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167 - Tor in die Vergangenheit

167 - Tor in die Vergangenheit

Titel: 167 - Tor in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Stadt sagen, es seien schöne Hydree.«
    Gebärer?
    »Du weißt gar nichts, oder?« Die naiven Fragen der Stimme gaben Gilam'esh das Gefühl der Überlegenheit. »Die Gebärer sind die Mütter der Hydree. Die Patrydree leben in den großen Höhlensystemen in den Gebirgen des Westmeers. Manche Sippen ziehen auch die Grotten in den großen Kraterseen auf dem Westkontinent vor. Zweimal im Jahr tauchen Jagdhorden der Patrydree in die Flussmündungen des Westkontinents. Dann ziehen sie die Flüsse hinauf ins Land und jagen. Den Kontakt zu uns Ditrydree meiden sie.« Gilam'esh blickte nach oben. Die ersten rötlichen Schimmer des Lichtbeginns zeigten sich am Himmel. Der Bergkamm war noch etwa tausend Längen entfernt.
    Fürchten sie euch?
    »Ja, und mit Recht. Denn wir beherrschen das Licht und die Bionetik. Sie können gerade mal mit dem Feuer umgehen, was ihnen im Wasser nichts nützt. Seit hundertfünfzig Umläufen verstehen sie sich auf Metallbearbeitung, von Bionetik keine Spur. Wir müssen nicht unbedingt Töne von uns geben, um miteinander zu sprechen, der Geist eines Ditrydree reicht sogar bis in die Hirne von Tieren hinein. Bei den Barbaren können das nur die Diener der Schöpfer, und das sind wenige. Wir sind in jeder Beziehung höher entwickelt als sie. Die Ikairydree sowieso. Doch an die wagen sich die Patrydree dennoch heran.«
    Warum? Sind sie schwächer? Haben sie keine Waffen?
    »Die Ikairydree gelten bei den Patrydree als harmlos. Und in einem gewissen Sinne stimmt das…« Gilam'esh gab das wieder, was er von seinem Erzeuger und vor allem von seinem Lehrer wusste. Er ertappte sich dabei, dass er Kazar'bal bis in die Formulierungen, ja bis in den Tonfall nachahmte. »… mein Lehrer sagt, es gäbe nicht einmal mehr fünfzigtausend von ihnen auf dem Rotgrund. Vor allem aber wollen sie nicht kämpfen, sie sind friedlich. Man sagt, das liege daran, dass sie kein Fleisch essen. Ihre Tandrumdrüse ist verkümmert und sondert kaum noch Sekret ab. Vielleicht sind sie deswegen auch kleiner als wir und die Patrydree. Aber ihre Geister, die sind groß und stark…«
    Was heißt das?
    Nur noch wenige hundert Längen bis zum Kamm. Gilam'esh lief schneller. Milchiges Grau und Rot sickerte inzwischen in das Schwarz des Himmels.
    Die Fragen der Stimme in seinem Kopf machten ihn nachdenklich. Wie konnte es sein, dass jemand weder die Ikairydree noch die Patrydree kannte? Sollte die Stimme namens Maddrax am Ende doch aus dem Weltall gestürzt sein?
    Es gab Dichter und Sänger unter den Ditrydree, die von solch aberwitzigen Ereignissen zu erzählen und zu singen wussten.
    »Das heißt, dass wir viel von ihnen lernen. Manche der Ältesten behaupten sogar, ohne die Ikairydree wären wir Ditrydree nicht die, die wir sind. Auch mein Lehrer Kazar'bal bewundert sie, weil sie lieber denken und forschen, statt zu kämpfen. Und wegen ihrer ›Drei Hohen Ziele‹.«
    Drei hohe Ziele?
    Der Maddrax-Geist stammte tatsächlich aus einer fremden Welt. Jedes Kind auf dem Rotgrund kannte die Drei Hohen Ziele der Ikairydree, sogar die Patrydree. »Sie lauten: Den Rotgrund erkennen, mit dem Rotgrund eins werden und den Rotgrund bewahren. Alles, was die Ikairydree tun, ordnen sie diesen Drei Hohen Zielen unter.«
    Die Stimme schwieg. War ihre Neugier fürs Erste gestillt?
    Seine eigene Neugier dagegen war geweckt. Tausend Fragen hatte er an den Geist in seinem Kopf. Zugleich aber fürchtete er sich vor den Antworten. Und die Furcht war stärker als die Neugier. Nein, allzu viel wollte er gar nicht wissen von diesem unheimlichen Wesen, das ihn sogar zu Fall bringen konnte, wenn es wollte.
    Er erreichte den Bergkamm. Die abschüssigen Hänge zum nächsten Tal hin waren teilweise bewaldet. Wie riesige schwarze Flossenkämme ragten die Wipfelketten in den grauen Himmel des Lichtbeginns. Dunstschleier hingen in ihnen.
    Vermutlich hatte die Rotte der Patrydree den Weg durch den Wald gewählt, denn nirgendwo mehr konnte Gilam'esh Fackelschein entdecken. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich an niedergetretenem Gras und Fußabdrücken im weichen Boden zu orientieren, um ihre Spur zu finden. Suchend ging er über den Kamm.
    Der Leuchtschwarm seiner Sharyllen-Führer schwirrte an einer Stelle über dem Gras, von der aus tatsächlich eine Bresche bergab führte. Als Gilam'esh näher trat, senkten sich die Sharyllen bis dicht über den Boden. Im Licht ihrer Leuchtkörperchen sah Gilam'esh etwas Helles liegen. Er kniete sich nieder und griff danach

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