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1670 - Der Psychonauten-Gott

1670 - Der Psychonauten-Gott

Titel: 1670 - Der Psychonauten-Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geholfen.
    An die Glotze dachten sie nicht. Die blieb ausgeschaltet. Dafür sahen sie am Himmel den Mond, der dort wie eine Sichel hing und eine kalte gelbe Farbe zeigte. Den Käse schafften sie nicht, aber der Wein schaffte sie. Beide gähnten zugleich, lachten danach und waren der Meinung, dass das Schlafzimmer schon lockte.
    »Wie spät ist es denn?«, fragte Harry.
    »Heute ist morgen.«
    »Oh, dann sollten wir uns in eine andere Position begeben, schlage ich vor.«
    »Nichts dagegen.«
    Beide machten sich auf den Weg zum Schlafzimmer. Sie mussten dabei am Bad vorbei. Von ihm aus konnten sie ebenfalls ins Schlafzimmer gehen.
    »Geh du zuerst ins Bad, Harry?«
    »Okay.« Er küsste Dagmar. »Und was passiert dann?«
    »Werde ich das Bad betreten.«
    Er küsste sie erneut. »Es gibt auch ein weiteres Danach.«
    »Lass dich überraschen.«
    »Immer.«
    Sie trennten sich. Dagmar betrat das Schlafzimmer. Sie fühlte sich auf eine bestimmte Weise selig. Das lag am Wein, der ihre Gefühle angeheizt hatte. Eigentlich hätte sie sich auf die nächsten Stunden freuen können, was sie bestimmt auch vorgehabt hatte, aber da steckte etwas in ihr, das ihr gar nicht gefiel. Es war ein Gefühl, das sie sich nicht erklären konnte. Etwas Fremdes steckte in ihr. Etwas, das sie trotzdem lockte. Dagmar Hansen schob es dem genossenen Wein zu, als sie anfing, sich zu entkleiden. Aus dem Bad hörte sie das Rauschen des Wassers. Sie trug nur den Slip, als sie den dünnen Morgenmantel überstreifte, um ins Bad zu gehen, das Harry soeben verließ. Über das Doppelbett hinweg lächelte er sie an. »Jetzt bist du an der Reihe. Aber lass dir nicht zu viel Zeit.«
    Sie musste lachen, als sie sah, dass Harry nackt war. »Nein, keine Sorge.«
    Harry legte sich schon ins Bett. Eine Lampe auf dem Nachttisch gab nur ein schwaches Licht ab. Genau das gefiel den beiden. Niemand von ihnen brauchte eine strahlende Helligkeit, und Harry dachte daran, wie selten Tage wie dieser waren. Auch Dagmar war berufstätig. Sie arbeitete beim BKA, jedoch in einer Schreibtischposition. Nach draußen führte sie ein Fall nur selten, das war bei Harry anders, auch wenn es in der letzten Zeit ruhiger geworden war. Dagmar hatte das Bad betreten und die Tür hinter sich geschlossen. Es war ausgestattet mit einer breiten Wanne und einer großen Dusche, in der sich zwei Personen vergnügen konnten, was sie auch hin und wieder taten.
    In dieser Nacht nicht. Dagmar merkte schon, dass sie ein wenig viel getrunken hatte. Sie öffnete das Fenster spaltbreit und ließ frische Luft in den Raum. Durch den großen Spiegel an der Wand wirkte das Bad noch geräumiger. Dagmar schaute sich darin an und lächelte sich selbst zu. Dass ihr Lächeln dabei etwas verklärt wirkte, sah sie schon, und auch die Augen hatten nicht mehr den normal klaren Blick.
    »Du - du - musst dich zusammenreißen, Mädchen«, sagte sie und wollte den dünnen Morgenrock abstreifen. Sie fühlte sich irgendwie nicht besonders und hatte vor, kurz unter die Dusche zu springen, was auch Harry zuvor getan hatte. Dazu kam sie nicht mehr.
    Etwas lenkte sie ab.
    Es geschah genau vor ihr, und zwar direkt in der Spiegelmitte. Dort kam es zu einer ungewöhnlichen Veränderung. Die glatte Fläche verschwand, und aus einer Tiefe, die es eigentlich nicht geben konnte, tauchte etwas auf.
    Ein Gesicht?
    Dagmar hielt den Atem an. Sie musste abwarten, ob sich der Vorgang intensivierte, und ihre Augen wurden groß, als dies tatsächlich geschah.
    War es ein Gesicht? Oder war es eine Täuschung?
    Dagmar stand ganz still. Sie hielt die Lippen zusammengepresst und atmete nur durch die Nase, und so erlebte sie die Veränderung des Gesichts, denn es wurde zu einer Maske. Sie sah es deshalb als eine solche an, weil es völlig starr war. Zwei Augen, eine Nase, ein Mund, aber keine normale Haut. Sie sah das Gebilde mehr als eine Metallfratze an, die an der linken Seite golden schimmerte, an der rechten allerdings eine bräunliche Farbe aufwies.
    Sie sah die hohe Stirn, und sie bekam mit, dass sich in dieser ebenfalls vorhandenen Starre etwas veränderte. Es sah so aus, als hätte die Stirn ein Loch bekommen. Es hatte eine ovale Form, denn es war gekippt.
    Gelbe, schwarze und grüne Farben bildeten Kreise um das dunkle Loch in der Mitte. Dagmar Hansen hatte sich nicht bewegt und nur auf das Gesicht gestarrt. In ihrem Kopf bewegten sich die Gedanken, und ein Begriff schälte sich immer stärker hervor. Was sie dort auf der Stirn sah, war

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