1675 - Der Kopfjäger
nichts, das sollte dir klar sein.«
»Ihr schießt gern Menschen in den Rücken, wie?«
»Nur wenn es sich nicht vermeiden lässt. Aber erst schauen wir ein wenig zu. Ich denke, dass du dich nicht einfach aufgibst.«
»Wer weiß das schon.«
»Dann enttäuschst du uns!«
»Spielt das noch eine Rolle?«
»Wir werden sehen.«
Erneut mischte sich der zweite Typ ein. »Los, geh endlich vor und tu deine Pflicht.«
Damit war die Kreatur gemeint. Ein Wesen ohne eigenen Willen, das immer das tat, was man ihr sagte.
Suko hatte seinen Gegner nicht aus den Augen gelassen. Noch stand er zu weit weg, um den tödlichen Schlag ansetzen zu können, aber das änderte sich in den nächsten Sekunden.
Er ging auf Suko zu. Das Grinsen blieb in seinem Gesicht. Es sah aus wie festgenäht. Er schwang seine Waffe. Die Machete glitt nach vorn auf Suko zu, dann wieder zurück, und es sah so aus, als müsste der andere erst noch den richtigen Rhythmus finden. Er kam noch näher.
Und in der Bewegung riss er seinen rechten Arm hoch. Er schrie auf und schwang die Machete wie einen Propeller über seinem Kopf, um einen Moment später die Klinge auf Suko niedersausen zu lassen…
***
Wir schauten uns, an.
Glendas Gesicht war nicht weit von mir entfernt. Es war starr geworden, beinahe ohne Leben, aber in den Augen sah ich den starken Willen, der sich durch einen bestimmten Glanz manifestiert hatte.
Sie wollte es, sie würde es schaffen.
Auch weiterhin hielten wir uns an den Händen fest. Ob sich bei meinen etwas änderte, wusste ich nicht, aber es tat sich etwas bei Glendas Händen. Ich spürte, dass sie wärmer wurden.
Auch das Gesicht nahm eine leichte Röte an. Beide sprachen wir nicht. Ich würde mich hüten, Glendas Konzentration auch nur durch ein Wort zu stören. Sie hielt den Mund geschlossen. Die Lippen lagen aufeinander gepresst. Der Atem wurde durch die Nase eingesaugt und auch wieder ausgestoßen. Noch hatte sich nichts getan, aber ich kannte die Vorzeichen. Wenn Glenda auf dem sicheren Weg war, dann bekam ich das auch zu sehen, denn sie würde vor meinen Augen verschwinden und auch ich würde dann in diesen Strudel geraten. Noch spürte ich nur ihre Wärme, die auch in meine Hände überging. Es war so etwas wie ein Vorbote, dass Glenda bald so weit war.
Darm passierte es.
Ich sah sie noch, aber ich sah sie nicht mehr so klar. Vom Kopf bis zu den Füßen fing sie an zu zittern. Gleichzeitig veränderte sich auch der Hintergrund. Die Wände, die uns umgeben, warfen plötzlich Wellen. Sie sahen aus wie Wasserflächen, in die man Steine hineingeworfen hatte.
Nichts blieb, wie es war. Und die Wellen nahmen zu. Sie kamen auf mich zu, als wollten sie mich einfach wegspülen, was auch im übertragenen Sinne geschah. Ich fühlte mich plötzlich so leicht, schwebte in einem völlig anderen Raum, und wenig später hatte ich das Gefühl, als würde ich mich auflösen. Ich war nicht mehr da, nicht mehr als Person, es gab keinen Körper mehr, es gab nur den Geist und die Hoffnung, dass sich Geist und Körper an einem anderen Ort wieder finden würden…
***
Es kam eigentlich nie vor, dass sich Sir James Powell Gedanken darüber machte, seinen Job hinzuschmeißen. Er liebte ihn. Er hatte in den Jahren hier etwas aufgebaut und sich und seiner kleinen Abteilung Respekt verschafft. Das war nun vorbei. Zumindest kam ihm der Gedanke. Er fühlte sich wie jemand, den man nicht mehr haben wollte und dem der Stuhl vor die Tür gesetzt worden war. Dieser Anruf hatte sein Grundvertrauen in die Organisation des Yards erschüttert. Er hatte so manchen Strauß mit vorgesetzten Dienststellen ausgefochten, aber man hatte ihm nie Ketten angelegt und an seiner Kompetenz gezweifelt. Das war jetzt anders geworden. Er kam nicht darüber hinweg. Es war unerhört, ihn einfach zur Seite zu schieben. Zwar ging es weiter, aber nicht in diesem Fall. Da spielte sich etwas ab, bei dem Stellen mitmischten, die sich normalerweise nicht offen vorwagten. Er wusste es nicht genau, aber er ging davon aus, dass hier ein Geheimdienst seine Macht ausgespielt hatte.
Sir James dachte dabei weniger an den Secret Service, in seinem Kopf entstand das Bild eines militärischen Geheimdienstes, der unbedingt etwas vertuschen wollte und dabei über Leichen ging, auch wenn es die eines verdienten Yard-Beamten war. Der Superintendent war wütend und ratlos zugleich. Er wusste nicht mehr weiter. Er hatte keine Ahnung, an wen er sich wenden sollte. Seine Freunde aus dem Klub,
Weitere Kostenlose Bücher