1675 - Der Kopfjäger
sich?«
Shaos Stimme schnappte fast über, was der Superintendent verstehen konnte. »Ich kann es Ihnen nicht sagen, Shao, und…«
»Aber die beiden wissen es doch. Warum nicht Sie?«
»Ob es die beiden genau gewusst haben, weiß ich auch nicht.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Kann ich mir gut vorstellen. Es ist auch nicht leicht, aber denken Sie bitte daran, welche Kräfte in Glenda Perkins wohnen. Dann sind Sie der Lösung schon sehr nahe.«
Shao gab einen Laut von sich, der undefinierbar war. Sekunden danach hatte sie sich wieder gefangen.
»Mein Gott«, flüsterte sie, »darin hat sie es gewagt und…«
»Ja, das hat sie.«
Shao stöhnte auf. Es hatte ihr die Sprache verschlagen. Sir James konnte sich gut in ihre Lage versetzen. Er sagte zunächst mal nichts und wartete ab, bis sich Sukos Partnerin wieder gefangen hatte, was etwas dauerte.
»Meinen Sie denn, dass sie es schaffen?« Shao hatte Mühe, ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu geben.
»Ich denke es.« Sir James räusperte sich. »Sie haben bisher alles geschafft, was sie sich vorgenommen haben. Da kann ich Ihnen schon Hoffnung machen.«
»Ja, das denke ich jetzt auch. Mein Gott, wenn Suko etwas passieren sollte…«
»Bitte, denken Sie nicht so pessimistisch. Glenda wird dafür sorgen, dass es klappt.«
»Und wo könnte er dann sein?«, flüsterte sie.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
So leicht gab sich Shao nicht zufrieden. »Haben Sie denn keine Idee? Oder einen Verdacht?«
»Nein. Wir wissen zu wenig. Und doch gehe ich davon aus, dass sie nicht weit von London entfernt sind. Ich habe keine Beweise dafür…«
»Ein Gefühl, Sir?«
»Ja, aber es ist neutral, da bin ich ehrlich.«
Sie stöhnte leise auf. »Das bringt mich auch nicht weiter. Ich muss mich damit abfinden.« Sie stieß einen Zischlaut aus. »Dabei habe ich gesagt, dass ich dabei sein will, verstehen Sie? Ich habe fest damit gerechnet, dass dies auch so eintreffen wird. Aber da habe ich mich wohl geirrt.«
»Bitte, Shao, Sie sollten jetzt versuchen, die Nerven zu bewahren. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan, aber einen anderen Ratschlag kann ich Ihnen nicht geben.«
»Ja, Sir, das weiß ich. Und ich bedanke mich, dass Sie alles versucht haben.«
»Und ich verspreche Ihnen, dass ich sofort Bescheid geben werde, wenn ich etwas gehört habe.«
»Danke.« Mehr konnte und wollte Shao nicht sagen. Sie legte auf und Sir James stellte den Apparat ebenfalls zurück.
Er schüttelte den Kopf und holte erneut sein Tuch aus der Innentasche. Wieder musste er sich den Schweiß von der Stirn wischen. Der Telefonanruf hatte ihn angestrengt. Es war ein Tag, an dem alles falsch gelaufen war, auch für ihn. Und so konnte er nur hoffen, dass es noch zu einem glücklichen Ende kam…
***
Der Neue war darauf programmiert, Suko zu töten. Und er tat alles, um dies in die Tat umzusetzen. Er schlug zu. Die Machete raste von oben nach unten, änderte dann die Schlagrichtung, sodass der Stahl auf Sukos Hals zuraste. Damit hatte der Inspektor gerechnet. Im letzten Augenblick fiel er in sich zusammen wie ein Luftballon, dem die Luft entwichen war. Die Machetenklinge fegte über seinen Kopf hinweg. Suko spürte noch den Luftstrom und sah dann den Körper des anderen dicht neben sich, weil der seinen Schwung nicht mehr hatte ausgleichen können. Suko nutzte die Gelegenheit und schlug zu. Beide Fäuste rammte er in die Masse, die sich Haut nannte.
Der Angreifer taumelte. Er hielt sich jedoch auf den Beinen. Er wankte zurück, dann zur Seite, aber er dachte nicht mehr daran, noch einmal zuzuschlagen. Er musste sich erst fangen.
Suko wäre ihm längst gefolgt, hätte es die beiden Bewaffneten nicht gegeben, die alles unter Kontrolle hielten. Er wusste nicht, wie sie reagieren würden, und warf ihnen einen schnellen Blick zu, der ihnen auch nicht entging.
Sie lachten. Sie hatten ihren Spaß und sie nickten Suko zu. Und dann hörte er Sätze, mit denen er nicht gerechnet hatte.
»Ja, so haben wir uns das gedacht, Inspektor. Wir wissen ja, dass Sie kämpfen können. Dass Sie gut sind und schon manchen Gegner zur Hölle geschickt haben…«
Suko reagierte nicht. Stattdessen kümmerte er sich wieder um den Neuen, der sein Ziel nicht erreicht, sich aber gefangen hatte: Nach einer Drehung war er in der Lage, sich abermals auf seinen Gegner zu konzentrieren, und den Griff der Machete hielt er jetzt mit beiden Händen fest, um noch mehr Wucht in seine Schläge zu legen. Er kam
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