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167 - Tor in die Vergangenheit

167 - Tor in die Vergangenheit

Titel: 167 - Tor in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Willst du an deiner Dummheit krepieren? Mit was willst du denn kämpfen? Mit dieser primitiven Mistgabel etwa? Überhaupt – warum hast du keine vernünftigen Waffen dabei?
    »Ich bin Kandidat für die Reifeprüfung«, flüsterte der junge Hydree. »Ein Kandidat trägt nur die Waffen der Vorväter.«
    Drax hatte eine vage Ahnung, wovon der andere sprach.
    Den einen oder anderen Gedankenfetzen über die so genannte Reifeprüfung hatte er bereits aus Gilam'eshs Bewusstsein erhascht. Später würde er mehr erfahren – falls es ein Später gab. Jetzt war keine Zeit für solche Nebensächlichkeiten, jetzt ging es um das Leben des Jungen. Dass es nur ein virtuelles Leben war, das er hier miterlebte, glaubte er zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr. Wie auch immer, dachte Matthew Drax, mit dieser Mistgabel wirst du nichts ausrichten. Selbst wenn du Poseidon persönlich wärst…
    »Ich habe noch meinen Verstand, Maddrax«, sagte Gilam'esh gurgelnd. »Und ich habe dich. Du wirst mir helfen…«
    Matt war so perplex, dass ihm nicht gleich eine Antwort einfiel. Plötzlich merkte er, dass einige der nackten Klagesänger in ihre Richtung schauten.
    »Ich habe ihnen gesagt, dass ich hier bin«, flüsterte Gilam'esh. »Siehst du den Haufen mit den Expeditionsanzügen und den Kombactern der Ikairydree?«
    Kleider sehe ich, was Kombacter sind, weiß ich nicht. Sag den Gefangenen, sie sollen um Gottes willen woanders hinschauen!
    Prompt drehten sich am Ufer unter den Gefangenen einige Köpfe zum dämmrigen Himmel oder senkten sich zu Boden.
    Gilam'esh erklärte Drax, was er sich unter einem Kombacter vorzustellen hatte.
    Matthew verstand, dass es ein Kombinationswerkzeug auf bionetischer Basis war. Unter anderem, und das schien dem jungen Hydree wichtig zu sein, konnte man damit hochkonzentrierte Energieladungen verschießen.
    »Ich habe Angst, Maddrax«, flüsterte Gilam'esh. »Ich habe noch nie gegen diese wilden Patrydree gekämpft. Heute werde ich es zum ersten Mal tun…« Sein Unterkiefer begann zu zittern. »Wenn es ganz schlimm kommt, übernimm du meinen Körper, Maddrax. Du kannst kämpfen, ich weiß es. Und nun muss ich mich konzentrieren…«
    Der Hydree schloss die Augen und senkte den Kopf. Sein Geist zog sich zusammen und wurde hart wie Kristall. Matt versuchte vergeblich an ihn heranzukommen, und auch jeder Anlauf, die Kontrolle über den fremden Körper zu gewinnen, blieb chancenlos. Gilam'esh war ein trotziger junger Bursche.
    Drax gab es auf.
    Der Hydree begann seltsame Laute auszustoßen: Er knarrte und rülpste und fauchte und piepste. Am Ufer schwoll der Gesang der Ikairydree an. Die vier Wächter stapften laut plappernd zu den Gefangenen, um die beiden Opfer der nächsten Schlachtung abzuholen…
    ***
    Sie traten nach den Gefangenen, trampelten über sie hinweg und knurrten böse nach links und rechts. Der Gesang der Silberschuppigen missfiel ihnen. Einigen schlugen sie mit den Armflossen ins Gesicht. Aus der Mitte der Gefesselten holten sie zwei Verletzte. Einem klaffte eine tiefe Wunde in der Brust, dem zweiten hatte ein Axthieb einen Arm abgetrennt. Beide stöhnten auf vor Schmerzen, als ihre Peiniger sie über die Leiber ihrer Leidensgefährten hinweg aus dem Kreis der Gefangenen zerrten.
    Bis an den Grund des Sees hatte der junge Kandidat seine Gedanken geschickt, bis in das Gras und Gestrüpp am Südufer, bis hinauf in die Wolken. Er lockte, er befahl, er zirpte und pfiff – bis er wusste, dass man ihn gehört hatte.
    Gilam'esh öffnete die Augen und blickte zwischen zwei Felsen hindurch über die Wasseroberfläche. Etwas schwamm knapp unter ihr und schob sanfte, kaum sichtbare Wellen vor sich her; etwas Dünnes, Schwarzes. Es war nicht viel länger als sein Unterarm und nicht viel dicker als sein Daumen.
    Der vielstimmige Gesang der Gefangenen schwoll weiter an. Einige der Gefesselten hatten sich auf den Knien aufgerichtet. Die Köpfe in die Nacken gelegt, sangen sie den Himmel an, als hätten sie darüber die Schöpfer selbst entdeckt.
    Eine tiefe Ruhe erfüllte Gilam'esh nun. Er dachte an den Moment, als er seinen Dreispieß in den Hals des Dickzahn-Wulrochs gestoßen hatte. Ungeahnte Kräfte wohnten in ihm, die er nur entfesseln musste. Aus starren Augen fixierte er die vier Patrydree, die ihre nächsten Opfer von den zehn Gefangenen weg zu den Schlachtsteinen schleppten. Der nackte Hüne dort griff nach der Axt und schulterte sie. Etwas Schwarzes, Dünnes schoss durch das seichte Uferwasser und

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