1675 - Der Kopfjäger
werden.«
»Da wird sich die andere Seite freuen.«
Meine Gedanken drehten sich um den Van. Es war ein Fahrzeug, in dem nicht nur zwei Menschen Platz hatten. Damit konnten durchaus mehrere transportiert werden, und so mussten wir uns darauf einstellen, es mit einigen Gegnern zu tun zu haben. Ich spürte schon ein leichtes Magendrücken, als wir den Rest der Strecke zurücklegten. Zu hören war nichts. Keine Stimmen erreichten uns. Einzig und allein die Natur umgab uns, wobei wir das Zwitschern der Vogel hörten.
Wir erreichten die ersten Bäume. Zwei Stämme gaben uns Deckung. Von hier war auch der Weg zu sehen, der auf die Haustür zuführte, die geschlossen war.
»Das sieht nicht gut aus«, bemerkte ich.
Glenda nickte. »Ich spiele mit einem bestimmten Gedanken.«
»Ja, ich kann mir denken, was du willst.«
»Es ist zumindest einen Versuch wert. Wir könnten uns ins Haus beamen.«
So recht überzeugend hatte sie nicht geklungen und ich hakte sofort nach. »Ich weiß, dass es dich viel Kraft kostet. Bist du denn in der Lage, es noch mal durchzuführen?«
»Das muss ich versuchen.«
»Nein, wir gehen anders vor.«
»Und wie?«
»Wir müssen uns die Zeit nehmen und uns die Rückseite anschauen, erst dann können wir eine Entscheidung treffen.«
Ich wollte schon los, aber Glenda hielt mich zurück. »Ich weiß nicht, ob wir schon entdeckt worden sind, aber es wäre nicht ungewöhnlich.«
»Warum?«
»Es gibt zwei Kameras.«
Damit hatte ich nicht gerechnet. Zumindest nicht bei einem Haus in dieser Lage. Wer hier Überwachungskameras einsetzt, der musste etwas zu verbergen haben.
»Was machen wir?«
Glenda runzelte die Stirn. »Wir müssen auf das zurückgreifen, was ich dir vorhin vorgeschlagen habe.«
Ich blies die Luft aus. Begeistert war ich nicht. Aber da war nichts zu machen. Wir konnten nicht hier draußen stehen bleiben und bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten. Es ging jetzt um Suko, der sich bestimmt hinter den Mauern aufhielt. Wir hofften, noch nicht von den Kameras erfasst worden zu sein. Darauf verlassen konnten wir uns nicht. Bevor ich noch weitere Möglichkeiten in Betracht ziehen konnte, streckte mir Glenda bereits ihre Hände entgegen.
»Du kennst das Spiel.«
Ich fasste sie an.
Wie ein Liebespaar standen wir zwischen den Bäumen. Nur traf das leider nicht zu. Es konnte für uns auch der Absprung in eine Hölle werden…
***
Der anrennende Kopfjäger stoppte mitten in der Bewegung, als hätte ihn eine gewaltige Faust zurückgeschlagen.
Suko blieben fünf Sekunden Zeit!
Es war nicht viel, das wusste er. In zahlreichen Situationen hatte er sich schon auf diese Weise durchschlagen müssen und er hatte es gelernt, die Zeitspanne zu nutzen, auch wenn sie noch so kurz war. Es musste auf das Wichtige setzen und dabei schnell und präzise vorgehen.
So wie jetzt!
Der Kopfjäger war für ihn im Moment die wichtigste Person. Er versperrte den Weg zur Tür, wo die beiden Bewacher starr wie Zinnsoldaten standen. Suko schnellte hoch. Er packte den rechten Arm des Neuen, drehte das Gelenk und entriss ihm die Machete. Dann schleuderte er den Kopfjäger zu Boden. Suko kümmerte sich nicht darum, wie viel Zeit verstrichen war. Das hätte ihn nur abgelenkt. Er besaß jetzt eine Waffe. Mit ihr huschte er auf die Tür zu.
Suko schaffte es leider nicht, die beiden Männer zur Seite zu räumen, denn plötzlich war die Zeit des Stillstands vorbei.
Die Männer waren wieder kampfbereit. Das hätten sie auch sofort getan, wenn sie nicht das Problem mit der Überraschung gehabt hätten, denn sie konnten im ersten Moment nicht begreifen, dass es zu einer Veränderung gekommen war. Ziemlich dumm schauten sie aus der Wäsche, sahen Suko vor sich erscheinen - und mussten nur die Finger krümmen, um auf ihn zu schießen.
Der Inspektor war schneller. Das heißt, seine Machete war es, denn mit ihr schlug er zu. Der blanke Stahl bohrte sich in die rechte Schulter des ersten Aufpassers. Blut spritze, der Mann taumelte zurück, brachte seinen Kumpan durch einen Stoß aus dem Gleichgewicht, sodass dessen Kugel Suko verfehlte und in die Decke schlug. Der Inspektor stieß dem Unverletzten die Faust in den Leib. Da sackte der Mann zusammen, taumelte aber durch die Tür in den Gang hinein und war nicht so angeschlagen, als dass er nicht hätte schießen können.
Suko huschte im letzten Moment zur Seite. Wieder verfehlte ihn das Geschoss, und er wünschte sich seine Beretta zurück. Seine Lage war nicht besonders.
Weitere Kostenlose Bücher