1675 - Der Kopfjäger
näher.
Knurrlaute entwichen dem schmallippigen Mund, der stets geschlossen aussah, obwohl er offen stand. Die Augen funkelten und das dritte Auge bewegte sich ebenfalls. Wahrscheinlich empfing er gewisse Befehle.
Suko ließ ihn kommen. Etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Er konnte nicht vorausschauend handeln, denn er besaß keine Waffe. An seine Dämonenpeitsche glaubte er nicht, denn er hatte keinen Dämon vor sich, sondern einen genetisch veränderten Menschen.
Ohne eine Vorwarnung sprang der Neue nach vorn. Er rechnete damit, dass Suko auswich, der aber blieb stehen, weil er die Entfernung genau eingeschätzt hatte. Der Schlag war eine Finte. Der Neue zog die Waffe sofort wieder zurück und glitt zur Seite. Er steckte voller Energie. Er würde wahrscheinlich ewig weiterkämpfen können, aber so weit wollte Suko es nicht kommen lassen.
Diesmal griff er an. Zwei Schritte sprang er vor. Die Waffe des Veränderten zuckte hoch, aber Suko hatte sich bereits zur Seite gedreht und der Schlag glitt ins Leere. Im Moment war der Neue abgelenkt. Er riss die Machete zwar wieder hoch, aber da war Suko dicht bei ihm. Er gelangte in seinen Rücken, packte ihn an den Schultern und wuchtete ihn herum. Ein Tritt beförderte ihn in Richtung Tür. Das war kein Zufall, das hatte Suko sich so ausgerechnet. Er wollte seine beiden Bewacher durcheinanderbringen. Sie sollten sich um den Veränderten kümmern, was auch passierte. Er hielt sich an ihnen fest, sie klammerten ebenfalls, und einer stieß einen wilden Fluch aus. Den Grund sah Suko eine Sekunde später, denn aus der Stirnwunde des Mannes rann Blut.
Da war er von der Machete getroffen worden.
Der Mann schoss nicht, aber er handelte blitzschnell. Diesmal flog der Neue auf Suko zu, denn der Killer hatte einen Fuß gegen den Rücken des Kopfjägers gerammt, sodass dieser von ihm weg taumelte.
Alles ging rasend schnell. Suko konnte zwar ausweichen, aber knickte zur rechten Seite hinweg, fiel noch nicht, stolperte geduckt weiter und prallte gegen die Wand. Das war sein Pech.
Er befand sich dicht über dem Boden und fiel jetzt ganz hin. In Sekundenbruchteilen schössen ihm die wildesten Gedanken durch den Kopf, die sich in einem Satz zusammenfassen ließ.
Auf dem Boden bist du wehrlos!
Da war die Wand, gegen die er geprallt war.
Er konnte sich nicht so schnell aufrichten, rollte sich zur Seite und sah, wie der Neue auf ihn zustürmte. Er hatte seine Machete angehoben. Jetzt kam es ihm nicht darauf an, nur den Kopf zu treffen, er wollte die Klinge in Sukos Körper rammen und würde sich, wenn sein Gegner tot am Boden lag, auch dessen Kopf holen. Das war Suko klar. Normal hatte er keine Chance mehr, sein Leben zu retten. Aber auch wenn man ihm die Beretta abgenommen hatte, wehrlos war er trotzdem nicht. In seiner Innentasche steckte der Stab. Das Erbe des großen Buddha, ein mit Magie gefüllter Gegenstand, der so harmlos aussah, es aber in sich hatte. Für Sekunden konnte Suko, wenn er ein bestimmtes Wort rief, die Zeit anhalten. Der Kopfjäger rannte auf ihn zu. Aus seinem Mund wehten Töne, die sich fast schluchzend anhörten, aber so etwas wie Freude ausdrücken sollten. Er stand so dicht vor seinem Ziel, und auch die beiden Aufpasser an der Tür glaubten nicht mehr an eine Wende.
Sukos Hand war in die Innentasche gerutscht. Dort berührte er den schmalen Stab. Er rief das magische Wort.
»Topar!«
Und danach wurde alles anders!
***
Ich lebte, ich existierte noch. Ich war nicht mehr nur Geist, sondern auch Körper. Beides hatte sich wieder zusammengefunden und so war ich die normale Person, nur befand ich mich nicht mehr in Glendas Büro, sondern woanders. Auch Glenda hatte diese Reise überstanden, denn ich spürte sie neben mir. Unsere Hände hielten sich noch umklammert. Es tat gut, wieder normal Luft holen zu können. Noch lag ein leichter Druck in meinen Ohren, der aber recht schnell wieder verschwand.
»Wir sind da, John!«
Da mochte Glenda recht haben. Nur war mir im Moment nicht bewusst, wo wir uns befanden, denn der erste Rundblick zeigte mir an, dass ich die Gegend nicht kannte. Keinesfalls befanden wir uns in der Stadt, sondern in einer ländlichen Umgebung. Ein paar Schritte entfernt verlief eine Straße, die sich als Serpentine durch eine Landschaft schlängelte, in der die blühenden Rapsfelder auffielen, die sich zwischen grünen Wiesenstücken ausbreiteten.
Ich stellte eine Frage, die mir auf dem Herzen lag. »Glaubst du, dass wir hier richtig
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