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1677 - Durchgang zur Spiegelwelt

Titel: 1677 - Durchgang zur Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Welt jenseits der Ränder bestand aus unendlich vielen verschiedenen Orten, aus allen Stellen im Universum, die es gab. Mit jedem Schritt, den sie zaghaft über die Brücke wagte, zog sie von den Sternen und Schwarzen Löchern, von den Welten und Asteroiden einen weißen Vorhang weg. Zum erstenmal, seit sie in ihrer linken Schulter den Aktivatorchip trug, fühlte sich Nadja Vandemar wie eine Unsterbliche. Sie wußte, daß sie all das, was es zu sehen gab, auch sehen würde. Und wenn es eine Ewigkeit dauerte. Sie hatte diese Zeit. Eine unendlich^ Spanne Leben lag vor ihr.
    Nadja erreichte das Ende des Steges und setzte sich. Die Füße ließ sie in die Unendlichkeit hinausbaumeln. Vielleicht war es die Zukunft, die sie sah, als unendlich kompliziertes Spiel aus winzigen Lichtern. Oder es war ein Momentausschnitt der Schöpfung, als alles gerade erst begonnen hatte. Leben ... Sie spürte, wie es entstand und vernichtet wurde, als ewiger Prozeß.
    Zwei Minuten. Eine. Ich denke nicht mehr an dich, Mila. Du bist ein Nichts. Sowenig wie ich.
    Was sind zwei Minuten ?Eine... Keine mehr... Ich spüre deine Panik nicht.
    Eine Ewigkeit lang saß sie so da. Reglos, auf die Augen und den Geist reduziert.
    Dann etwas anderes: Nadja hörte, wie dumpfe Schritte sich ihrem Platz auf der Brücke näherten, und ohne den Kopf zu wenden, erkannte sie am schleppenden, erschöpften Rhythmus Mila. Viel zu lang allein, Schwester. Ich weiß es ja. Ich fühle das Echo von Schmerz. Voltagos Wadenblöcke dagegen berührten den Boden nicht. Sie wußte, daß sie ihn nicht hören konnte, und doch spürte sie ein Pulsieren, das sich mit Milas Schritten mischte. „Kommt", flüsterte sie. Ihr war, als fülle der geringe Laut den gesamten Kosmos. „Kommt her und setzt euch zu mir."
    Sie schaute hinaus in das irrlichternde Treiben, das sich nur an manchen Punkten für Bruchteile von Sekunden verfestigte. Ein bißchen Atem schickte sie hinaus, ließ die Blasen sich verfestigen und als Galaxien durch die Protomaterie treiben. „Eine Brücke im Universum", murmelte sie. „Dieser Steg verbindet alle Orte miteinander.
    Jede Zeit und jedes Wesen, alles, was lebt, und alles, was gestorben ist."
    „Steh auf!" sagte hinter ihr mit harter Stimme Voltago. „Was?"
    Nadja flüsterte nur. „Steh auf, Mensch!"
    Und die Art, wie er das Wort betonte, ließ sie unwillkürlich die Knie anziehen.
    Nadja zog ihre baumelnden Füße langsam aus dem Sumpf, der die Protomaterie des Universums darstellte. Es war, als bliebe ihr Leben dort unten zurück oder jedenfalls das, was man ihre Seele nannte. Nadja wußte, daß sie der Brücke ins Universum für alle Zeiten verbunden war. „Warum?" fragte sie. „Warum bleiben wir nicht? Ein paar Stunden nur..."
    „Man erwartet uns. Wir haben keine Zeit."
    „Zeit?" wiederholte sie dumpf. „Das hier ist ein zeitloser Ort. Wir könnten tausend Jahre bleiben."
    Als sich Nadja erhob und umwandte, schwebte Voltago so reglos wie immer neben Mila, nur eine Handbreit über dem Boden. Sein Gesicht jedoch hatte sich in eine formlose, schmelzende Grimasse verwandelt. Sie konnte spüren, daß die Brücke ihn quälte, daß der Anblick des Universums ihm fürchterliche Schmerzen zufügte. In die Formation der Spindeln geriet Unruhe, sie tanzten auf und ab. „Komm, Nadja. Dieser Ort ist nicht für dich bestimmt. Du mußt ihn für immer verlassen."
    „Die Brücke ist nicht wirklich hier."
    „Nein. Es ist nur eine Spiegelung."
    „Warum dann die Eile?"
    „Ich sagte es. Bezweifle meine Worte nicht. Eines Tages wird jemand diese Brücke ins Universum betreten, der größer ist als du. Ich hoffe, daß es Perry Rhodan sein wird. Ich weiß es... Aber an ihrem wahren Ort. Nicht du, Nadja."
    Sie warf einen letzten Blick ins formlose Meer der Schöpfung. Nadja schaute kurz in ihren eigenen Geist, und sie wunderte sich, so viel Sehnsucht darin zu entdecken.
    Voltago legte ihr eine tonnenschwere Hand auf die Schulter. „Jetzt, Nadja."
    „Nicht... Bitte nicht!"
    „Komm. Weil ich sonst sterben muß."
    Die grauenhafte Verformung seines Gesichtes hatte auf den Hals und die Schultern übergegriffen. Voltago zog die beiden Spiegelschwestern mit sich. Mit jedem Schritt schien der Weg länger, der bis zum Anfang der Brücke vor ihnen lag. Ein Sumpf, ja. Sie brauchten fünfzehn Minuten, bis sie die letzte Graphitbohle überquerten.
    Voltago führte sie mit einem einzigen Schritt an den Ausgangspunkt zurück. Dreizehn Welten hatten sie besucht, und mit sich

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