1672 - Ennox-Jagd
noch keine dreißig Stunden verstrichen waren.
Danach dauerte es nicht einmal eine Minute, bis das Gesicht der Ennox-Frau auf dem Monitor erschien. Es wirkte entspannt.
Auf den ersten Blick erkannte Adams, daß Zitha sich von einer großen Last befreit fühlte. Er ahnte, warum das so war. „Ich danke dir", eröffnete sie das Gespräch. „Jetzt werden keine Kinder mehr getötet."
„Passuba hat sich selbst gerichtet", versetzte der Terraner. „Ich hätte ihn gern in seine Heimat zurückgebracht, aber diese Gelegenheit hat er mir nicht gegeben."
„Ich weiß", nickte sie. „Inzwischen haben wir geklärt, was das Rätsel von Mystery war", fuhr er fort. „Du hast immer behauptet, daß Mystery die Heimatwelt der Ennox ist."
„Und das stimmt auch!"
„Ich weiß", lächelte er. „Wir haben eure Kinder gefunden. Sie zeigen sich als irrlichternde Energieerscheinungen."
Zitha war keineswegs überrascht. Sie erwiderte das Lächeln. „Da Mystery eure Heimatwelt ist, wir hier aber keinem einzigen Ennox begegnet sind, lag die Vermutung nahe, daß die Ennox hier nicht in menschlicher Gestalt auftreten, sondern eine andere Erscheinungsform haben", ergänzte Adams freundlich. Das Lächeln Zithas vertiefte sich. „Ihr habt aber lange gebraucht, bis ihr die Wahrheit erkannt habt", antwortete sie. „Nun wißt ihr endlich, was ihr wissen wolltet, nun laßt es gut sein."
Doch mit diesem Wunsch war sie an den Falschen geraten! „Wir haben einen Punkt erreicht, an dem wir einen Teil des Rätsels gelöst haben", entgegnete Adams kühl. „Wir haben ein Teilwissen errungen, aber wir wissen noch längst nicht alles."
„Was willst du denn noch?" fragte sie. Nun machte sie wiederum einen unruhigen Eindruck. „Wir wollen alles über die Ennox wissen", forderte er. „Wozu?" Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „So sind wir Terraner nun mal." Homer G. Adams saß ruhig und entspannt in seinem Sessel. Er wußte, daß er auf dem richtigen Weg war. „Es ist besser, du findest dich endlich damit ab."
Die Ennox-Frau nickte versonnen. Wiederum änderte sich der Ausdruck ihrer Augen.
So etwas wie Verstehen zeichnete sich darin ab.
Der Chef der Kosmischen Hanse wartete, und dabei ließ er sie nicht aus den Augen.
Er meinte, in ihrem Gesicht wie in einem Buch lesen zu können. Seine Argumente zeigten Wirkung, und seine Hartnäckigkeit überzeugte sie wohl davon, daß es wenig erfolgversprechend war, ihm noch länger Widerstand zu leisten. „Also gut", lenkte sie ein, nachdem sie einige Minuten lang geschwiegen hatte. „Ich werde sehen, was ich tun kann."
„Du könntest vor allem etwas konkreter werden", schlug der Hanse-Chef vor.
Wiederum gab Zitha nach. „Ich werde eine kompetente Gruppe von Ennox zur QUEEN LIBERTY schicken", versprach sie. „Sie soll euch in das Geheimnis meines Volkes einweihen, das wir so lange hüten konnten, bis ihr aufdringlichen und in eurem Wissensdrang so schrecklichen Galaktiker nach Mystery gekommen seid."
„Na, das ist doch was!" lobte Homer G. Adams mit sanftem Spott. Er war froh über das Versprechen.
Zitha schien noch etwas sagen zu wollen, entschied sich dann jedoch anders.
Sie nickte dem Terraner freundlich zu, und ihr Gesicht verschwand aus dem holographischen Würfel des Monitors.
Dafür erschien das klassisch schöne Gesicht der Kommandantin Serena. Die graugrünen Augen blickten Adams an, und ein Lächeln schwebte auf ihren Lippen. „Ich kann wohl davon ausgehen, daß du zur QUEEN LIBERTY zurückkommst", sagte sie. „Genau das habe ich vor", erwiderte er. „Wir starten in wenigen Minuten."
„Ich habe eine interessante Nachricht für dich", bemerkte sie. „Ronald Tekener hat sich über Hyperfunk angekündigt. Er wird mit der LEPSO kommen."
„Danke", antwortete Adams. „Wir werden uns viel zu erzählen haben - wenn ich erst einmal ausgeschlafen habe."
ENDE
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