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1677 - Durchgang zur Spiegelwelt

Titel: 1677 - Durchgang zur Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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des Bauwerks in Schwingungen versetzte. Sie konnte es nicht sehen, sondern nahm das Ergebnis über feinste Antennen in ihrem Innersten wahr.
    Vielleicht, weil sie wie Mila über psionische Energie verfügte? Weil auch sie eine Mutantin war, nur eben auf eigene Weise?
    In ihr wuchs übermäßiges Verlangen. Näher an den Dom ... Und wenn es nur um einen einzigen Schritt war, um die Prozession aus anderer Warte zu verfolgen.
    Mila! Voltago! Wo bleibt ihr?
    Nadja kam nicht dagegen an. Dreizehn hatte seinen eigenen Zauber. Sie war sicher, daß keinerlei Gefahr drohte. Nicht an diesem beinahe heiligen Ort.
    Mit nur einem einzigen Schritt bewegte sich Nadja nach vorn, näher heran. Und doch trat genau das Gegenteil von dem ein, was sie sich erhoffte. Vor ihren Augen verschwanden die Landschaft, die Prozession und der Dom.
    Statt dessen schaute sie auf den Landeplatz eines bizarren Raumschiffs. Das Ding war schwarz, mit violettem Einschlag, sehr flach und vielleicht acht- oder neunhundert Meter lang. Da die Frau keine Vergleichsmöglichkeit hatte, war das schwer zu schätzen. Sie erkannte weder Waffen noch Triebwerke oder Antennen; trotzdem wußte sie genau, daß sie verschwinden mußte, so schnell wie möglich. Bevor die Wesen im Raumschiff sie bemerkten, falls das möglich war, und sie über eine Dimensionsbrücke holen kamen. Es war ein Hirngespinst, das wußte Nadja. Egal. Aus lauter Panik tat sie einen weiteren Schritt, und zwar an den Ausgangspunkt zurück. Aber es war nicht der Dom Kesdschan, den sie erreichte, sondern etwas völlig anderes. In einer Wüste aus hellbraunem Sand, halb unter feinkörnigem Mull verschüttet, lagerte eine Form, die sie kannte. Als habe jemand zwei Hüte mit den Krempen gegeneinandergestülpt... Das war das Humanidrom von Lokvorth. Oder ein zerstörtes, verkleinertes Abbild davon. Was es hier in der Wüste zu suchen hatte? Nadja hatte keine Ahnung. In ihrem Schädel schwirrte alles.
    Denken wir daran, daß wir auf Noman erwartet werden. Du, Nadja, bewegst dich um keinen Preis weg!
    Drei Minuten maximal, schätzte sie.
    Dann waren Mila und Voltago zurück, und sie wäre verschwunden.
    Da sie sich für keine Richtung entscheiden konnte, trat Nadja hilflos auf der Stelle - und löste sogar damit einen Ortswechsel aus. Eine Fabrik im Weltraum, inmitten sternenloser Leere und doch auf Dreizehn gelegen. Dann ein weites, spärlich bebautes Areal auf einer-Sauerstoffwelt, von einer lückenlosen Stadt umgeben. Der Turm in der Mitte war zweihundert Meter hoch und strahlte auf ganz ähnliche Weise wie der Dom Kesdschan psionische Energie aus. Davor bewegten sich Geschöpfe, wie sie nie vorher welche gesehen hatte. Oder? Hatten Menschen schon einmal Kontakt zu solchen Wesen gehabt, und sie erinnerte sich nur nicht?
    Die Wesen waren etwa eineinhalb Meter groß, auf biegsamen Teleskophälsen saßen kugelförmige, borkig rote Köpfe. Zusammen bildeten sie den wunderbarsten Chor, den Nadja in ihrem Leben je gehört hatte. Feiner als gäanische Choräle, gewaltiger als Schlachtgesang von Ertrus. Mila. Du bist so weit entfernt. Ich spüre dich nicht mehr.
    Nadja hätte einiges darum gegeben, hätte sie weiterhin dem Chor lauschen können. Daß sie so etwas nie wieder in ihrem Leben hören würde, spürte sie. Widerwillig trat sie beiseite, in den nächsten Abschnitt der Spiegelwelt. Vor ihr öffnete sich der Zugang zu einem scheinbar endlosen Steg. Die Lauffläche bestand aus Holzbohlen, wirkte bei näherem Hinsehen jedoch wie massives Graphit in Balkenform. Obwohl der Steg mit dem Hang allmählich ansteigen mußte, sah er völlig eben aus. Nicht nur das: An den Seiten verschwanden Trägerbohlen wie in tiefem Wasser. Als ginge es an dieser Stelle nicht auf-, sondern abwärts. „Schon wieder falsch, verdammt!"
    Nadja war den Tränen nahe. Sie hatte das schreckliche Gefühl, sich mit jedem vergeblichen Schritt weiter vom Ausgangspunkt zu entfernen.
    Aber dieser Steg, das spürte sie mit einemmal, war anders als die übrigen Objekte von Dreizehn. Diesen Steg konnte sie betreten. Nadja konnte nichts dagegen tun. Sie betrat die schmale Brücke mit einem einzigen Schritt. Endlich einmal kein Ortswechsel, endlich erreichte sie das Ziel so, wie sie es anvisiert hatte. Unter ihren Füßen vibrierte der Boden. Und dahinten, am Ende der Brücke, verblaßte die Gluthölle des Planeten. Jede Brücke verbindet zwei Orte miteinander. So war es auch in diesem Fall. Der eine Ort, das war Dreizehn. Und der andere ...
    Die

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