Nacht über eine Felsspalte am jenseitigen Ufer zum See hinab gestiegen und über vier oder fünf Kilometer bis in die Nähe des Lagerplatzes getaucht. Matt hatte ihn zwangsläufig begleitet – noch kannte er keinen Weg, sich wieder aus dem fremden Bewusstsein zu entfernen.
Allmählich begann er zu hoffen, dass Chandra und Sternsang einen finden
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